Archer Jeffrey
Hauseingang und wartete, bis Elliot vorbei war. Dann trat er in den beißend kalten Wind hinaus, der Ohrschützer erforderlich machte, auch wenn man nur einen Häuserblock weit gehen musste. Er langte in die Tasche nach seinem Schal, aber der war nicht da. Fletcher fluchte. Er musste ihn in der Bar gelassen haben. Er würde ihn am nächsten Tag einsammeln. Dann fluchte er erneut, als ihm einfiel, dass Annie ihm den Schal zu Weihnachten geschenkt hatte. Er drehte sich um und ging zurück.
Wieder in der Bar fragte er die Gardrobiere, ob sie einen roten Wollschal gesehen hatte.
»Ja«, erwiderte sie, »er muss aus Ihrem Ärmel gefallen sein, als Sie den Mantel anzogen. Ich habe ihn auf dem Boden gefunden.«
»Danke«, sagte Fletcher. Er drehte sich um und wollte gerade gehen, als er unerwarteterweise Logan immer noch an der Bar sah. Fletcher erstarrte, als er sah, mit wem Logan sich unterhielt.
*
Nat schlief tief und fest.
La Dévaluation Française – drei schlichte Worte versetzten die Magnetstreifen von einem sanften Murmeln in schnatternde Panik. Dreißig Sekunden später klingelte das Telefon neben Nats Bett. Sofort gab er Adrian den Befehl: »Stoß so viele Francs ab wie du kannst.« Er hörte zu und sagte dann: »Dollar.«
Nat konnte sich nicht erinnern, sich in den letzten zehn Jahren jemals nicht rasiert zu haben. An diesem Tag verzichtete er auf eine Rasur.
Su Ling war aufgewacht, als er wenige Minuten später aus dem Badezimmer kam. »Gibt es ein Problem?«, fragte sie und rieb sich die Augen.
»Die Franzosen haben um sieben Prozent abgewertet.« »Ist das gut oder schlecht?«, fragte sie.
»Hängt davon ab, wie viele Francs wir halten. Ich kann erst
eine Einschätzung abgeben, wenn ich an einen Bildschirm komme.«
»In wenigen Jahren wirst du einen auf dem Nachttisch haben, dann müsstest du nicht einmal ins Büro gehen.« Su Ling ließ den Kopf wieder auf das Kissen sinken, als sie sah, wie der Wecker auf 5 Uhr 09 sprang.
Nat nahm den Hörer zur Hand; Adrian war immer noch in der Leitung. »Es wird schwierig, die Francs abzustoßen. Es gibt kaum Käufer abgesehen von der französischen Regierung und die wird nicht mehr lange in der Lage sein, ihre Währung zu stützen.«
»Tausche weiter. Nimm Yen, D-Mark oder Schweizer Franken, sonst nichts. Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir. Ist Steven da?«
»Nein, aber er ist unterwegs. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausfand, in wessen Bett er gerade war.«
Nat lachte nicht, als er den Hörer auflegte. Er beugte sich vor und küsste seine Frau, bevor er zur Tür eilte.
»Du trägst keine Krawatte«, mahnte Su Ling.
»Heute Abend trage ich womöglich nicht einmal mehr ein Hemd«, erwiderte Nat.
Als sie von Boston nach Manhattan gezogen waren, hatte Su Ling eine Wohnung gefunden, die nur eine Taxifahrt von der Wall Street entfernt lag. Mit jeder neuen Prämie konnte sie die vier Zimmer weiter möblieren und dekorieren, so dass Nat bald das Gefühl hatte, Kollegen und sogar einige Mandanten zum Abendessen einladen zu können. Sieben Gemälde – wenige, die ein Laie erkannt hätte – schmückten nun die Wände.
Su Ling fiel wieder in Halbschlaf, nachdem ihr Mann gegangen war. Nat brach mit seiner Gewohnheit und wartete nicht auf den Aufzug, sondern sprang die Treppe zwei, drei Stufen auf einmal nehmend hinunter. An einem normalen Tag wäre er um 6 Uhr aufgestanden und hätte vom Arbeitszimmer aus im Büro angerufen, um sich auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Selten musste er wichtige Entscheidungen am Telefon treffen, da die meisten Anlagen auf Monate hinaus festgelegt waren. Dann duschte er, rasierte sich und war bis 6 Uhr 30 angezogen. Anschließend las er das Wall Street Journal, während Su Ling das Frühstück zubereitete. Er verließ die Wohnung gegen 7 Uhr, nachdem er noch nach Luke gesehen hatte. Bei Regen oder Sonne spazierte er die fünf Häuserblocks zur Arbeit und nahm sich unterwegs eine Ausgabe der New York Times aus einer Zeitungsbox an der Ecke William und John. Sofort schlug er die Finanzseiten auf. Wenn die Schlagzeile seine Aufmerksamkeit erregte, las er sie im Gehen und war trotzdem um 7 Uhr 20 an seinem Arbeitsplatz. Die New York Times würde ihre Leser erst am nächsten Morgen über die französischen Abwertungen informieren. Bis dahin wäre sie für die meisten Banker bereits Geschichte.
Als Nat auf die Straße trat, winkte er das erste verfügbare Taxi zu sich, zog für die Fahrt von fünf Blocks einen
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