Archer Jeffrey
weggezogen haben.«
»Geh und nimm ein heißes Bad.«
Nachdem ich rasch ein Bad genommen hatte, schliefen wir miteinander, und ich zog mich ein zweites Mal an, wobei ich mich, bevor wir zum Frühstück hinuntergingen, mehrmals vergewisserte, daß ich keine Spuren meines frühmorgendlichen Ausflugs hinterlassen hatte.
Als Caroline mir eine zweite Tasse Kaffee eingoß, hörte ich die Sirene eines Krankenwagens, zuerst aus Richtung Stadt, später dann auf dem Rückweg dorthin.
»Hoffentlich kein schwerer Unfall«, sagte meine Frau, während sie sich Kaffee eingoß.
»Was?«, sagte ich ein bißchen zu laut, und blickte von der Ausgabe der Times des vorherigen Tages auf.
»Die Sirene, Dummerchen. Auf dem Berg muß ein Unfall passiert sein. Wahrscheinlich war es Travers«, sagte sie.
»Travers?«, sagte ich noch lauter.
»Patrick Travers. Ich habe ihn gestern abend in der Bar gesehen. Ich habe es dir gegenüber nicht erwähnt, weil ich weiß, daß du ihn nicht magst.«
»Aber warum gerade Travers?« fragte ich nervös.
»Behauptet er nicht immer, er sei jeden Morgen der erste auf der Piste? Er kommt sogar noch vor den Skilehrern am Gipfel an.«
»Tatsächlich?« sagte ich.
»Du wirst dich doch sicher noch daran erinnern. An dem Tag, als wir ihn kennenlernten, fuhren wir gerade zum erstenmal hinauf, während er schon bei seiner dritten Abfahrt war.«
»War er das?«
»Du bist heute wirklich schwer von Begriff. Bist du mit dem linken Bein zuerst aufgestanden?« fragte sie lachend.
Ich gab keine Antwort.
»Nun, ich hoffe nur, daß es wirklich Travers ist«, fügte Caroline hinzu und nippte an ihrem Kaffee. »Ich habe den Kerl nie ausstehen können.«
»Warum nicht?« fragte ich, nun ziemlich aus der Fassung gebracht.
»Er hat einmal einen Annäherungsversuch bei mir gemacht«, sagte sie beiläufig.
Ich starrte zu ihr hinüber und war unfähig zu sprechen. »Willst du mich denn gar nicht fragen, was vorgefallen ist?«
»Ich bin so verblüfft, daß ich nicht weiß, was ich sagen soll«, entgegnete ich.
»Er ist mir an dem Abend in der Galerie fürchterlich auf den Leib gerückt und lud mich dann, nachdem wir bei ihm zu Abend gegessen hatten, zum Lunch ein. Ich habe ihm gesagt, er solle sich zum Teufel scheren«, sagte Caroline. Sie berührte sanft meine Hand. »Ich habe dir nie etwas davon erzählt, weil ich dachte, das sei der Grund gewesen, weswegen er den Vuillard zurückgeschickt hatte, und ich fühlte mich deswegen schuldig.«
»Aber ich bin es doch, der sich schuldig fühlen sollte«, erwiderte ich und fummelte nervös an einer Scheibe Toast herum.
»O nein, Liebling, du hast keinerlei Schuld. Jedenfalls würde ich mir, wenn ich mich je entschließen sollte, dir untreu zu sein, nicht so einen Salonlöwen aussuchen. Um Gottes Willen, nein. Diana hatte mich schon gewarnt, worauf ich mich bei ihm gefaßt machen müßte. Er ist ganz und gar nicht mein Typ.«
Ich saß da und dachte, daß Travers jetzt auf dem Weg zum Leichenschauhaus sein mußte oder vielleicht noch immer unter dem Schnee lag, und ich würde daran nichts mehr ändern können.
»Weißt du, ich glaube, jetzt ist es wirklich an der Zeit, daß du dich auf die A-Piste wagst«, sagte Caroline, als wir unser Frühstück beendet hatten. »Deine Technik hat sich ungeheuer verbessert.«
»Ja«, erwiderte ich ziemlich geistesabwesend.
Ich sprach kaum mehr, als wir uns gemeinsam auf den Weg zum Fuße des Berges machten.
»Bist du in Ordnung, Liebling?« fragte Caroline, während wir Seite an Seite mit dem Lift hinauffuhren.
»Mir fehlt nichts«, sagte ich, war jedoch nicht in der Lage, in die Schlucht hinabzusehen, als wir den höchsten Punkt erreicht hatten. Lag Travers immer noch da unten oder schon im Leichenschauhaus?
»Hör auf, wie ein ängstliches Kind dreinzuschauen! Nach all dem Training, das du in dieser Woche absolviert hast, bist du mehr als fit, es mit mir gemeinsam zu wagen«, sagte sie beruhigend.
Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande. Als wir auf dem Gipfel ankamen, sprang ich einen kleinen Augenblick zu früh vom Skilift ab und wußte im Moment, als ich einen zweiten Schritt machte, daß ich mir den Knöchel verstaucht hatte.
Caroline zeigte kein Mitleid mit mir. Sie war überzeugt, daß ich nur so tue, um mich davor zu drücken, die A-Abfahrt zu wagen. Sie rauschte an mir vorbei und raste den Hang hinunter, während ich schmachvoll mit dem Lift zurückkehrte. Als ich unten angelangt war, schaute ich zu dem Maschinisten, der mich jedoch keines
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