Archer Jeffrey
routinemäßig dem Secret Service gemeldet. Wenn das FBI nichts berichtet hat, so bedeutet das …«
»Es kann bedeuten, daß sie überhaupt nichts wissen«, sagte der Vorsitzende mit Nachdruck. »Ich sagte Ihnen bereits, daß Sie der Sache nachgehen sollen. Lassen Sie jetzt den Senator eine wichtigere Frage beantworten: Würden die Leute vom FBI die Präsidentin informieren, wenn sie alle Einzelheiten wüßten?«
Der Senator zögerte. »Nein, ich glaube nicht. Oder nur, wenn sie mit absoluter Sicherheit von einer Gefahr an einem bestimmten Tag wüßten. Sonst würden sie wie geplant weitermachen. Wenn man jede Drohung oder jede Andeutung einer Drohung ernst nähme, dürfte die Präsidentin nie das Weiße Haus verlassen. Der letztjährige Bericht des Secret Service an den Kongreß enthielt 1572 Morddrohungen gegen die Präsidentin, aber tatsächlich weiß man von keinem einzigen Versuch.«
Der Vorsitzende nickte. »Entweder sie wissen alles, oder sie wissen nichts.«
Matson blieb hartnäckig. »Ich bin immer noch Mitglied der Vereinigung ehemaliger Spezialagenten, und ich war gestern bei einer Zusammenkunft. Niemand wußte etwas. Irgend jemand müßte etwas erfahren haben. Später nahm ich einen Drink mit Grant Nanna, meinem alten Boß im Washington Field Office, und er schien beinahe desinteressiert, was ich seltsam fand. Ich dachte, Stames sei einer seiner Freunde gewesen; natürlich konnte ich nicht in ihn dringen, denn Stames gehörte nicht zu meinen Freunden. Ich bin immer noch beunruhigt. Es paßt nicht ins Bild, daß Stames ins Krankenhaus fuhr und daß niemand im Bureau seinen Tod erwähnt.«
»Okay, okay«, sagte der Vorsitzende. »Wenn wir sie nicht am 10. März erwischen, können wir es gleich aufgeben. Wir fahren fort, als sei nichts geschehen, außer wir hören irgendwelche Gerüchte – das ist Ihre Aufgabe, Ma tson. Wenn Sie uns nicht daran hindern, werden wir am vereinbarten Tag dort sein. Weiter in der Tagesordnung! Zuerst werde ich über Kanes Programm für diesen Tag berichten. Kane« – außer dem Senator nannte sie keiner der Anwesenden Präsidentin – »verläßt das Weiße Haus um punkt zehn Uhr, um zehn Uhr drei fährt sie am FBIGebäude vorbei und ist um zehn Uhr fünf am Peace Monument an der nordwestlichen Ecke des Kapitels. Um zehn Uhr sechs steigt sie an der Ostfront des Kapitols aus dem Wagen. Für gewöhnlich benützt sie den Privateingang, aber der Senator hat uns versichert, daß sie aus diesem Besuch alles herausholen will, was nur an Pomp drin ist. Sie braucht fünfundvierzig Sekunden, um vom Auto bis zu den Stufen des Kapitols zu gehen. Wir wissen, daß Xan die Sache spielend in fünfundvierzig Sekunden erledigen kann. Ich werde an der Ecke Pennsylvania Avenue stehen, wenn die Kane am FBI-Gebäude vorbeifährt. Für alle Fälle wird Tony dort mit einem Auto warten, und der Senator wird sich auf der Treppe des Kapitols bereithalten, um sie aufzuhalten, falls wir mehr Zeit benötigen. Die wichtigste Aufgabe fällt Xan zu; wir haben sie auf den Bruchteil einer Sekunde ausgearbeitet. Hören Sie zu, und zwar sorgfältig. Ich habe Xan eine Arbeit beim Bautrupp verschafft, der an der Renovierung der Westfassade des Kapitols arbeitet. Sie können mir glauben, daß es bei dieser Gewerkschaft nicht einfach war, für einen Asiaten einen Arbeitsplatz zu bekommen. Fahren Sie fort, Xan.«
Xan schaute auf. Seit er vorhin seinen Bericht beendet hatte, hatte er kein Wort gesagt.
»Bauarbeiten an der Westseite des Kapitols sind seit beinahe sechs Monaten im Gang. Niemand interessiert sich mehr dafür als Kane. Sie will sie bei der Wiederwahl fertig haben.« Er grinste. Alle blickten den kleinen Mann an. »Ich arbeite seit mehr als vier Wochen beim Bautrupp. Ich prüfe alle Baumaterialien, die auf Baustelle kommen, das heißt, ich bin im Baubüro. Von dort aus ist es nicht schwer, die Bewegungen von allen zu sehen, die mit Bauarbeit in Verbindung sind. Die Wachen sind nicht vom FBI, nicht vom Secret Service oder CIA, sondern vom Sicherheitsdienst der Regierungsbauten. Sie sind meistens viel älter als normale Agenten, manchmal schon im Ruhestand. Im ganzen gibt es sechzehn, und sie arbeiten zu viert in vier Schichten. Ich weiß, wo sie trinken, rauchen, Karten spielen, alles; im Augenblick ist niemand sehr interessiert an Baustelle, weil sie an der abgelegensten Seite des Kapitols liegt. Ein paar kleine Diebstähle, aber sonst nichts, was die Wachen interessiert.« Alle lauschten Xan mit
Weitere Kostenlose Bücher