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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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drei Banken?« fragte Romanow.
»Ganz richtig, Genosse! Die eine, Bischoff et Cie., haben Sie bereits besucht. Doch die beiden anderen haben jede Art der Zusammenarbeit abgelehnt.«
»Wieso erstreckt sich Ihr Einfluß nicht auch auf sie?«
»Aus dem ganz einfachen Grund«, erwiderte Poskonow, »weil andere Interessen einen stärkeren Einfluß ausüben. Wenn zum Beispiel ihr Haupteinkommen von den führenden jüdischen Familien oder von den Amerikanern stammt, werden sie auch unter stärkstem Druck nicht zu bewegen sein, mit der Sowjetunion zu verhandeln.«
Mit einem Nicken gab Romanow zu erkennen, daß er verstanden hatte.
»Und da hier genau dieser Fall zutrifft«, fuhr Poskonow fort, »muß somit auch noch eine weitere Chance bestehen, daß sich die Zaren-Ikone im Besitz einer der beiden Banken befindet. Weil sie dies aber Mütterchen Rußland gegenüber niemals zugeben würden, weiß ich wirklich nicht so recht, zu welchem Schritt ich Ihnen nun raten soll.«
Der Bankier lehnte sich zurück und wartete, bis Romanow die Neuigkeiten verdaut hatte.
»Sie sind ungewöhnlich schweigsam«, bemerkte er, nachdem er sich eine neue Zigarette angezündet hatte.
»Sie haben mich auf eine Idee gebracht«, erwiderte Romanow.
»Ich glaube, die Amerikaner würden sie als ›Weitschuß‹ bezeichnen. Wenn ich mich jedoch nicht irre, werden die Sowjets den ›Home run‹ machen und das Match gewinnen.«
»Baseball ist ein Spiel, das ich nie verstanden habe, aber jedenfalls freut es mich, wenn ich Ihnen heute irgendwie von Nutzen sein konnte. Dennoch glaube ich, daß Sie dies hier brauchen werden – wie auch immer Ihr ›Weitschuß‹ aussehen mag.« Poskonow entnahm der Akte ein einzelnes Blatt Papier und reichte es Romanow. Darauf war vermerkt: Daumier et Cie., Zürich (abgelehnt), Roget et Cie., Genf (abgelehnt).
»Zweifellos werden Sie bald wieder in die Schweiz reisen.«
Romanow sah dem Bankier fest in die Augen.
»Ich würde Ihnen nicht empfehlen, bei dieser Gelegenheit Bischoff et Cie. einen Besuch abzustatten, Alex! Dafür werden Sie noch Zeit genug haben.«
Romanow öffnete seine Fäuste und streckte die Finger durch.
Der alte Mann erwiderte seinen starren Blick. »Sie werden feststellen, daß ich nicht so leicht loszubringen bin wie Anna Petrowa«, fügte er hinzu.
10
    Der Mann – er sah ziemlich alt aus – stellte sich an das Ende der Warteschlange vor dem Taxistandplatz. Es war schwer abzuschätzen, wie groß er tatsächlich war, denn er ging stark gebeugt und wirkte gebrechlich. Der weite Mantel, möglicherweise noch älter als sein Träger, reichte beinah bis zum Boden, und die Finger, die gerade noch aus den Ärmeln ragten, steckten in grauen Wollfäustlingen. Mit einer Hand umklammerte der Mann den Griff eines kleinen Lederkoffers, auf dem in schwarzer Schrift die Initialen E. R. zu lesen waren und der so abgetragen aussah, als hätte er schon dem Großvater des gegenwärtigen Besitzers gehört. Man hätte sich bücken oder selbst sehr klein sein müssen, um das Gesicht des alten Mannes zu erkennen – ein Gesicht, dessen dominierendes Merkmal eine Nase war, die einem Cyrano de Bergerac noch geschmeichelt hätte. Der Greis schlurfte langsam vorwärts, bis endlich er an die Reihe kam, in ein Taxi zu steigen. Es war ein höchst zeitaufwendiges Unterfangen, und der Fahrer trommelte bereits ungeduldig mit den Fingern auf das Lenkrad, bis sein Fahrgast ihm endlich mit heiserer Stimme mitteilte, daß er zum Bankhaus Daumier et Cie. gefahren zu werden wünsche. Der Chauffeur startete, ohne um die genaue Adresse zu fragen; Schweizer Taxifahrer kennen den Weg zu sämtlichen Banken, genauso wie Londoner Chauffeure stets jedes Theater finden oder die Yellow Cabs in New York eine Bar an der West Side. Als der alte Mann an seinem Bestimmungsort ankam, kramte er eine Weile in seinem Portemonnaie nach Münzen, um das Taxi zu bezahlen. Dann schob er sich langsam auf den Gehsteig hinaus, wo er stehenblieb und die Marmorfassade der Bank anstarrte. Die Gediegenheit des Gebäudes verlieh ihm offenbar ein Gefühl der Sicherheit. Eben wollte er das Tor anfassen, als es von einem Mann in einer eleganten blauen Uniform geöffnet wurde.
    »Ich bin gekommen, um mit Herrn …« begann der Greis in gespreiztem Deutsch, doch der Türsteher deutete bloß auf ein Mädchen, das hinter dem Empfangspult saß. Der Alte schlurfte hinüber und wiederholte: »Ich bin gekommen, um mit Herrn Daumier zu sprechen. Mein Name ist Emmanuel

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