Archer Jeffrey
sei nicht zu erwarten, daß er die aus der Zeit in Tonchan davongetragenen körperlichen Schäden je auskurieren werde.
Im Januar 1987 machte sich der Bischof daran, sein Spendenkomitee zusammenzustellen. Der Prince of Wales wurde dessen Schirmherr und der Lord Lieutenant der Grafschaft sein Vorsitzender. In seiner Eröffnungsrede an die Mitglieder des Spendenkomitees informierte der Bischof sie, daß es ihre Aufgabe sei, im Laufe des Jahres 1988 nicht weniger als drei Millionen Pfund zu beschaffen. Einige der rund um den Tisch Sitzenden bekamen lange Gesichter.
Am 11. August 1987 leitete der Bischof von Taunton gerade als Schiedsrichter ein Kricketspiel, als er plötzlich unter einer Herzattacke zusammenbrach. »Sorgen Sie dafür, daß die Spendenbroschüren rechtzeitig zur nächsten Sitzung gedruckt sind«, waren seine letzten, an den Kapitän der örtlichen Mannschaft gerichteten Worte.
Den Gedenkgottesdienst für Bischof Moore in der Kathedrale von Taunton hielt der Erzbischof von Canterbury. Kein Sitzplatz blieb an jenem Tag in dem Gotteshaus leer, und so viele drängten herein, daß man das Westportal offen lassen mußte. Den Zuspätgekommenen blieb nichts anderes übrig, als die Ansprache des Erzbischofs aus den rund um den Platz aufgestellten Lautsprechern zu hören.
Manche der Anwesenden müssen sich über die Gegenwart mehrerer japanischer Herren fortgeschrittenen Alters gewundert haben, die sich da und dort unter die Kirchengemeinde gemischt hatten.
Nachdem der Gottesdienst beendet war, kam es in der Sakristei der Kathedrale zu einem privaten Zusammentreffen zwischen dem Erzbischof und dem Vorsitzenden des größten Elektronikkonzerns der Welt.
»Sie müssen Mr. Sakata sein«, sagte der Erzbischof und schüttelte einem Mann herzlich die Hand, der aus der kleinen Gruppe der Japaner hervorgetreten war. »Ich danke Ihnen, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, mir zu schreiben und mich wissen zu lassen, daß Sie kommen würden. Ich bin hocherfreut, Sie endlich kennenzulernen. Der Bischof hat von Ihnen immer mit größter Zuneigung gesprochen und nannte Sie einen engen Freund –›Eßstäbchen‹, wenn ich mich recht entsinne.«
Mr. Sakata verbeugte sich tief.
»Und mir ist auch bekannt, daß er sich immer tief in Ihrer Schuld fühlte, nachdem Sie über so viele Jahre hinweg so großzügig gewesen sind.«
»Nein, nein, das war nicht ich«, erwiderte der ehemalige
Major.
»Ebenso wie mein lieber Freund, der verstorbene Bischof, bin
auch ich nur Vertreter einer höheren Gewalt.«
Der Erzbischof machte ein verdutztes Gesicht.
»Wissen Sie, Sir«, fuhr Mr. Sakata fort, »ich bin nur der
Vorstandsvorsitzende der Firma. Gestatten Sie mir die Ehre,
Ihnen meinen Präsidenten vorzustellen?«
Mr. Sakata trat einen Schritt zurück, um einem Mann von noch
kleinerer Statur den Vortritt zu lassen, von dem der Erzbischof
ursprünglich angenommen hatte, er gehöre zu Mr. Sakatas
Begleitern.
Der Präsident verbeugte sich tief und überreichte dem
Erzbischof, noch immer ohne ein Wort zu sagen, ein Kuvert. »Darf ich es öffnen?« fragte der Kirchenfürst, der die
japanische Sitte, zu warten, bis der Schenkende sich
verabschiedet hat, nicht kannte.
Der kleine Mann verbeugte sich abermals.
Der Erzbischof schlitzte den Umschlag auf und zog einen
Scheck über drei Millionen Pfund heraus.
»Der selige Bischof muß ein sehr enger Freund von Ihnen
gewesen sein«, war alles, was ihm zu sagen einfiel.
»Nein, Sir«, entgegnete der Präsident. »Dieses Privileg hatte
ich leider nicht.«
»Dann muß er etwas Unglaubliches getan haben, um eine so
großzügige Geste zu verdienen.«
»Er hat vor vierzig Jahren eine Ehrentat vollbracht, und ich
versuche jetzt, mit meinen unzulänglichen Mitteln, mich dafür
erkenntlich zu zeigen.«
»Dann hätte er sich gewiß an Sie erinnert«, sagte der
Erzbischof.
»Möglich, daß er sich an mich erinnern würde, aber wenn
überhaupt, dann nur als an die saure Hälfte von ›Süß-sauren
Schweinefleisch‹.«
Es gibt in England nur eine einzige Kathedrale, die es nie nötig
hatte, daß man für sie einen nationalen Spendenaufruf
veranstaltete.
Schachmatt
Als sie den Raum betrat, richteten sich alle Augen auf sie.
Wenn Männer ein Mädchen bewundern, beginnen manche bei ihrem Gesicht und arbeiten sich langsam abwärts. Ich beginne mit den Knöcheln und arbeite mich hinauf.
Sie trug schwarze, hochhackige Samtschuhe und ein enganliegendes Kleid, das hoch genug über den Knien endete, um
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