Archer Jeffrey
entlang, vorbei an kleinen weißen Häusern, und genossen die Meeresbrise, bis sie die Bucht erreichten. Christopher entdeckte das Schild von Beyaziks Garage schon aus etwa hundert Meter Entfernung.
Sie gingen an den prächtigen Yachten vorüber, die im Hafenbecken festgemacht lagen, stellten sich gegenseitig auf die Probe, was das Erkennen der Nationalität jeder gehißten Flagge betraf, und kamen sich dabei fast vor wie die »Nachkommenschaft« bei der Bewältigung einer Geographiearbeit.
»Italiener, Franzosen, Liberianer, Panamesen, Deutsche. Britische Boote sind nicht viele darunter«, sagte Christopher, und das klang ungewöhnlich patriotisch – wie er immer fühlte, sobald sie im Ausland waren, dachte Margaret.
Sie starrte auf die Phalanx von schimmernden Bootsrümpfen, aneinandergereiht wie Busse in Piccadilly während der Hauptverkehrszeit; einige der Boote waren sogar noch größer als Busse. »Ich wüßte gern, welche Sorte von Leuten sich solchen Luxus leisten kann?« fragte sie, ohne eine Antwort darauf zu erwarten.
»Mr. und Mrs. Roberts, habe ich recht?« rief eine Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich beide um und erblickten eine ihnen mittlerweile vertraute Gestalt, die in ein weißes Hemd und weiße Shorts gekleidet war, eine Mütze trug, mit der sie fast aussah wie der Kapitän auf den Bird’s-Eye -Packungen, und ihnen vom Bug einer der größeren Yachten zuwinkte.
»Kommen Sie an Bord, meine Lieben«, rief Mr. KendallHume enthusiastisch, was mehr nach einem Befehl als nach einer Einladung klang.
Zögernd schritten die Roberts über die Gangway.
»Sieh mal, wer da ist«, rief ihr Gastgeber in eine große Öffnung in der Mitte des Decks. Kurz darauf tauchte Mrs. Kendall-Hume auf, die einen durchsichtigen orangefarbenen Sarong und ein dazu passendes Bikini-Oberteil trug. »Mr. und Mrs. Roberts, – du erinnerst dich, von Malcolms Schule.«
Kendall-Hume drehte sich wieder zu dem erschrocken dreinblickenden Paar um. »Ich erinnere mich nicht an Ihre Vornamen, aber das ist Melody, und ich heiße Ray,«
»Christopher und Margaret«, verriet der Schullehrer, während sie sich die Hände schüttelten.
»Wie wär’s mit einem Drink? Gin, Wodka oder …«
»Oh, nicht doch«, sagte Margaret. »Vielen Dank, wir nehmen beide einen Orangensaft.«
»Ganz wie Sie wünschen«, sagte Ray Kendall-Hume. »Sie müssen zum Mittagessen dableiben.«
»Aber wir möchten uns nicht aufdrängen …«
»Ich bestehe darauf«, erwiderte Mr. Kendall-Hume. »Schließlich sind wir im Urlaub. Übrigens, wir fahren zum Lunch hinüber auf die andere Seite der Bucht. Da gibt es einen phantastischen Strand, und Sie haben Gelegenheit, in aller Ruhe ein Sonnenbad zu nehmen und zu schwimmen.«
»Wie aufmerksam von Ihnen«, sagte Christopher.
»Und wo ist der kleine Malcolm?« erkundigte sich Margaret.
»Er ist auf Pfadfinderferien in Schottland. Er mag das Herummurksen in Booten nicht so sehr wie wir.«
Soweit Christopher sich erinnern konnte, war dies das erste Mal, daß er so etwas wie Bewunderung für den Jungen verspürte. Einen Augenblick später sprang mit gewaltigem Lärm der Motor an.
Auf der Überfahrt zur anderen Seite der Bucht legte Ray Kendall-Hume seine Theorien über das ›Alles-mal-hinter-sichlassen-Müssen‹ dar. »Es geht nichts über eine Yacht, wenn man sich seine Privatsphäre sichern und nichts mit dem Pöbel zu tun haben will.«
Er wolle nur die einfachen Dinge des Lebens: die Sonne, das Meer und einen unbegrenzten Vorrat an gutem Essen und Trinken.
Die Roberts hätten sich alles andere gewünscht als dies. Bei Tagesende litten sie beide unter einem leichten Sonnenstich und fühlten sich überdies ein wenig seekrank. Trotz der von Melody verabreichten großzügigen Menge von weißen Pillen, roten Pillen und gelben Pillen konnten sie, als sie endlich wieder in ihrem Zimmer waren, nicht einschlafen.
Es sollte sich als keineswegs leicht erweisen, den KendallHumes während der folgenden zwanzig Tage aus dem Weg zu gehen.
Beyaziks Garage, wo ihr kleiner Leihwagen sie jeden Morgen erwartete und wohin er allabendlich zurückgebracht werden mußte, ließ sich nur über die Kaianlage erreichen, wo die Motoryacht der Kendall-Humes vor Anker lag, gleich einer unüberwindlichen Hürde bei einem Hindernislauf. Kaum ein Tag verging, ohne daß die Roberts einen Teil ihrer kostbaren Zeit damit verbringen mußten, wie Korken auf den bewegten türkischen Küstengewässern auf und ab zu tanzen, ölig riechende Nahrung
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