Archer Jeffrey
der Bankier mit Bestimmtheit.
»Hervorragend«, sagte Romanow, während er auf den kleineren Herrn Bischoff herabblickte. »Dann werde ich morgen vormittag möglicherweise noch einmal vorbeikommen, um ein persönliches Paket zu deponieren.«
»Könnten Sie mich bitte mit Mr. Pemberton verbinden?« fragte Adam.
Lange Pause.
»Bei uns arbeitet kein Mr. Pemberton, Sir.«
»Ich spreche doch mit Barclays International in der City?« »Ja, Sir.«
»Mr. Lawrence Pemberton. Er arbeitet ganz bestimmt in Ihrer
Filiale.«
Eine noch längere Pause.
»Ach ja«, kam es zu guter Letzt durch die Leitung. »Jetzt
habe ich die Abteilung, in der Mr. Pemberton arbeitet. Ich werde nachfragen, ob er da ist.« Adam hörte das Klingeln des Telefons im Hintergrund.
»Anscheinend befindet er sich zur Zeit nicht an seinem Schreibtisch, Sir. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
»Nein, danke.« Adam legte auf. Er war so in Gedanken versunken, daß er nicht einmal die Lampe einschaltete, als es dunkel wurde. Für die Ausführung seines Planes fehlten ihm noch einige Bankinformationen, die Lawrence ihm sicherlich ohne Mühe geben konnte.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloß. Adam sah Lawrence eintreten, Licht machen und verdutzt dreinschauen, als er den Freund vor sich sitzen sah.
»Wie eröffnet man ein Schweizer Bankkonto?« schoß Adam gleich los.
»Wenn man außer dem Arbeitslosengeld der nächsten Woche nichts zu bieten hat, dürfte das einigermaßen schwer sein«, neckte Lawrence. »Englische Kunden werden übrigens meist unter Codenamen geführt.« Er warf die Evening News auf den Tisch. »Für dich wäre der Codename ›Habenichts‹ sicherlich passend!«
»Auch wenn es dich überrascht – meine Frage war völlig ernst gemeint.«
»Na schön«, sagte Lawrence nun in ernsterem Tonfall. »Bei einer Schweizer Bank kann eigentlich jeder ein Konto eröffnen, sofern der Betrag, den er zu deponieren hat, den Aufwand für die Bank lohnt. Unter zehntausend Pfund lohnt es sich bestimmt nicht.«
»Und was muß man tun, um das Geld von einem solchen Konto wieder herauszubekommen?«
»Das kann man telefonisch oder persönlich erledigen – in dem Punkt unterscheiden sich die Banken in der Schweiz nicht wesentlich von anderen Banken. Das Risiko einer Anweisung per Telefon gehen aber wahrscheinlich nur wenige Kunden ein, falls sie ihren Wohnsitz nicht in einem Land haben, das keine Steuergesetze hat, so daß auch keine Steuergesetze gebrochen werden können. In dem Fall wiederum gäbe es eigentlich keinen Grund, warum sie sich überhaupt an die komischen Burschen in Zürich wenden sollten.«
»Was geschieht, wenn die Bank nach dem Tod eines Kunden nicht weiß, wer der rechtmäßige Eigentümer des Guthabens ist?«
»Da unternehmen die Banken selbst gar nichts. Wenn aber jemand Anspruch darauf erhebt, muß er sich als rechtmäßiger Erbe des auf der Bank hinterlegten Guthabens ausweisen können mit den korrekten Unterlagen wie einem Testament und einem Personalausweis. Kein Problem. Mit so was haben wir tagtäglich zu tun.«
»Aber du hast mir doch eben gesagt, das sei illegal!«
»Nicht – von unserer Warte – für Kunden mit Wohnsitz im Ausland, oder wenn wir gerade unsere Goldreserven aufstocken müssen – vom Ausgleichen des Handelsdefizits ganz zu schweigen. Aber die Bank of England wacht streng über jeden Penny, der ins Land kommt oder außer Landes gebracht wird.«
»Wenn mir also ein Onkel in Argentinien eine Million Pfund in Gold auf einer Schweizer Bank vermacht hätte und ich als bezugsberechtigter Erbe die gesetzlich vorgeschriebenen Dokumente besäße, brauchte ich nur persönlich hingehen und das Gold einfordern?«
»So ist es«, antwortete Lawrence. »Nach geltendem Gesetz müßtest du das Gold allerdings dann mitnehmen und der Bank of England zum von ihr festgesetzten Preis verkaufen. Und von dieser Summe natürlich Erbschaftssteuer zahlen.« Adam schwieg.
»Falls du also einen Onkel in Argentinien beerbt haben solltest und das viele Gold in der Schweiz deponiert ist, wärst du deshalb gut beraten, es dort zu lassen, wo es ist. Falls du dich nämlich an den Buchstaben des Gesetzes hältst, bleiben dir unter der gegenwärtigen Regierung schlußendlich etwa siebeneinhalb Prozent vom tatsächlichen Wert.«
»Schade, daß ich keinen argentinischen Onkel habe«, meinte Adam.
»Es muß ja kein Onkel in Argentinien sein«, tröstete Lawrence, der jede Reaktion seines Freundes genau beobachtete.
»Vielen Dank für die
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