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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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Hindernisse mehr in den Weg legen.
Arthur nickte. Widerwillig stimmte auch Mark dem Kompromiß zu.
»Aber nur, wenn du ein volles Jahr durchhältst«, wiederholte Arthur feierlich.
Während dieser letzten Tage der Sommerferien machte Arthur Mark mehrere Vorschläge, die er überdenken sollte, aber der Junge zeigte für keinen von ihnen Begeisterung. Marks Mutter begann schon, sich Sorgen zu machen, daß ihr Sohn am Ende völlig ohne jeden Job dastehen werde, bis Mark ihr eines Abends, als er ihr beim Kartoffelschälen half, anvertraute, in seinen Augen sei das Hotelmanagement noch der am wenigsten unattraktive von allen Vorschlägen, über die er nachgedacht habe.
»Wenigstens hättest du ein Dach überm Kopf und dazu regelmäßige Mahlzeiten«, sagte seine Mutter.
»Ich wette, die kochen nicht so gut wie du, Mum«, sagte Mark, während er die in Scheiben geschnittenen Kartoffeln oben auf den Lancashire-Eintopf legte. »Naja, es ist ja nur für ein Jahr.«
Während des folgenden Monats ging Mark zu mehreren Vorstellungsgesprächen in Hotels im ganzen Land, hatte aber nirgendwo Erfolg. Um diese Zeit kam Arthur dahinter, daß sein alter Kompaniesergeant Chefportier im »Savoy« war. Sofort begann Arthur seine Beziehungen spielen zu lassen.
»Wenn der Junge gut ist«, versicherte Arthurs alter Waffenbruder ihm bei einem Glas Bier, »kann er es zum Chefportier, vielleicht sogar zum Hoteldirektor bringen.«
Arthur schien äußerst zufrieden, wenn Mark auch immer noch seinen Freunden versicherte, er werde auf den Tag genau in einem Jahr zu ihnen stoßen.
Am 1. September 1959 fuhren Arthur und Mark Hapgood gemeinsam im Bus zum Bahnhof von Coventry. Arthur schüttelte dem Jungen die Hand und versprach ihm: »Deine Mutter und ich werden dafür sorgen, daß es in diesem Jahr ein ganz besonderes Weihnachtsfest wird, wenn sie dir deinen ersten Urlaub geben.
Und mach dir keine Sorgen – du wirst bei ›Sarge‹ in guten Händen sein. Er wird dir das eine oder das andere beibringen. Denk nur immer daran, dich anständig zu benehmen.«
Mark sagte gar nichts und schenkte seinem Vater nur ein dünnlippiges Lächeln, als er in den Zug stieg. »Du wirst es nie bereuen …« waren die letzten Worte, die Mark seinen Vater sagen hörte, als der Zug aus dem Bahnhof fuhr.
    Mark bereute es von dem Moment an, da er das Hotel betrat. Als Anfänger begann sein Tag um sechs Uhr morgens und
endete um sechs Uhr abends. Man erlaubte ihm eine
fünfzehnminütige Frühstückspause, eine Mittagspause von einer
dreiviertel Stunde und eine weitere fünfzehnminütige Pause so
gegen halb Vier. Nach einem Monat wußte er schon nicht mehr,
wann man ihm je an einem Tag alle drei Pausen zugebilligt
hatte, und er begriff schnell, daß es niemanden gab, bei dem er
sich deswegen hätte beschweren können. Seine Pflichten
bestanden darin, den Gästen die Koffer aufs Zimmer zu tragen
und sie wieder hinunterzuschleppen, wenn sie abreisen wollten. Bei durchschnittlich dreihundert Leuten pro Nacht war dies ein schier endloser Prozeß. Die Bezahlung betrug lediglich die Hälfte dessen, was seine Freunde zu Hause verdienten, und da er
– ganz gleich, wie viele Überstunden er machte – dem Chefportier alle seine Trinkgelder abliefern mußte, bekam er nie einen Extrapenny zu Gesicht. Das einzige Mal, daß er es wagte, dies dem Chefportier gegenüber zu erwähnen, wurde ihm
geantwortet: »Deine Zeit wird kommen, mein Junge.« Es ärgerte Mark nicht, daß seine Uniform ihm nicht paßte oder
daß sein Zimmer nur einsachtzig mal einsachtzig groß war und
man von dort direkt auf Charing Cross Station hinuntersah und
auch nicht, daß er von den Trinkgeldern nichts abbekam; was
ihn ärgerte, war, daß er dem Chefportier nichts recht machen
konnte – wie anständig er sich auch benahm.
Sergeant Crann, für den das »Savoy« nichts weiter war als
eine Fortsetzung seiner alten Kompanie, hatte für junge Männer,
die unter seinem Befehl standen und ihren Wehrdienst nicht
abgeleistet hatte, nicht viel übrig.
»Aber ich kam für den Wehrdienst gar nicht in Frage«,
beteuerte Mark. »Keinen, der nach 1939 geboren ist, hat man
einberufen.«
»Rede dich nicht heraus, mein Junge.«
»Es ist keine Ausrede, Sarge. Es ist die Wahrheit.«
»Und nenn mich nicht ›Sarge‹. Für dich bin ich ›Sergeant
Crann‹, und das solltest du besser nicht vergessen.«
»Jawohl, Sergeant Crann.«
Am Ende eines Tages kehrte Mark in sein armseliges
Kämmerchen mit seinem kleinen Bett, einem kleinen

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