Archer Jeffrey
Rest des Vormittags und den Nachmittag verbrachte er damit, sämtliche Sekretärinnen der zweiundsechzig Senatoren, die am 24. Februar in Washington gewesen waren, anzurufen. Der Haufen Vierteldollar-Stücke wurde allmählich kleiner. Alle Sekretärinnen zeigten sich erfreut, daß ihr Senator zu einer Konferenz über Umweltfragen eingeladen wurde; der Direktor wußte, was er tat. Nach dem zweiundsechzigsten Telefonat war Mark halbtaub. Er betrachtete seine Aufzeichnungen: Dreißig Senatoren ha tten im Büro oder mit ihren Wählern gegessen, fünfzehn hatten ihren Sekretärinnen nicht gesagt, wo sie essen würden, oder eine vage Verabredung erwähnt. Siebzehn hatten an Veranstaltungen teilgenommen, die von irgendwelchen Klubs organisiert waren. Eine Sekretärin glaubte sich sogar zu erinnern, daß ihr Chef am 24. Februar an der Konferenz und dem Arbeitsessen über Umweltfragen teilgenommen hatte. Darauf hatte Mark wirklich keine Antwort gewußt.
Mit Hilfe des Direktors hatte er die Zahl der verdächtigen Senatoren auf fünfzehn reduziert. Er kehrte in die Kongreßbibliothek zurück, in den stillen Raum mit den Nachschlagewerken. Die Bibliothekarin fand seine vielen Fragen über bestimmte Senatoren, Komitees und Senatssitzungen ganz natürlich; sie war an Studenten gewöhnt, die ebenso viele Auskünfte verlangten, in der Regel aber wesentlich weniger höflich waren. Mark ging zum Regal mit dem Congressional Record zurück. Die Protokolle vom 24. Februar zu finden, war einfach; das vom 24. Februar war das einzige benutzte. Mark überprüfte die fünfzehn übriggebliebenen Namen. An diesem Tag hatte der Ausschuß für die Auswärtigen Angelegenheiten getagt; drei verdächtige Senatoren waren Mitglieder dieses Ausschusses, und laut Protokoll hatten alle drei das Wort ergriffen. Im Senat selbst waren an diesem Tag zwei Fragen debattiert worden: die Bereitstellung von Mitteln des Energieministeriums für die Sonnenenergie-Forschung und das Waffengesetz. Einige der übrigen zwölf Senatoren hatten sich zu dem einen oder zu beiden Themen geäußert; verdammt, es gab keine Möglichkeit, auch nur einen einzigen zu eliminieren. Er schrieb die fünfzehn Namen auf ebenso viele Bogen Papier und ging noch einmal jeden Tag vom 24. Februar bis zum 3. März durch. Neben jedem Namen vermerkte er die Anwesenheit oder Abwesenheit des Senators im Senat. In mühevoller Kleinarbeit versuchte er mit Hilfe der Prorokolle den Tagesablauf der Senatoren zu rekonstruieren – es blieben viele Lücken. Offe nsichtlich verbringen die Senatoren nicht allzuviel Zeit im Senat, dachte er.
Die junge Bibliothekarin stand neben ihm. Mark schaute auf die Uhr: sieben Uhr dreißig. Es war Zeit, die Senatoren zu vergessen und Elizabeth zu sehen. Er rief sie zu Hause an.
»Hallo, schöne Lady. Ich glaube, es ist wieder Essenszeit. Seit dem Frühstück habe ich nichts im Magen. Wollen Sie sich meines geschwächten Zustands erbarmen und mit mir essen gehen, Frau Doktor?«
»Ob ich was mit Ihnen mache, Mark? Ich habe eben mein Haar gewaschen. Ich glaube, ich habe Seife in den Ohren.«
»Mit mir essen gehen, sagte ich. Das genügt mir im Augenblick. Später fällt mir vielleicht noch mehr ein.«
»Vielleicht sage ich später nein«, antwortete sie fröhlich. »Wie steht’s mit der Atmung?«
»Nicht schlecht, aber wenn ich weiter an das denke, woran ich im Augenblick denke, könnte ich Wallungen bekommen.« »Soll ich kaltes Wasser ins Telefon schü tten?« »Nein, nur mit mir essen gehen. In einer halben Stunde hole ich Sie ab, ob Ihr Haar trocken ist oder naß.«
Sie gingen ins Mr. Smith, einem kleinen Restaurant in Georgetown. Mark war im Sommer dort gewesen, als man im Garten sitzen konnte. Das Lokal war voll mit jungen Leuten. Es war genau der richtige Platz, um sich in Ruhe zu unterhalten.
»Mein Gott«, sagte Elizabeth, »das ist ja wie im College; ich dachte, das hätten wir hinter uns.«
Mark lächelte: »Freut mich, daß es Ihnen gefällt.«
»Man weiß genau, was einen erwartet; auf ländlich getrimmte Holzfußböden, plumpe Holztische, Topfpflanzen, Flötensonaten von Bach. Das nächste Mal werden wir zu McDonalds gehen!«
Mark fiel keine passende Antwort ein, und er vertiefte sich in die Speisekarte.
»Können Sie sich vorstellen, daß ich vier Jahre in Yale war und immer noch nicht weiß, was Ratatouille ist?«, sagte Elizabeth.
»Ich weiß, wie es ist, aber ich kann es nicht aussprechen.«
Sie bestellten beide Huhn mit gebackenen Kartoffeln und
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