Archer Jeffrey
dem Lunch fand man in dem geräumigen Klubhaus oft nur noch schwer einen Sitzplatz.
Zwei der Mitglieder hatten bereits ihre zweite Runde bestellt und ließen sich, lange bevor der Raum sich gänzlich zu füllen begann, in der Nische nieder, von der aus man das erste Loch sehen konnte. Philip Masters und Michael Gilmour hatten ihr Samstagmorgen-Spiel früher als gewöhnlich beendet und schienen jetzt ganz in ein Gespräch vertieft zu sein.
»Und welche Version hast du gehört?« fragte Michael Gilmour ruhig, aber mit tragender Stimme.
»Daß du nicht ganz schuldlos warst in der Sache.«
»Ganz sicher war ich schuldlos«, sagte Michael. »Worauf spielst du an?«
»Ich spiele auf gar nichts an«, sagte Philip. »Aber vergiß nicht, mir kannst du nichts vormachen. Ich hatte dich selbst schon einmal bei mir angestellt und kenne dich viel zu lange, um alles, was du sagst, für bare Münze zu nehmen.«
»Ich habe nicht versucht, irgend jemandem etwas vorzumachen«, erwiderte Michael. »Es ist allgemein bekannt, daß ich meinen Job losgeworden bin. Ich habe nie etwas anderes behauptet.«
»Zugegeben. Aber es ist keineswegs allgemein bekannt, unter welchen Umständen du deinen Job verloren hast und warum du nicht imstande bist, einen neuen zu finden.«
»Ich habe aus dem ganz einfachen Grund keinen neuen gefunden, weil Jobs im Augenblick nicht so leicht zu kriegen sind. Und, nebenbei bemerkt, ist es ja nicht meine Schuld, daß du ein Erfolgsmensch bist und ein verdammter Millionär.«
»Und meine Schuld ist es nicht, daß du pleite bist und ständig arbeitslos. In Wahrheit sind Jobs sehr wohl zu bekommen für den, der Zeugnisse von seinem letzten Arbeitgeber vorweisen kann.«
»Was willst du damit andeuten?« sagte Michael.
»Ich will gar nichts damit andeuten.«
Mehrere Klubmitglieder hatten ihre Unterhaltung eingestellt und bemühten sich jetzt, das Gespräch mitzubekommen, das hinter ihnen geführt wurde.
»Was ich meine«, fuhr Philip fort, »ist, daß kein Mensch dir Arbeit geben wird, aus dem einfachen Grund, weil du niemand findest, der dir ein Zeugnis ausstellt – und jeder weiß das.«
Nicht alle wußten es, was erklärt, warum die meisten Anwesenden im Raum jetzt gespannt zuhörten.
»Ich wurde wegrationalisiert«, beharrte Michael.
»In deinem Fall war das nur ein beschönigender Ausdruck für ›gefeuert‹. Keiner hat damals so getan, als lägen die Dinge anders.«
»Ich wurde wegrationalisiert«, wiederholte Michael, »ganz einfach deswegen, weil die Gewinne der Firma sich in diesem Jahr als etwas enttäuschend herausstellten.«
»Etwas enttäuschend? Das soll wohl ein Witz sein. Sie waren praktisch nicht vorhanden.«
»Nur, weil wir einen oder zwei vielversprechende Geschäftsabschlüsse an die Konkurrenz verloren hatten.«
»Eine Konkurrenz, die, wie ich höre, nur allzu gern bereit war, sich gewisse Insider-Informationen etwas kosten zu lassen.«
Mittlerweile hatten bereits die meisten Klubmitglieder ihre eigene Unterhaltung unterbrochen und beugten sich vor, machten allerlei Verrenkungen, drehten und wanden sich, bemüht, jedes Wort von dem aufzuschnappen, was von den zwei in der Fensternische des Klubraums sitzenden Männern herüberkam.
»Der Verlust dieser Geschäfte wurde bei der Jahreshauptversammlung im Bericht an die Aktionäre ausführlich erläutert«, sagte Michael.
»Aber wurde denselben Aktionären auch erläutert, wie ein ehemaliger Angestellter sich innerhalb weniger Tage nach seiner Entlassung den Kauf eines neuen Wagens leisten konnte?« fragte Philip weiter. »Einen Zweitwagen, sollte ich hinzufügen.« Philip nahm einen Schluck von seinem Tomatensaft.
»Es war kein neuer Wagen«, sagte Michael abwehrend. »Es war ein gebrauchter Mini, und ich habe ihn mit einem Teil meiner Abfertigung bezahlt, als ich den Firmenwagen zurückgeben mußte. Und außerdem weißt du ja, daß Carol für ihren Job bei der Bank ihren eigenen Wagen braucht.«
»Offen gesagt, es überrascht mich, daß Carol es tatsächlich so lange mit dir aushält, nach allem, was du ihr angetan hast.«
»Nach allem, was ich ihr angetan habe – was willst du damit andeuten?« fragte Michael.
»Damit will ich nichts andeuten«, erwiderte Philip. »Aber Tatsache ist, daß eine gewisse junge Frau, deren Name unerwähnt bleiben soll« – dieser letzte kleine Nebensatz schien die meisten Lauscher zu enttäuschen – »ungefähr zur selben Zeit entlassen wurde und obendrein auch noch ein Kind erwartete.«
Der Barkellner war
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