Archer Jeffrey
über sein Aussehen nachgedacht. Sah er wirklich wie James Dean aus?
Es brauchte noch ein paar Tage und mehrere Proben, bevor Nat den Mut hatte, sie anzurufen. Nachdem er seinen Aufsatz über die Weltwirtschaftskrise abgeschlossen hatte, bereitete er eine Liste von Fragen vor, die sich danach richteten, wer den Hörer abnehmen würde. Falls es ihr Vater war, würde er sagen: »Guten Morgen, Sir. Mein Name ist Nat Cartwright. Dürfte ich bitte mit Ihrer Tochter sprechen?« Falls es ihre Mutter war, würde er sagen: »Guten Morgen, Mrs Coulter, mein Name ist Nat Cartwright. Dürfte ich bitte mit Ihrer Tochter sprechen?« Falls Diane den Hörer abnahm, hatte er zehn Fragen in logischer Reihenfolge vorbereitet. Er legte die drei Blatt Papier auf den Tisch, holte tief Luft und wählte sorgfältig die Nummer. Es war besetzt. Vielleicht sprach sie gerade mit einem anderen Jungen. Hatte sie bereits dessen Hand gehalten, ihn vielleicht sogar geküsst? Traf sie sich regelmäßig mit ihm? Fünfzehn Minuten später versuchte er es erneut. Immer noch besetzt. Hatte in der Zwischenzeit ein anderer Verehrer angerufen? Dieses Mal wartete er nur zehn Minuten, bevor er es wieder versuchte. Als er den Klingelton hörte, spürte er, wie sein Herz in der Brust pochte. Am liebsten hätte er den Hörer wieder auf die Gabel geworfen. Er starrte seine Liste von Fragen an. Das Klingeln hörte auf. Jemand hatte den Hörer abgenommen.
»Hallo«, meldete sich eine tiefe Stimme. Man musste Nat nicht erst sagen, dass es die Stimme von Dan Coulter war.
Nat ließ das Telefon auf den Boden fallen. Götter gingen doch zweifelsohne nicht persönlich ans Telefon? Außerdem hatte er für Dianes Bruder keine Fragen vorbereitet. Hastig hob er den Hörer auf und drückte ihn auf die Gabel.
Nat korrigierte seinen Aufsatz, bevor er es ein viertes Mal versuchte. Endlich meldete sich eine Mädchenstimme.
»Diane?«
»Nein, ich bin ihre Schwester Tricia«, sagte die Stimme, die schon älter klang. »Diane ist gerade ausgegangen, aber sie sollte in einer Stunde zurück sein. Wer spricht denn da?«
»Nat«, sagte er. »Würdest du ihr bitte sagen, dass ich in einer Stunde noch mal anrufe?«
»Klar«, sagte die ältere Stimme.
»Danke.« Nat legte auf. Auch für eine ältere Schwester hatte er weder Fragen noch Antworten vorbereitet.
In der folgenden Stunde sah Nat bestimmt sechzig Mal auf seine Uhr, aber er wartete noch weitere fünfzehn Minuten, bevor er die Nummer erneut wählte. Im Magazin Teen hatte er gelesen, dass man bei Mädchen, die einen interessierten, nicht zu eifrig wirken durfte, das würde sie nur verschrecken. Endlich ging jemand an den Apparat.
»Hallo«, meldete sich eine jüngere Stimme.
Nat sah auf seinen Aufschrieb. »Hallo, kann ich mit Diane sprechen?«
»Hallo Nat, ich bin’s, Diane. Tricia hat mir gesagt, dass du anrufen würdest. Wie geht es dir?«
›Wie geht es dir‹ stand nicht in seinem Manuskript. »Es geht mir gut«, brachte er schließlich hervor. »Und wie geht es dir?«
»Mir geht es auch gut«, antwortete sie. Es folgte erneut langes Schweigen, während Nat nach einer passenden Frage suchte.
»Ich komme nächste Woche nach Simsbury und verbringe ein paar Tage bei Tom«, las er mit monotoner Stimme vor.
»Das ist toll«, erwiderte Diane. »Hoffentlich laufen wir uns zufällig über den Weg.« In seinem Manuskript stand eindeutig nichts davon, sich zufällig über den Weg zu laufen. Er versuchte, alle zehn Fragen auf einmal zu lesen. »Bist du noch dran, Nat?«, fragte Diane.
»Ja. Hoffentlich sehe ich dich, während ich in Simsbury bin?« Frage Nummer neun.
»Aber bestimmt«, meinte Diane. »Das würde mir sehr gefallen.«
»Auf Wiederhören.« Nat betrachtete Antwort Nummer zehn.
Während des restlichen Abends versuchte Nat, sich in allen Einzelheiten an das Gespräch zu erinnern. Er schrieb es sogar Wort für Wort auf und unterstrich dreimal ihre Antwort aber bestimmt, das würde mir sehr gefallen. Da es noch vier Tage bis zu seinem Besuch bei Tom waren, fragte er sich, ob er Diane noch einmal anrufen sollte – nur um sicherzugehen. Er las im Teen Magazin nach, um dort einen Rat zu finden, denn dort schien man auch all seine früheren Probleme vorhergesehen zu haben. Es stand jedoch nichts in Teen bezüglich eines zweiten Anrufs, aber man riet ihm dort für das erste Date zu salopper Freizeitkleidung; man solle entspannt sein und, wann immer sich die Gelegenheit bot, über andere Mädchen sprechen, mit denen man schon
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