Archer Jeffrey
Zehn-DollarSchein hervor und sagte: »Ich sollte eigentlich schon gestern dort sein.« Sofort legte der Fahrer einen Gang zu und wechselte die Spur. Vier Minuten später fuhr das Taxi vor seinem Büro vor. Nat rannte in das Gebäude und lief in den ersten offenen Aufzug. Er war voller Händler, die sich allesamt die Lunge aus dem Hals brüllten. Nat erfuhr nichts Neues, außer der schlichten Ankündigung, die der französische Finanzminister um 10 Uhr mitteleuropäischer Zeit getätigt hatte. Er fluchte, weil der Aufzug bei seinem ohnehin langsamen Aufstieg in den elften Stock acht Mal stehen blieb.
Steven und Adrian saßen bereits an ihren Schreibtischen.
»Erzählt mir das Neuste«, rief Nat und warf seinen Mantel in die Ecke.
»Alle gehen baden«, sagte Steven. »Die Franzosen haben offiziell um sieben Prozent abgewertet, aber den Märkten war das zu wenig und kam zu spät.«
Nat sah auf seinen Bildschirm. »Und die anderen Währungen?«
»Pfund, Lira und Peseten fallen ebenfalls. Der Dollar steigt, Yen und Schweizer Franken bleiben stabil. Die D-Mark springt auf und ab.«
Nat starrte weiter auf seinen Bildschirm, studierte die Zahlen, die sekündlich neu aufleuchteten. »Versucht, an Yen zu kommen«, riet er, als er sah, wie das Pfund einen weiteren Punkt fiel.
Steven nahm ein Telefon zur Hand, das direkt mit dem Devisenmarkt verbunden war. Nat starrte in seine Richtung. Sie verloren wertvolle Sekunden, während sie auf einen freien Händler warteten.
»Wie steht der Kurs?«, bellte Steven.
»Zehn Millionen bei 2068.«
Adrian wandte den Blick ab, als Steven die Order durchgab.
»Verkauft alle Pfund oder Lire, die wir noch haben, die werten nämlich als Nächstes ab«, ordnete Nat an.
»Was ist mit dem Kurs?«
»Zum Teufel mit dem Kurs, verkaufe einfach«, befahl Nat. »Und kauft Dollar. Sollte da ein echter Sturm aufkommen, werden alle in New York Zuflucht suchen.« Nat war überrascht, wie ruhig er sich inmitten dieses Geschützfeuers aus Rufen und Fluchen fühlte.
»Wir haben keine Lire mehr«, berichtete Adrian. »Und man bietet uns Yen zu 2027 an.«
»Zugreifen«, wies Nat ihn an, den Blick fest auf den Bildschirm gerichtet.
»Wir haben keine Pfund mehr«, informierte ihn Steven. »Zu 2.37.«
»Gut. Transferiert die Hälfte unserer Dollar in Yen.«
»Ich habe keine Gulden mehr«, rief Adrian.
»Tauscht alles in Schweizer Franken.«
»Willst du auch unseren D-Mark-Posten verkaufen?«, fragte Steven.
»Nein«, sagte Nat.
»Willst du D-Mark kaufen?«
»Nein«, wiederholte Nat. »Die hat sich eingependelt und scheint sich in keine Richtung zu bewegen.«
Weniger als zwanzig Minuten später hatte er alle notwendigen Entscheidungen getroffen und konnte nur noch auf die Bildschirme starren und abwarten, wie viel Schaden angerichtet worden war. Die meisten Währungen verloren weiter an Wert und Nat wurde klar, dass andere sehr viel mehr darunter zu leiden hatten als er. Das half aber auch nichts.
Wenn die Franzosen nur bis Mittag gewartet hätten, die übliche Zeit, um eine Abwertung bekannt zu geben. Dann hätte er bereits an seinem Schreibtisch gesessen. »Verdammte Franzosen«, fluchte Adrian.
»Schlaue Franzosen«, entgegnete Nat. »Einfach abzuwerten, während wir schlafen.«
*
Die französische Abwertung bedeutete Fletcher wenig, als er am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit in der New York Times davon las. Mehrere Banken waren baden gegangen, eine oder zwei mussten der staatlichen Aufsichtsbehörde sogar Solvenzprobleme melden. Er blätterte um und las ein Porträt über den Mann, der im Präsidentschaftswahlkampf mit großer Wahrscheinlichkeit gegen Gerald Ford antreten würde. Fletcher wusste wenig über Jimmy Carter, nur dass er früher Gouverneur von Georgia gewesen war und eine große Erdnussfarm sein Eigen nannte. Er dachte kurz über seine eigenen politischen Ambitionen nach, die er auf Halde gelegt hatte, solange er sich in der Kanzlei zu etablieren suchte.
Fletcher beschloss, sich in seiner spärlichen Freizeit der ›Unterstützt Carter‹ -Kampagne in New York zur Verfügung zu stellen. Freizeit? Harry und Martha beschwerten sich schon, dass sie ihn nie zu Gesicht bekamen. Annie war einem weiteren Wohltätigkeitsverein beigetreten und Lucy hatte die Windpocken. Als er seine Mutter angerufen hatte, um zu fragen, ob er jemals an Windpocken gelitten hatte, waren ihre ersten Worte: »Hallo, Fremder.« Doch diese Probleme waren gleich darauf vergessen, als er die Kanzlei betrat.
Die ersten
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