Archer Jeffrey
Salat.
»Schauen Sie, Mark, dort drüben sitzt dieser schreckliche Senator Thornton mit einem Mädchen, das seine Tochter sein könnte.«
»Vielleicht ist sie seine Tochter.«
»Kein kultivierter Mann würde seine Tochter hierherführen.« Sie lächelte ihn an.
»Er ist mit Ihrem Vater befreundet, nicht wahr?«
»Ja, woher wissen Sie das?« fragte Elizabeth.
»Allgemein bekannt.« Mark bereute seine Frage.
»Nun, ich würde ihn eher als Geschäftsfreund bezeichnen. Er machte sein Vermögen mit Waffenfabriken. Kein angenehmer Zeitgenosse.«
»Aber Ihr Vater ist doch Teilhaber einer Waffenfirma.«
»Daddy? Ja, das hat mir auch sehr mißfallen, aber er gab meinem Großvater die Schuld, der die Firma gegründet hat. Als ich in der Schule war, stritt ich oft mit ihm darüber. Ich forderte ihn auf, seine Anteile zu verkaufen und das Geld in etwas zu investieren, das für alle nützlich wäre.«
»Wie schmeckt’s?« erkundigte sich ein vorbeieilender Kellner.
»Ach, einfach großartig«, antwortete Elizabeth. »Wissen Sie, Mark, früher einmal nannte ich meinen Vater einen Kriegsverbrecher.«
»Ich dachte, er sei gegen den Krieg gewesen.«
»Sie scheinen eine Menge über meinen Vater zu wissen«, sagte Elizabeth und schaute ihn mißtrauisch an.
Nicht genug, dachte Mark, und wieviel könntest du mir tatsächlich sagen? Falls Elizabeth seine Besorgnis fühlte, ließ sie sich nichts anmerken, sondern fuhr fort.
»Er stimmte für die MX-Raketen. Darauf habe ich einen Monat lang nicht mit ihm an einem Tisch gegessen. Nicht, daß er es auch nur bemerkt hätte, glaub ich.«
»Und wie ist Ihre Mutter?« fragte Mark.
»Sie starb, als ich vierzehn war, vielleicht habe ich deshalb eine so enge Beziehung zu meinem Vater.« Sie blickte auf ihre Hände und wollte sichtlich das Thema wechseln. Das dunkle Haar, das über ihre Stirne fiel, schimmerte.
»Sie haben sehr schönes Haar«, sagte Mark leise, »als ich Sie zum erstenmal sah, wollte ich es berühren. Ich möchte es immer noch.«
Sie lächelte. »Mir gefällt lockiges Haar besser.« Das Kinn in die Handfläche gestützt, schaute sie ihn spitzbübisch an. »Mit vierzig Jahren und grauen Schläfen werden Sie fabelhaft aussehen. Vorausgesetzt natürlich, daß Ihnen nicht vorher die Haare ausfallen. Wußten Sie, daß Männer, die auf dem Hinterkopf eine Glatze bekommen, sexy sind? Wer vorne kahl wird, denkt, und Männer, die überhaupt keine Haare mehr haben, denken, daß sie sexy seien.«
»Werden Sie es für einen unanständigen Antrag halten, wenn ich am Hinterkopf eine Glatze bekomme?«
»Ich will ja gerne warten, aber das kann noch lang dauern!«
Auf dem Heimweg blieb er stehen und küßte sie – zuerst zögernd und unsicher, wie sie reagieren würde.
»Ich fühle mich ein wenig schwach in den Knien, Elizabeth«, murmelte er in ihr weiches, warmes Haar. »Was wirst du mit deinem neuesten Opfer tun?«
Sie ging weiter und schwieg eine Weile.
»Ihm ein paar Knieschützer verpassen«, sagte sie.
Sie gingen Hand in Hand – langsam, schweigend, glücklich. Drei nicht sehr romantische Männer folgten ihnen.
Auf der cremefarbenen Couch in dem gemütlichen Wohnzimmer nahm er sie wieder in die Arme.
Die drei unromantischen Männer standen draußen im Schatten und warteten.
Sie saß allein im Oval Office, ging die Klauseln der Gesetzesvorlage durch, eine nach der anderen, und forschte, ob es noch irgendeine Zeile gab, die sie zu Fall bringen konnte, wenn morgen über den Entwurf abgestimmt werden würde.
Plötzlich blickte sie auf; zu ihrer Verblüffung stand ihr Mann vor ihr, eine große Tasse dampfenden Kakao in der Hand.
»Es wird deine Chancen, die da drüben –« er zeigte auf das Kapitol, »zu beeinflussen, nicht mindern, wenn du früh zu Bett gehst.«
Sie lächelte. »Edward, Lieber, wo wäre ich ohne deinen gesunden Menschenverstand?«
8
Sonntag, 6. März 9 Uhr
Mark verbrachte den Sonntagmorgen damit, den Bericht an den Direktor zu beenden. Zuerst räumte er seinen Schreibtisch auf; er konnte nicht richtig denken, wenn nicht alles an seinem Platz lag. Er nahm seine Aufzeichnungen und ordnete sie in logischer Reihenfolge. Um zwei Uhr nachmittags war er damit fertig. Ihm fiel gar nicht auf, daß er keinen Lunch gehabt hatte. Langsam schrieb er die Namen der fünfzehn übriggebliebenen Senatoren nieder: sechs unter der Überschrift Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten, neun unter Waffenkontrollgesetz – Justizausschuß. Er starrte auf die Liste und hoffte auf
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