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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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eintreten, sobald er nach Hause zurückkehrt.«
»Wie lange bleiben Sie noch in London?«
»Zwei weitere Monate«, sagte sie. »Falls ich den Job so lang aushalte.«
»Warum arbeiten Sie gerade dort, wenn es wirklich so schlimm ist?«
»Es gibt keine bessere Gelegenheit, seine Englischkenntnisse zu erproben, als im Umgang mit ungeduldigen Kunden, die alle mit einem anderen Akzent sprechen.«
»Hoffentlich bleiben Sie die ganzen zwei Monate«, seufzte Adam.
»Das hoffe ich auch«, sagte sie freundlich.
Adam und Heidi waren beim Geschirrspülen, als Jochen Punkt elf wieder auftauchte.
»Vielen Dank für einen wirklich interessanten Abend«, sagte sie und trocknete sich die Hände ab.
»Das sagt man so nicht«, verbesserte Jochen. »Man sagt nicht: interessant. Reizend, angenehm, schön, unterhaltsam. Aber nicht: interessant.«
»All das trifft auf diesen Abend durchaus zu«, warf Adam ein, »aber interessant war er auch.«
Heidi lächelte.
»Darf ich morgen in Ihrem Laden noch ein paar Würstchen kaufen?«
»Ich würde mich freuen«, erwiderte Heidi. »Aber halten Sie diesmal keine säuerlichen alten Damen mit irgendwelchen Übersetzungswünschen auf. Sie haben mir übrigens nie gesagt, warum Sie diesen absonderlichen Absatz übersetzt haben wollten. Ich wüßte zu gern, wer dieser Rosenbaum ist und was er wem vermacht hat!«
»Das nächste Mal vielleicht«, sagte Adam. Er wirkte plötzlich ein wenig verlegen.
»Und nächstes Mal können Sie meine Schwester selbst nach Hause bringen«, erklärte Jochen, während er zum Abschied Adam energisch die Hand schüttelte.
Nachdem Heidi gegangen war, setzte sich Adam noch einmal hin und leerte versonnen das letzte Glas Wein. Einen so reizenden, angenehmen, schönen, unterhaltsamen und interessanten Abend hatte er seit langem nicht erlebt.
    Im VIP-Gelände des Flughafens Zürich-Kloten wartete eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben; die Kennzeichentafeln des Wagens waren unbeleuchtet. Zweimal bereits waren übergenaue Schweizer Polizisten an den Wagen herangetreten und hatten die Papiere des Fahrers kontrolliert, bevor Major Romanow und Anna Petrowa aus der Zollabfertigungshalle auftauchten und im Fond des Wagens verschwanden.
    Es war völlig dunkel geworden, als sich das Auto dem Neonglanz der Stadt näherte. Kurz vor dem Hotel St. Gothard teilte Romanow dem Fahrer mit: »Ich werde am Dienstag mit der Vormittagsmaschine nach Moskau zurückfliegen.« Sonst wurde während der Fahrt kein Wort gesprochen.
    Jacques Pontin, der Hotelmanager, erwartete sie schon zur Begrüßung am Eingang, stellte sich vor, meldete Romanow nebst Begleiterin persönlich an der Rezeption an und rief mit einem Schlag der flachen Hand auf eine kleine Glocke einen jungen Hoteldiener in grüner Livree, der nur mit einem Hinweis aufs Gepäck die Anweisung bekam: »Suite 702 und Zimmer 704«, und schon hatte Jacques Pontin sich wieder Romanow zugewandt. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und hoffe, daß er Ihnen viel Erfolg bringt. Bitte wenden Sie sich gleich an mich, falls Sie irgend etwas brauchen.«
    »Danke«, sagte Romanow und schritt zum offenen Lift, wo stramm und reglos wie eine Schildwache der Grünlivrierte stand.
    Romanow ließ Anna vorausgehen. Der Lift hielt im siebenten Stock, wo der junge Mann die russischen Gäste einen langen Korridor entlang zu einem Eckapartment führte und Romanow und Anna nach dem Aufschließen höflich aufforderte, vor ihm einzutreten. Die Suite entsprach Romanows Erwartungen – sie war um Klassen besser als die Angebote der nobelsten Leningrader oder Moskauer Hotels, die er kannte. Angesichts der überreichlichen Angebote an Toilettenartikeln und –utensilien im marmorgetäfelten Badezimmer mußte er unwillkürlich daran denken, daß in Rußland wohlhabende, erfahrene Reisende sogar vorsichtshalber einen Badewannenstöpsel mitnahmen.
    »Sie wohnen hier, gnädige Frau«, sagte der Hoteldiener, während er die Zwischentür zum angrenzenden Zimmer aufsperrte, das kleiner, doch von der gleichen schlichten Eleganz war. Der Diener erkundigte sich nach etwaigen Wünschen, als er, zurückkehrend, Romanow den Schlüssel zur Suite übergab. Romanow verneinte und drückte ihm ein FünfFranken-Stück in die Hand. Der Hoteldiener schloß die Tür mit einer leichten Verbeugung hinter sich zu. Romanow begann auszupacken; Anna Petrowa ging in ihr Zimmer.
    Romanow zog sich aus und verschwand im Badezimmer. Er betrachtete sich im Spiegel. So stolz er auf sein

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