Archer Jeffrey
dem Parkett, auf dem die Show stattfinden würde, doch Mark zog einen Tisch im Hintergrund vor. Ohne Elizabeth zu fragen, wo sie sitzen wolle, setzte er sich mit dem Rücken zur Wand; er stammelte eine lahme Ausrede, daß er lieber weit weg vom Lärm säße, um sich mit ihr unterhalten zu können. Mark war überzeugt, daß dieses Mädchen nicht auf sein Gerede hereinfiel; sie wußte, daß etwas nicht in Ordnung war, und spürte seine Nervosität, aber sie drang nicht weiter in ihn.
Ein junger Kellner fragte, ob sie einen Cocktail wollten. Elizabeth bestellte einen Margarita, Mark einen Spritzer.
»Was ist ein Spritzer?« erkundigte sich Elizabeth.
»Nicht sehr spanisch: halb Weißwein, halb Soda, und viel Eis. Eine Art James Bond des kleinen Mannes.«
Sie lachte.
Die angenehme Atmosphäre des Restaurants milderte Marks Nervorsität; zum erstenmal innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden entspannte er sich. Sie unterhielten sich über Filme, Musik, über Bücher und über Yale. Ihr Gesicht, manchmal lebhaft, manchmal ruhig, sah im Kerzenlicht bezaubernd aus. Mark war hingerissen. Trotz ihrer Intelligenz und Selbstsicherheit wirkte sie zart und rührend.
Mark erkundigte sich, warum ihr Vater Senator geworden sei, fragte nach dessen Karriere und ihrer Kindheit in Connecticut. Das Thema schien ihr zu mißfallen. Mark konnte nicht vergessen, daß ihr Vater noch auf der Liste der Verdächtigen stand. Elizabeth vermied es, ihm in die Augen zu schauen, und wurde sogar ein wenig blaß, wie ihm schien. Zum ersten Mal fiel ein Schatten von Mißtrauen auf seine wunderbare Vision des Mädchens und bedrückte ihn einen Moment. Sie kennenzulernen, war das Beste, das ihm seit einer ganzen Weile widerfahren war, und er wollte ihr nicht mißtrauen. War es denkbar? Konnte sie etwas damit zu tun haben? Nein, natürlich nicht. Er versuchte den Gedanken zu verdrängen.
Die spanischen Künstler traten auf und tanzten mit Hingabe. Mark und Elizabeth hörten und schauten zu, der Lärm machte jede Unterhaltung unmöglich. Mark war zufrieden, einfach mit ihr zusammenzusein; ihr Gesicht war abgewandt, während sie den Tänzern zuschaute. Als die Show zu Ende war, hatten sie auch ihre Paella verspeist. Sie bestellten Dessert und Kaffee.
»Möchten Sie eine Zigarre?«
Elizabeth lächelte. »Nein, danke. Wir brauchen nicht auch eure schlechten Eigenschaften nachzuäffen, wie eure guten.«
»Sie werden also der erste weibliche Generalarzt werden, nehme ich an?« sagte Mark.
»Nein«, erwiderte sie bescheiden, »ich werde vermutlich der zweite oder dritte sein.«
Mark lachte. »Ich sollte wohl besser ins Büro zurückgehen und eine Heldentat vollbringen. Nur um mit Ihnen Schritt zu halten.«
»Es kann auch eine Frau sein, die Sie davon abhält, Direktor des FBI zu werden«, fügte Elizabeth hinzu.
»Nein, es wird keine Frau sein, die mich davon abhält, Direktor des FBI zu werden«, antwortete Mark, erklärte seine Bemerkung aber nicht näher.
»Der Kaffee, Senorita, Senor.«
Wenn Mark sich jemals gewünscht hatte, mit einer Frau gleich nach dem ersten Rendezvous ins Bett zu gehen, so war es heute. Er wußte jedoch, daß es nicht dazu kommen würde.
Er bezahlte, gab dem Kellner ein großzügiges Trinkgeld und gratulierte dem Mädchen von der Show, das in einer Ecke saß und Kaffee trank, zu seiner Darbietung.
Die Nacht war kühl. Wieder blickte Mark sich nervös um und versuchte, es vor Elizabeth zu verbergen. Als sie die Straße überquerten, nahm er ihre Hand und ließ sie auch nicht mehr los, als sie die andere Seite erreichten. Sie gingen weiter, plauderten und schwiegen und wußten beide, was los war. Er wollte sie sehr gerne in die Arme ne hmen. In letzter Zeit hatte er eine Menge Frauen kennengelernt, aber er hatte keine bei der Hand genommen – weder vorher noch nachher. Allmählich verdüsterte sich seine Stimmung wieder; vielleicht machte ihn die Angst zu sentimental.
Hinter ihnen fuhr ein Auto. Mark erstarrte. Elizabeth schien nichts zu bemerken. Das Auto wurde langsamer. Je näher es kam, desto langsamer wurde es. Es hielt neben ihnen an. Mark öffnete den mittleren Jackenknopf. Er ha tte mehr Angst um Elizabeth als um sich selbst. Plötzlich öffneten sich die Wagentüren und vier Teenager sprangen heraus, zwei Mädchen und zwei Jungen; sie gingen in ein Hamburgerrestaurant. Schweißperlen traten auf Marks Stirn. Ere ließ Elizabeths Hand los. Sie starrte ihn an. »Irgend etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung, nicht
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