Archer Jeffrey
hindurchwindend, schlenderten wir zusammen hinüber zur Bar. Sie sagte mir, ihr Name sei Amanda Curzon. Ich bestellte für Amanda das Glas Rotwein, um das sie gebeten hatte, und für mich ein kleines Bier. Ich begann unsere Unterhaltung damit, daß ich über ihre Niederlage mein Bedauern ausdrückte.
»Wie ist Ihr Spiel gegen ihn verlaufen?« fragte sie.
»Ich habe es gerade noch geschafft, ihn zu schlagen«, sagte ich.
»Aber es war knapp. Wie endete Ihre erste Partie gegen unseren früheren Vorsitzenden?«
»Mit einem Patt«, antwortete Amanda. »Aber ich glaube, er wollte nur höflich sein.«
»Als ich letztes Mal gegen ihn spielte, endete es auch mit einem Patt«, sagte ich.
Sie lächelte. »Vielleicht sollten wir beide irgendwann einmal eine Partie spielen?«
»Darauf freue ich mich schon«, erwiderte ich, während sie ihr Glas leerte.
»Also, ich muß jetzt los«, verkündete sie plötzlich. »Muß den letzten Zug nach Hounslow noch kriegen.«
»Erlauben Sie mir, Sie zu fahren«, sagte ich galant. »Das ist das Wenigste, was man vom Kapitän der Gastgebermannschaft erwarten kann.«
»Aber das ist doch sicher ein meilenweiter Umweg für Sie, oder?«
»Ganz und gar nicht«, schwindelte ich, denn Hounslow war von hier ungefähr zwanzig Minuten Fahrzeit weiter weg als meine Wohnung. Ich stürzte den Rest meines Bieres hinunter und half Amanda in ihren Mantel. Bevor wir gingen, dankte ich dem Wirt für die gelungene Organisation des Abends.
Dann schlenderten wir hinaus auf den Parkplatz. Ich öffnete auf der Seite des Beifahrersitzes meines Sciroccos die Tür, um sie einsteigen zu lassen.
»Das ist schon etwas angenehmer als ein Londoner Bus«, sagte sie, als ich mich auf meiner Seite in den Wagen gleiten ließ. Ich lächelte und fuhr hinaus auf die Straße, die nach Norden führte. Ein schwarzes Kleid, wie ich es vorher beschrieben habe, rutscht noch weiter an den Beinen eines Mädchens hinauf, wenn dieses es sich im Sitz eines Scirocco bequem macht. Dies schien sie keineswegs in Verlegenheit zu bringen.
»Es ist noch sehr früh«, wagte ich nach ein paar belanglosen Bemerkungen über den Klubabend zu äußern. »Hätten Sie Zeit für einen Drink bei mir?«
»Das müßte ein schneller Drink sein«, erwiderte sie und sah auf ihre Armbanduhr. »Ich habe morgen einen arbeitsreichen Tag vor mir.«
»Natürlich«, sagte ich und plauderte weiter, in der Hoffnung, sie würde nicht merken, daß wir uns auf einem Umweg befanden, den man schwerlich als den Weg nach Hounslow bezeichnen konnte.
»Arbeiten Sie in der Stadt?« fragte ich.
»Ja. Ich bin Empfangsdame bei einer Maklerfirma am Berkeley Square.«
»Es überrascht mich, daß Sie nicht Fotomodell sind.«
»Das war ich früher«, entgegnete sie ohne jede weitere Erläuterung. Sie schien überhaupt nicht auf die Route, die ich eingeschlagen hatte, zu achten, und plauderte über ihre Urlaubspläne für Ibiza. Als wir bei mir angelangt waren, parkte ich den Wagen und führte Amanda durch das Gartentor und hinauf in meine Wohnung. Im Vorzimmer half ich ihr aus dem Mantel, bevor ich sie ins Wohnzimmer brachte.
»Was möchten Sie trinken?« fragte ich.
»Ich bleibe bei Wein, falls Sie eine schon geöffnete Flasche haben«, antwortete sie, während sie langsam umherging und den ungewöhnlich aufgeräumt aussehenden Raum in Augenschein nahm. Meine Mutter muß am Morgen vorbeigekommen sein, dachte ich voll Dankbarkeit.
»Es ist nur eine Junggesellenbude«, sagte ich und betonte dabei das Wort »Junggeselle«, bevor ich in die Küche ging. Zu meiner Erleichterung fand ich in der Speisekammer eine noch ungeöffnete Flasche Wein. Mit der Flasche und zwei Gläsern gesellte ich mich kurz darauf wieder zu Amanda, die sich gerade mein Schachbrett näher ansah und die zierlichen Elfenbeinfiguren betastete. Deren Postierung auf dem Brett entsprach der Spielstellung einer Fernschachpartie, deren Züge auf dem Postweg mitgeteilt wurden.
»Was für eine wunderschöne Garnitur«, sagte sie spontan, als ich ihr ein Glas Wein reichte. »Wo haben Sie die gefunden?«
»In Mexiko«, antwortete ich, erläuterte jedoch nicht, daß ich sie dort während eines Urlaubs bei einem Turnier gewonnen hatte.
»Ich finde es nur schade, daß wir beide keine Gelegenheit zu einer Partie hatten.«
Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Zeit für eine schnelle Partie«, sagte sie und nahm hinter den kleinen weißen Steinen Platz.
Eilig setzte ich mich ihr gegenüber. Sie lächelte, ergriff einen weißen und einen
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