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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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neue indische Premierministerin mit einer offenen Revolte im eigenen Kabinett kämpfen, überlegte, ob Großbritannien wohl je eine Premierministerin haben könnte, erkannte, daß die englische Kricketmannschaft bei ihren ersten Innings nach sieben Spielen hundertsiebzehn Punkte herausgeholt hatte, aber noch immer weit hinter der westindischen Mannschaft zurücklag, seufzte und schaltete den Fernseher ab. Er legte die Lebensmittel in den Kühlschrank und zog sich auf sein Zimmer zurück, um die drei Teile des Göring-Briefes zusammenzufügen, las die kleinen Zettel durch, holte sein Notizbuch aus der Tasche und begann, die Übersetzungen der Reihe nach abzuschreiben: nach dem Absatz, den das Mädchen im YMCA geliefert hatte, denjenigen in Wainwrights Handschrift auf dem Zettel aus dem Notizblock und zuletzt den Teil des Briefes in der Übersetzung der hübschen kleinen Mainzerin. Daraufhin las er den kompletten Brief ganz langsam ein zweites Mal.
    Nürnberg, 15. Oktober 1946 Sehr geehrter Herr Oberst!
Im Laufe des letzten Jahres haben wir einander recht gut
    kennengelernt. Sie haben nie ein Hehl aus Ihrer Abneigung gegen die Nationalsozialistische Partei gemacht, dennoch haben Sie sich jederzeit mit der Höflichkeit eines Offiziers und Gentleman benommen.
    Es wird im Lauf des Jahres Ihnen nicht entgangen sein, daß mich ein Wachtposten regelmäßig mit einem Vorrat an Havanna-Zigarren versorgt hat – eine der wenigen Annehmlichkeiten, die mir in meiner Haft zugebilligt worden sind. Die Zigarren dienten allerdings auch einem anderen Zweck: Jede von ihnen enthielt eine Kapsel mit einer kleinen Menge Gift, genug, um zu gewährleisten, daß ich die Gerichtsverhandlung zwar überleben, dem Scharfrichter jedoch entkommen würde.
    Ich bedaure einzig, daß Sie als der in dem Zeitraum, da ich voraussichtlich sterben werde, für die Bewachung verantwortlicher Offizier möglicherweise für etwas zur Rechenschaft gezogen werden, mit dem Sie nie etwas zu tun hatten. Zur Entschädigung lege ich diesem Brief ein auf den Namen Emmanuel Rosenbaum ausgestelltes Dokument bei, das Ihnen aus sämtlichen allfälligen finanziellen Schwierigkeiten helfen sollte, denen Sie sich in nächster Zukunft gegenübersehen könnten.
    Sie brauchen nichts weiter zu tun …
    »Jemand zu Hause?« rief Lawrence laut durch die Wohnung. Adam faltete die Papierstückchen rasch zusammen und konnte sie bevor Lawrence den Kopf ins Zimmer steckte, gerade noch zum Originalbrief in die Bibel auf dem Bücherregal schieben.
    »Saumäßiger Verkehr«, sagte Lawrence fröhlich. »Ich kann es kaum erwarten, endlich zum Bankdirektor ernannt zu werden und in der Luxuswohnung im obersten Stock des Bankgebäudes wohnen zu können. Von Chauffeur und Dienstwagen ganz zu schweigen.«
    Adam lachte. »Hast du im Büro einen so schweren Tag gehabt, Schatz?« lispelte er mit verstellter Stimme, ehe er Lawrence in die Küche folgte und die Lebensmittel aus dem Kühlschrank holte.
    »Wen hast denn du heut abend als Gast?« wollte Lawrence wissen, als die Delikatessen eine nach der anderen aufgetischt wurden.
    »Ein ziemlich reizendes deutsches Mädchen, hoffe ich«, antwortete Adam.
»Was heißt: du hoffst?«
    »Na ja, protokollgerecht ist meine Einladung nicht gerade gewesen, und deshalb bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie auch wirklich kommt.«
    »Da bleib ich mal in der Nähe für den Fall, daß sie dich sitzenläßt, damit du das nicht alles allein essen mußt.«
»Dein Vertrauensbeweis ist rührend. Man dankt. Aber wahrscheinlich wirst du doch erkennen müssen, daß es heut abend an dir ist, dich aus dem Staube zu machen. Was ist eigentlich mit Carolyn?«
»Ach, Carolyn war das Mädchen von gestern, um unseren geschätzten Premierminister Harold Wilson zu zitieren. Wie hast du denn dein gnädiges Fräulein aufgegabelt?«
»Sie arbeitet in einem Lebensmittelladen in Knightsbridge.«
»Ich verstehe. Wir geben uns also inzwischen bereits mit kleinen Verkäuferinnen ab.«
»Ich habe keine Ahnung, was sie ist. Ich weiß nicht einmal, wie sie heißt«, sagte Adam. »Aber ich hoffe doch sehr, daß ich das alles heute abend herausfinden werde. Wie gesagt, mit dem Verschwinden bist heute du an der Reihe.«
»Natürlich. Aber falls du einen Dolmetscher brauchen solltest, kannst du auf mich zählen.«
»Es wäre nützlicher, wenn du den Wein in den Kühlschrank stellen könntest und den Tisch deckst.«
»Gibt es für einen Mann meiner Fähigkeiten wirklich nichts Anspruchsvolleres zu

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