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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attentat
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er ist ein viel zu gerissener Profi, um das zu riskieren.«
Mark stimmte zu. »Ein gerissener Profi«, wiederholte er.
Das rote Licht der Sprechanlage blinkte.
»Ja, Mrs. McGregor?«
»Sie werden zu spät zu Ihrer Verabredung mit Senator Hart kommen.«
»Danke, Mrs. McGregor.« Er legte den Hörer auf. »Kommen Sie morgen um die gleiche Zeit, Mark.« Es war das erste Mal, daß er ihn Mark nannte. »Lassen Sie nichts unversucht, wir haben nur mehr vier Tage.«
Mark fuhr mit dem Aufzug hinunter und verließ das Gebäude auf seinem üblichen Weg. Daß man ihm auf der anderen Straßenseite folgte, bemerkte er nicht. Er ging ins Senatsgebäude und meldete sich bei den Personaldirektoren der beiden Ausschüsse an. Sie konnten ihn frühestens am nächsten Morgen empfangen. Mark kehrte in die Kongreßbibliothek zurück, um die Lebensläufe der sieben auf der Liste verbliebenen Senatoren noch einmal gründlich zu studieren. Es waren Männer aus den verschiedensten Bundesstaaten, die nur wenig Gemeinsames hatten; einer unterschied sich in einem Punkt wesentlich von den sechs anderen, aber welcher war es? Nunn – der paßte nicht. Thornton? Stampouzis mochte ihn offensichtlich nicht, aber was bewies das? – Stampouzis hatte gesagt, daß er gegen das Waffengesetz sei, aber schließlich war der halbe Senat dagegen. Dexter – welcher Art waren die Schwierigkeiten, von denen Stampouzis nicht sprechen wollte? Vielleicht konnte Elizabeth ihm am Abend etwas darüber erzählen. Ralph Brooks – ein merkwürdig getrieben wirkender, leidenschaftlicher Mann, der Kane bestimmt nicht leiden konnte. Pearson: Wenn er ein Bösewicht war, würde es niemand für möglich halten; seit dreiunddreißig Jahren Senator, im öffentlichen wie im Privatleben immer glaubwürdig und ehrlich.
    Mark seufzte – es war der tiefe Seufzer eines Menschen, der am toten Punkt angelangt war. Er schaute auf die Uhr: zehn Uhr fünfundvierzig. Wenn er pünktlich sein wollte, mußte er sofort gehen. Er gab der Bibliothekarin die verschiedenen Zeitschriften, Kongreßprotokolle und Berichte der Konsumentenschutzorganisationen zurück und eilte über die Straße zum Parkplatz. Rasch fuhr er die Constitution Avenue hinunter und über die Memorial Bridge – wie oft war er diesen Weg in der letzten Woche gefahren? Mark schaute in den Rückspiegel und glaubte, den Wagen, der hinter ihm fuhr, zu erkennen – oder war es nur die Erinnerung an letzten Donnerstag?
    Mark parkte am Straßenrand. Zwei Beamte vom Secret Service hielten ihn an. Er wies sich aus und ging langsam den schmalen Weg entlang zu den hundertfünfzig anderen Trauergästen, die um zwei offene Gräber standen – frisch ausgehoben, um zwei Männer aufzunehmen, die noch vor einer Woche lebendiger gewesen waren als die meisten der Trauernden. Der Vizepräsident und ehemalige Senator Bill Bradley vertrat die Präsidenten. Er stand neben Norma Stames, einer zarten Gestalt in Schwarz, die von ihren beiden Söhnen gestützt wurde. Hank, der ältere Sohn, stand neben einem Hünen, der wohl Barry Calverts Vater war. Neben ihm stand der Direktor, der sich umblickte, Mark sah, ihn aber nicht grüßte. Selbst an offenen Gräbern wurden die Spielregeln eingehalten.
    Pater Gregorys Gewand flatterte ein wenig im kühlen Wind. Der Saum war kotbespritzt, denn es hatte die ganze Nacht geregnet. An seiner Seite stand schweigend in weißem Chorhemd und schwarzer Soutane ein junger Kaplan.
    »Ich bin das Abbild deiner unaussprechlichen Herrlichkeit, obwohl ich die Wunden der Sünde trage«, stimmte Pater Gregory an.
    Die weinende Witwe beugte sich vor und küßte Nick Stames blasse Wange. Der Sarg wurde geschlossen, und während Pater Gregory betete, wurden die beiden Särge langsam hinabgelassen. Mark schaute traurig zu; der da in der Erde verschwand, hätte er sein können; hätte er sein sollen.
    »Gib den Seelen deiner Diener Frieden, oh Herr, dort, wo es keine Krankheit gibt, keine Schmerzen, keinen Kummer, sondern das ewige Leben.«
    Der letzte Segen wurde gesprochen, die Gläubigen bekreuzigten sich, und die Trauergäste gingen auseinander.
Nach dem Gottesdienst sprach Pater Gregory mit großer Wärme von seinem Freund Nick Stames und gab der Hoffnung Ausdruck, daß er und Barry Calvert nicht umsonst gestorben seien; er schien Mark anzublicken, während er das sagte. Mark sah Nanna, Aspirin, Julie und den anonymen Mann an, aber ihm war klar, daß er nicht mit ihnen sprechen sollte. Leise machte er sich aus dem Staub.

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