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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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wieder aufsuchen«, erklärte der sowjetische Bankier mit Nachdruck. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Und jetzt würde ich gerne sehen, was sich in diesen Schließfächern befindet.«
    »Selbstverständlich«, sagte Herr Bischoff. »Würden Sie mich bitte begleiten?«
Die beiden Bankdirektoren fuhren mit dem Privatlift in den Keller. Herr Bischoff geleitete seinen Gast zu dem unterirdischen Tresorraum.
»Ich werde die fünf Schließfächer, die nun auf Ihren Namen lauten, mit dem Bankschlüssel aufsperren. Aber nur Sie können Sie mit Ihrem eigenen Schlüssel öffnen.«
»Danke«, antwortete Poskonow. Er wartete, bis Bischoff die fünf Schlösser aufgesperrt hatte und zum Eingang des Tresorraums zurückkehrte.
»Lassen Sie sich Zeit, soviel Sie wollen«, sagte Herr Bischoff.
»Um sechs Uhr wird allerdings die große Tür automatisch versperrt, und bis morgen früh um neun Uhr ließe sie sich eigentlich nur noch mit Hilfe einer Kernwaffe aufbrechen. Viertel vor sechs ertönt ein Warnsignal, welches Sie darauf aufmerksam macht, daß Sie nur mehr fünfzehn Minuten Zeit haben.«
»Großartig«, erwiderte Poskonow. Man hatte ihn in seiner ganzen Karriere als Bankier noch nie fünfzehn Minuten im voraus vor irgend etwas gewarnt.
Herr Bischoff händigte ihm den Umschlag aus, in dem sich Romanows Schlüssel befand.
Die schwere Stahltür schlug hinter ihm zu. Der Russe sah auf die Wanduhr. Er hatte über zwei Stunden Zeit, um auszusortieren, was nach Brasilien transportiert und was zurückgelassen werden mußte. Eine staatliche Pension sowie der Leninorden Zweiter Klasse waren in Poskonows Augen keine verlockende Alternative.
Er drehte den Schlüssel, öffnete das erste der kleinen Schließfächer und entdeckte darin Urkunden über Ländereien, die sich seit Jahrzehnten im Besitz des Staates befanden. Er knurrte. Das zweite Schließfach enthielt Aktien von Unternehmen, die einst höchst erfolgreich, heute aber in jedem Sinn nur noch hohle Gerippe waren. Im dritten Schließfach fand sich zu Poskonows Enttäuschung nur ein Testament, aus dem hervorging, daß alles Romanows Vater und seinem unmittelbaren Erben gehörte. Hatte Poskonow all die Jahre zugewartet, um jetzt erfahren zu müssen, daß die Geschichten von Gold, Juwelen und Perlen, die ihm der alte Mann erzählt hatte, nur Phantastereien gewesen waren? Oder hatte Romanow bereits alles mitgenommen?
Poskonow öffnete das erste große Schließfach und blickte auf die zwölf kleinen Abteile herab. Er lüftete den Deckel des ersten Abteils, und als er die Unmengen von Edelsteinen und Juwelen sah, die ihm entgegenfunkelten, wurden im die Knie weich. Mit beiden Händen griff er ins Kästchen und ließ die Steine durch seine Finger gleiten wie ein Kind, das am Strand mit Kieseln spielt.
Im zweiten Fach kamen Perlen zum Vorschein; im dritten lagen Goldmünzen und Medaillons, die selbst die Augen eines alten Mannes zum Glänzen bringen konnten. Er merkte kaum, wie lange er brauchte, um die übrigen Abteile zu durchstöbern. Als das Alarmsignal ertönte, war ihm, als befände er sich bereits achttausend Kilometer entfernt und genösse seinen unerhörten neuen Reichtum. Er sah auf die Uhr. Es blieb ihm noch hinreichend Zeit, alles wieder in den Fächern unterzubringen. Am folgenden Tag würde er noch einmal kommen und ein für allemal mitnehmen, was er in fünfzig Jahren Plackerei für den Staat eigentlich mehr als verdient hatte.
Als sich der letzte Deckel wieder an seinem Platz befand, blickte er noch einmal auf die Wanduhr; sechs Minuten vor sechs. Gerade noch Zeit, kurz in das zweite große Schließfach zu sehen.
Er drehte den Schlüssel um und fuhr sich voll Vorfreude mit der Zunge über die Lippen. Dann zog er den großen Behälter heraus. Nur ein ganz kleiner Blick, gelobte er sich beim Abheben des Deckels.
Als er den verwesenden Körper mit der grauen Haut und den lose in den Höhlen hängenden Augen sah, taumelte er zurück, wankte und faßte sich im Fallen ans Herz.
Beide Leichen wurden um neun Uhr des folgenden Tages gefunden.
    Das Telefon klingelte. Adam griff nach dem Hörer, bevor der schrille Ton ihm ein zweites Mal in den Ohren gellen konnte. »Ihr Weckruf, Sir«, sagte eine weibliche Stimme freundlich.
»Es ist acht Uhr.«
»Danke«, erwiderte Adam und legte wieder auf. Der Anruf hatte sich als unnötig erwiesen. Adam lag bereits seit einer Stunde wach im Bett. Er war sämtliche Details und Konsequenzen seines Planes noch einmal durchgegangen. Endlich wußte er

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