Archer Jeffrey
einen hübschen geblümten Rock und eine weiße Bluse an, die jeder Kirchengeherin an einem Sonntagmorgen alle Ehre gemacht hätte. Der Korb war voller Lebensmittel.
»Nun, sind wir endlich aufgewacht, chéri? Est-ce que tu prends le petit déjeuner? – Willst du frühstücken?«
Adam sah sie ein wenig verblüfft an.
Sie erwiderte seinen Blick. »Auch berufstätige Mädchen brauchen Frühstück, n’est-ce pas? Manchmal ist es meine einzige Mahlzeit am Tag.«
»Wo ist meine Brieftasche?« fragte Adam kühl.
»Auf dem Tisch«, antwortete das Mädchen.
Adam schaute sich um und stellte fest, daß sie die Brieftasche an die augenfälligste Stelle gelegt hatte.
»War nicht nötig, sie zu verstecken«, tadelte sie ihn. »Nur weil ich bin eine Nutte, du brauchst nicht zu glauben, daß ich stehle.«
Damit ging sie stolz in die Küche und ließ die Tür hinter sich offen.
Adam kam sich mit einemmal sehr klein vor.
»Kaffee und Croissants?« rief sie.
»Wunderbar«, erwiderte Adam. »Verzeih, ich habe mich saudumm benommen«, fügte er nach einer Weile hinzu.
»Vergiß es«, sagte sie. » Ce n’est rien – Es spielt keine Rolle.«
»Wie heißt du denn eigentlich?« wollte Adam wissen.
»Mein Berufsname ist Brigitte, aber da du meine Dienste gestern nacht und heute früh nicht in Anspruch genommen ’ast, du darfst mich nennen bei meinem richtigen Namen: Jeanne.«
»Darf ich ein Bad nehmen, Jeanne?«
»Die Tür in der Ecke! Aber beeil dich, außer du magst deine Croissants kalt.«
Adam ging ins Badezimmer und stellte fest, daß Jeanne für alles vorgesorgt hatte, was ein Mann brauchte: Rasierer, Rasierschaum, saubere Handtücher – und eine Großpackung Durex.
Nach einem warmen Bad und einer Rasur – Genüsse, an die Adam sich fast nicht mehr erinnern konnte – fühlte er sich beinah wieder auf dem Damm, wenn auch noch ein wenig schwach. Er knotete sich ein rosa Handtuch um die Hüften und ging zu Jeanne in die Küche. Der Tisch war schon gedeckt; sie holte eben ein warmes Croissant aus dem Backofen.
Jeanne drehte sich um und musterte Adam eingehend von oben bis unten. »Bist gut gebaut«, meinte sie schließlich. »Viel besser als die meisten, die ich sonst ’abe.« Sie stellte den Teller vor ihn hin.
»Du siehst auch nicht uneben aus!« erwiderte Adam grinsend und nahm auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz.
»Schön, daß dir das auffällt! Ich ’abe schon angefangen, mir Gedanken über dich zu machen …«
Adam bestrich das Hörnchen dick mit Marmelade. Ein paar Sekunden lang sagte er gar nichts.
»Wann ’ast du das letzte Mal etwas gegessen?« fragte Jeanne, als er das letzte Stück vom Teller nahm und verschlang.
»Gestern mittag, aber seitdem hat sich mein Magen entleert.«
»’ast gekotzt, eh? Solltest dich nicht so vollaufen lassen.«
»Austrocknen wäre korrekter! Hör mal, Jeanne«, sagte Adam und sah ihr in die Augen. »Kannst du etwas Wichtiges für mich tun?«
Sie blickte auf die Uhr. »Um zwei ich ’abe einen Stammkunden, und um fünf ich muß wieder auf der Straße sein. Es ginge also nur ’eute vormittag«, erklärte sie sachlich.
»Nein, so hab’ ich das nicht gemeint«, protestierte er.
»Du könntest einem Mädchen in null Komma nichts einen – wie sagt man bei euch? – einen Komplex anhängen«, stellte Jeanne fest. »Du bist doch nicht etwa andersrum, oder doch?«
»Nein, wirklich nicht«, antwortete Adam lachend. »Aber ich wäre bereit, dir nochmals zweihundert Francs zu bezahlen.«
»Ist es legal?«
»Völlig legal.«
» Alors, das ist etwas anderes! Wie lange brauchst du mich?«
»Eine Stunde, höchstens zwei.«
»Besser als der Stundenlohn in meinem jetzigen Job. Was muß ich denn tun?«
»Ich möchte, daß jeder Mann in Paris auf dich fliegt – eine Stunde lang. Nur, daß du diesmal um keinen Preis zu haben bist.«
»Scott hat mich vor wenigen Minuten kontaktiert«, erklärte Lawrence dem versammelten D4.
»Und was hatte er zu sagen?« fragte Sir Morris. Er wirkte sehr besorgt.
»Nur, daß er die Uhr zurückdrehen würde.«
»Was, glauben Sie, hat er damit gemeint?« erkundigte sich Snell.
»Ich würde auf Genf tippen«, antwortete Lawrence.
»Wieso Genf?« wollte Matthews wissen.
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, erklärte Lawrence. »Er sagte, es hätte etwas mit dem deutschen Mädchen zu tun oder mit der Bank. Ich weiß aber nicht genau, mit welchen von beiden.«
Eine Zeitlang meldete sich niemand zu Wort.
»Konnten Sie feststellen, woher der Anruf kam?« fragte Bush.
»Nur die
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