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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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auch noch die Sache bei Harrod’s verpaßt.«
    »Und was hast du heute vor?«
»Ich dürfte dir’s eigentlich nicht erzählen«, betonte Lawrence, während er in der Zeitung ein Foto vom Kapitän der geschlagenen englischen Kricketmannschaft betrachtete. »Der Gouverneur der Bank of England hat meine Stellungnahme zu der Frage erbeten, ob wir das Pfund gegenüber dem Dollar von 2,80 auf 2,40 abwerten sollen.«
»Ja und was meinst du dazu?«
»Ich habe ihm gleich auseinandergesetzt, der einzige 240er, den ich gelten lasse, sei die Buslinie zwischen Golders Green und Edgware. Wenn ich mich aber jetzt nicht auf die Socken mache, verpasse ich noch meinen geliebten 14er«, erwiderte Lawrence mit einem Blick auf die Uhr. Adam lachte, Lawrence schlug mit einem Knall seine Aktenmappe zu und verschwand.
Lawrence hatte sich seit Schulabschluß am Wellington College sehr verändert. Vielleicht lag es daran, daß Adam ihn bloß als Schulbesten in Erinnerung hatte, der anschließend das höchstdotierte Stipendium zum Studium am Balliol College in Oxford erhielt – aber Lawrence war ihm damals so ernsthaft und seriös vorgekommen, als wäre er für Höheres bestimmt. Daß er einmal als Wertpapieranalyst bei Barclays DCO enden würde, hätte niemand für möglich gehalten. In Oxford hatten seine Kommilitonen teils scherzend, teils überzeugt behauptet, er würde eines Tages Minister werden. Ob an die Jugendidole, die nur wenige Jahre älter sind als man selbst, nicht doch vielleicht zu hohe Erwartungen gestellt wurden? Adam dachte nach. Die Freundschaft zwischen den beiden war nach der Schule noch enger geworden. Den Armeebericht aus Malakka, der Adam als vermißt meldete, hatte Lawrence nicht einen Augenblick für wahr gehalten. Er hatte auch keine Erklärungen verlangt, als Adam den Abschied vom Militär ankündigte; niemand hätte netter und diskreter sein können, als sich Adam dem Problem der Arbeitslosigkeit gegenübersah. Adam hoffte, daß er diese Freundschaftsschuld eines Tages zurückzahlen könnte.
Er machte sich ein Spiegelei mit Speck. Bis um halb zehn ließ sich nicht mehr viel erledigen; einer kurzen Nachricht an die Schwester legte er einen Scheck über fünfzig Pfund bei.
Mr. Holbrooke von Holbrooke, Holbrooke & Gascoigne – Adam fragte sich, ob der Anwalt überhaupt einen Vornamen hatte – konnte sein Erstaunen über den Anruf des jungen Mr. Scott um halb zehn nicht verbergen. Nach dem Tode meines Vaters, wollte Adam schon widersprechen, bin ich doch wohl der alte Mr. Scott. Aber Mr. Holbrookes Stimme klang noch erstaunter, als er Adams Anliegen vernahm. »Das muß mit diesem Brief zusammenhängen«, murmelte er und versprach, bereits am Nachmittag eine Abschrift des Testaments auf die Post zu geben.
Was Adam sonst noch brauchte, ließ sich per Telefon nicht anfordern, daher sperrte er die Wohnung zu, sprang in einen Bus Richtung King’s Road, stieg am Hyde Park Corner aus und lief die Pall Mall hoch zu seiner Bank, wo er sich vor dem Wechselschalter in einer Schlange anstellen mußte.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte eine höfliche Bankangestellte, als er endlich an die Reihe kam.
»Ich hätte gerne fünfzig Pfund in Schweizer Franken, fünfzig Pfund in bar und hundert Pfund in Reiseschecks.«
»Wie ist Ihr Name?« erkundigte sie sich.
»Adam Scott.«
Das Mädchen tippte in eine große Maschine einige Zahlenreihen ein, drehte ein paarmal die Kurbel, betrachtete das Ergebnis, verschwand und kehrte mit einer Kopie des Kontoauszugs zurück, den Adam mit der Morgenpost erhalten hatte.
»Die Gesamtsumme inklusive unserer Bankspesen beträgt 202 Pfund, 1 Shilling, 8 Pence. Damit verbleibt auf Ihrem Konto ein Guthaben von 70 Pfund, 16 Shilling und 4 Pence«, teilte sie Adam mit, der’s für sich behielt, daß es in Wahrheit nur noch 20 Pfund, 16 Shilling und 4 Pence waren, weil er seiner Schwester den Scheck geschickt hatte. Er hoffte sehnlichst, daß das Foreign Office den Lohn wöchentlich auszahlte, sonst mußte er sich auf einen weiteren kargen Monat gefaßt machen. Außer natürlich …
Adam setzte in Gegenwart der Kassiererin seine Unterschrift in den oberen Teil der zehn Reiseschecks, worauf sie ihm noch fünfhundertvierundneunzig Schweizer Franken und fünfzig Pfund in bar aushändigte – die größte Summe, die Adam je auf einen Schlag abgehoben hatte.
Eine weitere Busfahrt brachte ihn zum Büro der British Airways in der Cromwell Road, wo er einen Rückflug nach Genf bestellte.
»Erster Klasse

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