Archer Jeffrey
Geschmack, Madam«, sagte der Händler. Margaret stand, leicht errötend, eilig auf, trat einen Schritt zurück und verbarg das Bandmaß hinter ihrem Rücken.
»Also, was hältst du von dem Haufen hier, Liebling?« fragte Kendall-Hume und deutete in loser Geste auf die sechs Teppiche.
»Von denen ist keiner groß genug«, antwortete Melody und würdigte sie nur eines flüchtigen Blicks.
Der Händler klatschte erneut in die Hände, und die Ausstellungsstücke wurden wieder aufgerollt und entfernt. Sie wurden durch vier größere ersetzt.
»Darf ich Ihnen Kaffee anbieten?« fragte der Händler Mr. Kendall-Hume, als die neuen Teppiche ausgebreitet zu ihren Füßen lagen.
»Keine Zeit«, sagte Kendall-Hume kurz. »Bin hier, um einen Teppich zu kaufen. Wenn ich Kaffee will, kann ich immer noch in ein Kaffeehaus gehen«, sagte er kichernd. Melody lächelte komplizenhaft.
»Nun, ich hätte gern etwas Kaffee«, erklärte Margaret, entschlossen, wenigstens einmal in ihrem Urlaub zu rebellieren.
»Mit Vergnügen, Madam«, sagte der Händler, und einer der Mitarbeiter verschwand, um ihrem Wunsch nachzukommen, während die Kendall-Humes die neuen Teppiche in Augenschein nahmen. Der Kaffee wurde ein paar Augenblicke später serviert. Sie dankte dem jungen Gehilfen und begann, langsam an dem zähflüssigen schwarzen Getränk zu nippen. Köstlich, dachte sie, und schenkte dem Händler ein anerkennendes Lächeln.
»Immer noch nicht groß genug«, insistierte Mrs. KendallHume. Der Händler gab ein leichtes Seufzen von sich und klatschte wieder in die Hände. Abermals begannen die Gehilfen die zurückgewiesene Ware aufzurollen. Dann sagte er etwas in Türkisch zu einem seiner Angestellten. Der Assistent sah seinen Meister mit zweifelndem Blick an, aber der Händler nickte entschlossen und winkte ihn davon. Ein wenig später kehrte der Assistent in Begleitung eines kleinen Aufgebots untergeordneter Angestellter mit zwei Teppichen zurück, die, als sie entrollt worden waren, ein Gutteil der Grundfläche des Geschäfts bedeckten. Margaret gefielen sie noch weniger als die, die gerade zuvor gezeigt worden waren, aber da ihre Meinung nicht gefragt war, äußerte sie sich auch nicht.
»Da kommen wir der Sache schon näher«, sagte Ray KendallHume. »Das ist ungefähr die richtige Größe für den Salon, meinst du nicht, Melody?«
»Perfekt«, erwiderte seine Frau und machte keinerlei Anstalten, auch nur einen der beiden Teppiche auszumessen.
»Schön, daß wir einer Meinung sind«, sagte Ray KendallHume.
»Aber welchen nehmen wir, mein Schatz? Den blaßrot-blauen oder den hellgelb-orange-farbenen?«
»Den gelb-orange-farbenen«, sagte Melody ohne Zögern. »Ich mag das Vogelmuster in den leuchtenden Farben, das um den Rand herum läuft.« Christopher glaubte gesehen zu haben, wie der Händler zusammenzuckte.
»Also, was uns jetzt noch zu tun bleibt, ist, uns auf einen Preis zu einigen«, sagte Kendall-Hume. »Du setzt dich besser hin, Liebling, denn das kann nun eine ganze Weile dauern.«
»Das hoffe ich nicht«, erwiderte Mrs. Kendall-Hume und blieb entschieden stehen. Das Ehepaar Roberts blieb stumm.
»Unglücklicherweise, Sir«, hob der Händler an, »hat Ihre Gattin sich einen der erlesensten Teppiche aus unserer Kollektion ausgesucht, daher fürchte ich, es wird nur wenig Freiraum für einen Preisnachlaß geben können.«
»Was kostet er?« sagte Kendall-Hume.
»Sehen Sie, Sir, dieser Teppich wurde in Demirdji, in der Provinz Izmir, von über einhundert Näherinnen geknüpft, und sie haben dazu länger als ein ganzes Jahr gebraucht.«
»Kommen Sie mir nicht mit solchem Geschwafel«, sagte Kendall-Hume, wobei er Christopher zuzwinkerte. »Sagen Sie mir nur, wieviel ich dafür zahlen soll.«
»Ich sehe es als meine Pflicht an, Sir, Sie darauf hinzuweisen, daß dieser Teppich eigentlich gar nicht hier sein sollte«, entgegnete der Türke in klagendem Ton. »Er wurde ursprünglich für einen arabischen Prinzen angefertigt, mit dem es jedoch, als die Ölpreise fielen, zu keinem Geschäftsabschluß mehr kam.«
»Aber Sie müssen doch damals einen Preis vereinbart haben?«
»Ich kann die exakte Summe nicht preisgeben, Sir. Es ist mir peinlich, sie zu erwähnen.«
»Mir wäre es nicht peinlich«, sagte Kendall-Hume. »Kommen Sie schon, was ist der Preis?«
»In welcher Währung möchten Sie bezahlen?« fragte der Türke.
»In Pfund Sterling.«
Der Händler zog einen schmalen Rechner aus seiner Jackentasche, gab ein paar Zahlen ein und sah dann
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