Archer Jeffrey
Du dich?«
»Natürlich. Drei Leute wurden verhaftet. Laß mich nachdenken.« Sandberg machte eine Pause. »Sie wurden alle als unverdächtig entlassen. Einer kam 1980 bei einem Autounfall um, ein anderer wurde bei einer Rauferei in San Franzisko schwer verletzt und starb 1981, der dritte verschwand voriges Jahr unter rätselhaften Umständen. Ich bin sicher, es war wieder eine Verschwörung.«
»Wer war es diesmal?«
»Die Mafia wollte Ted Kennedy 1976 aus dem Weg schaffen, um eine Untersuchung des Todes der beiden Gangster Sam Giancana und John Roselli zu verhindern, und jetzt hegt man dort keine besonders Vorliebe für Präsidentin Kane und die Art, wie sie das Waffenkontrollgesetz anpackt.«
»Mafia? Waffenkontrolle? Wo finde ich alle Fakten?« fragte Mark.
»Ich kann dir nur sagen, weder im Warren-Report noch in einer späteren Untersuchung. Das beste ist, du kaufst dir das Buch Yankee and Cowboy von Carl Oglesby, da steht alles drin.«
Mark notierte den Titel.
»Danke für deine Hilfe, Jay. Wenn ich nicht alles finde, werde ich mich wieder an dich wenden. Wie geht’s in New York?«
»Ach, ausgezeichnet. Ich bin einer von etwa einer Million Anwälten, die für ein enormes Honorar die Verfassung interpretieren. Wir sollten uns wieder einmal sehen, Mark.«
»Klar, sobald ich wieder nach New York komme.«
Nachdenklich kehrte Mark in die Bibliothek zurück. Es konnte der CIA sein, es konnte die Mafia sein, es konnte ein Narr sein – es konnte jeder sein. Er verlangte das Buch von Carl Oglesby und erhielt einen zerlesenen Band, der auseinanderzufallen drohte. Es würde eine interessante Lektüre werden, aber jetzt mußte er sich wieder seiner dringendsten Aufgabe zuwenden, den Lebensläufen der Senatoren. Er verbrachte zwei weitere Stunden damit, Senatoren von der Verdächtigtenliste zu streichen oder ein Motiv zu finden, warum einer von ihnen Präsidentin Kane beseitigen wollte; die Suche erwies sich als unergiebig.
»Sie müssen jetzt gehen, Sir«, sagte eine junge Bibliothekarin, die einen Stoß Bücher auf den Armen trug. Sie wollte sichtlich nach Hause. »Wir schließen leider um sieben Uhr dreißig.«
»Gönnen Sie mir noch zwei Minuten? Ich bin beinahe fertig.«
»Gern«, erwiderte sie und stolperte unter der Last der Senatsberichte 1971 – 1973 davon, die kaum jemand außer ihr selbst je in die Hand nehmen würde.
Mark überflog seine Notizen. Unter den zweiundsechzig »Verdächtigen« fanden sich ein paar bekannte Namen; Männer wie Granston aus Kalifornien, der oft als Fraktionsführer der liberalen Senatoren bezeichnet wurde; Ralph Brooks aus Massachusetts, den Florentyna Kane auf dem Parteikonvent der Demokraten besiegt hatte; der Sprecher der Mehrheit, Robert C. Byrd aus West Virginia; Henry Dexter aus Connecticut, Elizabeths Vater – Mark Dexter aus Connecticut, Elizabeths Vater – Mark scha uderte bei dem Gedanken. Sam Nunn, der geachtete Senator von Georgia; Robert Harrison aus South Carolina, ein weltgewandter, gebildeter Mann, der den Ruf eines geschickten Parlamentariers genoß; Marvin Thornton, der 1980 Edward Kennedys Sitz übernommen hatte; Mark O. Hatfield, der liberale, fromme Republikaner aus Oregon; Hayden Woodson aus Arkansas, einer aus der neuen republikanischen Clique des Südens, William Cain aus Nebraska, überzeugter Konservativer, der sich 1980 als Unabhängiger um die Präsidentschaft beworben hatte; und Birch Bayh aus Indiana, der Mann, der Ted Kennedy 1967 aus einem Flugzeugwrack gezerrt und ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Zweiundsechzig verdächtige Männer, überlegte Mark, und noch sechs Tage Zeit. Und die Beweise mußten unumstößlich sein. Heute konnte er kaum mehr etwas tun.
Alle Regierungsgebäude schlossen ihre Pforten. Er hoffte nur, daß der Direktor ebensoviel erledigt hatte und die zweiundsechzig Namen rasch auf eine vernünftige Zahl reduzieren würde. Zweiundsechzig Namen – sechs Tage.
Er ging zu seinem Auto auf dem öffentlichen Parkplatz. Sechs Dollar am Tag für das Vergnügen, im Urlaub zu sein. Er bezahlte den Aufseher und fuhr in die Pennsylvania Avenue. Über die Neunte Straße kam er zu seinem Apartment in der N-Street im Südwesten der Stadt. Der dichte Verkehr der Stoßzeit war bereits vorüber. Simon empfing ihn, und Mark warf ihm die Schlüssel zu. »Sobald ich mich umgezogen habe, gehe ich wieder fort«, rief ihm Mark über die Schulter zu, während er zu seiner Wohnung im achten Stock hinauffuhr.
Er duschte rasch, rasierte sich und
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