Archer Jeffrey
Polizist.
»Mögen Sie italienische Küche?« Er wartete Marks Antwort nicht ab. »Ich führe Sie in eines von Nicks Lieblingslokalen.« Er ging sofort los und Mark folgte ihm schweigend und etwas zaudernd, als Stampouzis an sämtlichen Restaurant-Eingängen vorbeilief. Plötzlich verschwand Stampouzis in einem Haustor. Mark trat hinter ihm in eine dreckige Bar voller Männer, die an der Theke lehnten und offenbar großen Durst hatten. Männer, auf die zu Hause keine Frau wartete, oder eine Frau, die sie, falls sie wartete, nicht sehen wollten.
Sie gingen durch die Bar durch und kamen in ein sauberes Restaurant mit rohen Ziegelwänden. Ein großer schlanker Italiener führte sie zu einem Ecktisch; offenbar war Stampouzis Stammgast. Die Speisekarte ignorierte er.
»Ich empfehle marinierte Krabben. Nachher müssen Sie selber wählen.« Mark folgte seinem Rat und bestellte danach eine Piccata al limone und eine halbe Karaffe Chianti. Stampouzis trank Fruchtsaft. Während sie aßen, sprachen sie nur über Belangloses. Nach zwei Jahren unter Nick Stames kannte Mark die Südländer – die Freude an einer guten Mahlzeit darf nie durch Geschäftliches getrübt werden. Auch wußte er, daß Stampouzis ihn erst taxieren mußte, und Mark wollte sein Vertrauen gewinnen. Nachdem Stampouzis eine riesige Portion Zabaglione vertilgt und einen doppelten Espresso mit Sambuca bestellt hatte, schaute er Mark an und wurde ernst.
»Sie haben für einen großartigen Mann gearbeitet, einen außergewöhnlichen Mann des Gesetzes. Wäre nur ein Zehntel der FBI- Beamten so pflichtbewußt und intelligent wie Nick Stames, hätten Sie es in dem Ziegelkolosseum viel besser.«
Mark blickte ihn an und setzte zum Sprechen an.
»Nein, sagen Sie nichts über Nick. Sie sind seinetwegen hier. Und verlangen Sie nicht, daß ich meine Meinung über das Bureau ändere. Ich war mehr als dreißig Jahre Polizeireporter und die einzige Veränderung, die ich beim FBI und bei der Mafia feststellen konnte, ist, daß beide größer und stärker geworden sind.« Er goß den Sambuca in den Kaffee und schlürfte genußvoll. »Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Alles muß streng vertraulich bleiben«, sagte Mark.
»Einverstanden«, erwiderte Stampouzis. »Um Ihret- und um meinetwillen.«
»Ich habe zwei Fragen. Erstens, gibt es Senatoren, die Verbindungen mit dem organisierten Verbrechen haben, und zweitens, wie stellt sich die Mafia zum Waffenko ntrollgesetz?«
»Mein Gott, das ist alles? Ich weiß nicht, womit ich beginnen soll. Die erste Frage ist leichter zu beantworten, denn in Wahrheit steht die Hälfte der Senatoren in loser Verbindung zum organisierten Verbrechen, das ich jetzt Mafia nennen will, wie überholt die Bezeichnung auch sein mag. Manche realisieren es gar nicht, aber wenn man die Annahme von Wahlspenden von Geschäftsleuten und großen Unternehmen, die direkt oder indirekt mit dem organisierten Verbrechen zu tun haben, kriminell nennt, dann ist letztlich jeder Präsident ein Verbrecher. Wenn die Mafia aber einen Senator braucht, dann nimmt sie durch einen Mittelsmann mit ihm Kontakt auf, und selbst das kommt selten vor.«
»Warum?« erkundigte sich Mark.
»Die Mafia braucht Beziehungen auf der bundesstaatlichen Ebene, vor Gericht, bei Geschäftstransaktionen und so weiter. Sie ist nicht interessiert an Verträgen mit Ausländern oder an solchen, die die Zustimmung des Obersten Gerichtshofes erfordern. Allgemeiner gesagt: Es gibt Senatoren, die ihren Erfolg einer Verbindung mit der Mafia verdanken, jene, die als Richter bei Zivilgerichten oder als Abgeordnete angefangen haben und direkt von der Mafia finanziell unterstützt wurden. Es ist möglich, daß sie sich dessen nicht bewußt waren; manche Leute sind nicht besonders wählerisch, wenn sie gewählt werden wollen. Dazu kommen Fälle wie Arizona und Nevada, wo die Mafia legale Geschäfte betreibt; aber gnade Gott jedem Außenstehenden, der da mitnaschen möchte. Schließlich müssen wir bei den Demokraten die Gewerkschaften berücksichtigen, insbesondere die Teamsters Union. Bitte Mark, das sind dreißig Jahre Erfahrung auf zehn Minuten komprimiert.«
»Großartiger Background, aber jetzt komme ich zum speziellen Teil. Wenn ich Ihnen fünfzehn Senatoren ne nne, können Sie mir dann sagen, in welche der erwähnten Kategorien sie gehören?« fragte Mark.
»Vielleicht. Versuchen wir es. Ich erzähle Ihnen, was ich verantworten kann. Versuchen Sie nicht, mehr aus mir
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