Archer Jeffrey
größerem Grauen entgegensehen würde.«
»Ich bringe Ihnen das Gewünschte, Captain Scott! Verlassen Sie sich auf mich.«
»Davon bin ich überzeugt, Tomkins! Würden Sie nämlich Romanow in unser kleines Geheimnis einweihen, wären Sie innerhalb weniger Minuten verhaftet. Sie könnten im besten Fall versuchen, mit einer Maschine der Aeroflot nach Moskau zu entkommen. Aber ich habe mich erkundigt – der nächste Flug geht erst am späten Nachmittag.«
»Ich bringe es Ihnen! Punkt halb zehn, Sir. Seien Sie ganz ohne Sorge! Aber halten Sie um Gottes Willen auch Ihren Beitrag zum Austausch bereit.«
»Das werde ich«, erwiderte Adam, »genauso wie alle Ihre Papiere, Tomkins.«
Adam zog den »Colonel« langsam vom Boden hoch und schob ihn auf den Treppenabsatz zu. Anschließend knipste er das Licht im Treppenhaus an und stieß den »Colonel« vor sich her die Treppe zur Haustür hinunter.
»Die Schlüssel!« befahl Adam.
»Sie haben doch schon meine Schlüssel, Captain Scott, Sir!«
»Die Autoschlüssel, Sie Idiot!«
»Aber es ist ein Mietwagen, Sir«, stammelte der Colonel.
»Den werde ich jetzt mieten«, erwiderte Adam.
»Ja, aber wie soll ich denn rechtzeitig nach London kommen, Sir?«
»Keine Ahnung! Sie haben ja noch die ganze Nacht Zeit, sich etwas einfallen zu lassen. Bis dahin könnten Sie es sogar zu Fuß schaffen. Die Schlüssel!« wiederholte Adam und schob den Arm des »Colonel« noch weiter, bis fast in die Höhe des Schulterblattes hinauf.
»In meiner linken Tasche«, stieß der »Colonel« hervor. Seine Stimme klang fast eine Oktave höher.
Adam steckte die Hand in das neue Jackett des »Colonel« und zog die Autoschlüssel heraus. Er öffnete die Eingangstür, stieß den »Colonel« auf den Gartenweg und führte ihn zum Gehsteig.
»Sie werden dort drüben auf der anderen Straßenseite stehenbleiben«, ordnete Adam an, »und erst dann ins Haus zurückkehren, wenn ich das Ende der Straße erreicht habe. Ist das klar, Tomkins?«
»Völlig klar, Captain Scott, Sir!«
»Gut«, sagte Adam und ließ ihn zum erstenmal los. »Und noch etwas, Tomkins: Für den Fall, daß Sie daran denken, mich hinters Licht zu führen: Ich habe das Foreign Office bereits veranlaßt, Romanow zu überwachen und zwei zusätzliche Beobachter in der Nähe der sowjetischen Botschaft zu postieren. Sie haben den Auftrag, sofort Meldung zu erstatten, sobald irgendein Verdächtiger vor morgen halb zehn das Gebäude betritt oder es verläßt.« Adam hoffte, einigermaßen überzeugend zu wirken.
»Sie haben wirklich an alles gedacht, Sir«, stellte der »Colonel« düster fest.
»Das möchte ich meinen«, antwortete Adam. »Ich habe sogar Ihr Telefon stillgelegt, bevor Sie zurückkamen.« Adam stieß den »Colonel« über die Straße und stieg in den Mietwagen. Er kurbelte das Fenster herunter. »Bis morgen um halb zehn. Pünktlich!« fügte er hinzu, während er den ersten Gang einlegte.
Der »Colonel« stand zitternd auf dem gegenüberliegenden Gehsteig und massierte seine rechte Schulter. Adam fuhr die Straße hinunter. Als er nach links abbog, auf das Zentrum von London zu, stand Tomkins noch immer dort.
Zum erstenmal seit Heidis Tod hatte Adam das Gefühl, daß nun Romanow der Gejagte war.
»Welch große Ehre für unser bescheidenes Haus!« sagte Herr Bischoff. Er war ganz offensichtlich entzückt, daß der wichtigste Bankier des Ostens mit ihm im Konferenzzimmer seiner Bank saß und den Nachmittagstee einnahm.
»Aber nicht doch, mein lieber Bischoff!« erwiderte Poskonow.
»Nach all den Jahren ist die Ehre gänzlich meinerseits. Und wie reizend und verständnisvoll von Ihnen, die Bank auch an einem Sonntag zu öffnen. Aber nun zum Geschäft. Haben Sie Romanow dazu gebracht, die Verzichtserklärung zu unterschreiben?«
»Aber ja«, erklärte Bischoff sachlich. »Er hat es getan, ohne auch nur die Standardklauseln durchzulesen, von den drei zusätzlichen, die Sie uns hinzuzufügen baten, ganz zu schweigen.«
»Seine Erbschaft fällt somit automatisch dem sowjetischen
Staat zu?«
»So ist es, Herr Poskonow! Und als Gegenleistung dafür …«
»… werden Sie uns bei allen unseren Geld- und Devisentransaktionen im Westen vertreten.«
»Danke«, erwiderte Herr Bischoff. »Wir werden Ihnen bei allen Ihren Anliegen, selbst den geringfügigsten, stets mit dem größten Vergnügen zu Diensten stehen. Was aber, wenn Romanow die Bank wieder aufsucht und wissen möchte, was aus seiner Erbschaft geworden ist?«
»Er wird die Bank nicht
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