Archer Jeffrey
hinteren Teil des Flugzeuges kauerte. »Wie nahe soll ich heranfahren an den Hangar?« Er deutete aus dem
Fenster.
»Halten Sie einen beträchtlichen Abstand, auf jeden Fall ein
paar hundert Meter«, kam es zurück. »Wir wissen nicht, was uns erwartet.«
Die sechs Mann der SAS-Einheit lugten vorsichtig aus den Seitenfenstern. Sie hatten den Auftrag, einen Engländer namens Scott aufzunehmen, der auf sie warten würde, und möglichst rasch wieder zu verschwinden. Es klang alles ganz einfach – aber so einfach konnte es auch wieder nicht sein, sonst hätte man sie nicht herbeordert.
Banks steuerte die Beaver in einem Bogen südwärts und senkte die Nase der Maschine. Beim Anblick der ausgebrannten Spitfire am Ende der Rollbahn mußte er lächeln: So eine Maschine hatte sein Vater im Zweiten Weltkrieg geflogen, und die da unten hatte es zweifelsohne nicht mehr bis nach Hause geschafft. Zuversichtlich ließ er die kleine Maschine tiefer sinken. Nach dem Aufsetzen hüpfte und holperte sie dahin – nicht weil es dem Piloten an Erfahrung mangelte, sondern weil die Landebahn voller Schlaglöcher war.
Flight Lieutenant Banks brachte die Maschine etwa zweihundert Meter vom Hangar entfernt zum Stehen. Er schwenkte den Rumpf um hundertachtzig Grad, für den raschen Start, auf den der Captain offenbar so großen Wert legte, schaltete die Propellermotoren ab und ließ die Lichter erlöschen. Das Surren ging in ein unheimliches Flüstern über. Sie waren um dreiundvierzig Minuten zu früh gelandet.
Vom Cockpit der Spitfire, deren Wrack etwa vierhundert Meter von der Beaver entfernt an der Rollbahn lag, beobachtete Adam mißtrauisch das Geschehen. Er hatte nicht die Absicht, über das freie Feld zum Flugzeug hinüberzurennen, solange der Mond so hell schien. Er ließ die kleine Maschine ohne Kennzeichen keinen Moment aus den Augen. Er wartete auf irgendeinen Hinweis, wer die Besatzung sein könnte. Seiner Schätzung nach würde der Mond frühestens in fünfzehn Minuten hinter den Wolken verschwinden. Minuten vergingen. Adam sah, wie sich auf der anderen Seite des Flugzeugs sechs Männer flach auf die Rollbahn warfen – sie trugen Kampfanzüge der SAS-Eliteeinheit, doch Adam, dem die Erinnerung an Romanows Chauffeursuniform noch im Magen lag, war so rasch nicht zu überzeugen. Die sechs Soldaten rührten sich nicht von der Stelle. Adam war sich noch immer nicht im klaren, auf welcher Seite sie standen.
Die sechs Soldaten auf dem Boden verfluchten den Mond und, noch mehr, die offene Fläche vor ihnen. Der Captain sah auf die Uhr: noch sechsunddreißig Minuten. Er hob die Hand. Sie begannen auf den Hangar zuzurobben, wo Scott – wie Pemberton erklärt hatte – warten sollte. Sie brauchten beinah zwanzig Minuten. Mit jeder Bewegung wurden sie zuversichtlicher: Pembertons Warnung vor einem Feind, der sie möglicherweise erwartete, war offensichtlich grundlos gewesen.
Endlich schob sich eine Wolkenbank vor den Mond. Das gesamte Flugfeld lag im Schatten. Der Captain vergewisserte sich: noch fünf Minuten bis zum vereinbarten Treffen! Er erreichte die Tür des Hangars als erster, schob sie mit der Hand auf und zwängte sich durch den Spalt hinein. Die Kugel traf in mitten in die Stirn, ehe er sein Gewehr heben konnte.
»Macht schnell, Burschen!« brüllte der stellvertretende Offizier. Mit einem Satz waren die anderen auf den Beinen, feuerten in einem Bogen vor sich her und rannten auf das Gebäude zu, um Deckung zu suchen.
Als Adam den schottischen Akzent hörte, sprang er aus dem Cockpit und rannte über das Flugfeld auf die Beaver zu, deren Propeller schon zu rotieren begannen. Er sprang auf die Tragfläche und kletterte neben dem verblüfften Piloten in die Kanzel.
»Ich bin Adam Scott, der Mann, den Sie abholen sollen«, schrie er.
»Ich bin Flight Lieutenant Alan Banks, alter Junge«, erwiderte der Pilot und streckte ihm die Hand entgegen. Nur ein britischer Offizier konnte in einer derartigen Situation an Shakehands denken, überlegte Adam erleichtert, doch saß ihm der Schrecken in den Gliedern.
Beide Männer wandten sich um und beobachteten die Schießerei.
»Wir müssen starten«, sagte der Pilot. »Mein Auftrag lautet, Sie heil nach England zurückzubringen.«
»Erst bis wir ganz sicher sind, daß es keiner Ihrer Leute mehr bis zum Flugzeug schafft.«
»Tut mir leid, Kamerad! Ich habe den Befehl, Sie hier herauszuholen. Die Kameraden müssen schon auf sich selber aufpassen.«
»So warten Sie doch noch eine
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