Archer Jeffrey
steckte.
»Warum schaust du denn so finster drein?« fragte Adam, nachdem er das Wechselgeld im Empfang genommen hatte.
»Die Verkäuferin hat mich daran erinnert, daß ich morgen vormittag wieder hinter meiner Kasse sitzen muß …«
»Aber zumindest haben wir noch das Abendessen im Coq d’Or vor uns, auf das wir uns freuen können!« Adam sah auf die Uhr.
»Jetzt reicht die Zeit nur mehr, um ein paar Flaschen Wein im Duty Free Shop zu kaufen.«
»Ich möchte mir noch gern die neue Nummer des Spiegel besorgen, bevor wir durch den Zoll gehen.«
»In Ordnung«, erwiderte Adam. »Versuchen wir’s doch bei dem Zeitungskiosk dort drüben in der Ecke.«
»Ein Aufruf für Passagier Mr. Scott! Mr. Scott wird gebeten, zum BEA-Schalter im Erdgeschoß zu kommen«, dröhnte es aus der Lautsprecheranlage.
Adam und Heidi sahen einander verwundert an. »Die haben uns sicher die falschen Sitze zugewiesen«, meinte Adam achselzuckend. »Egal, gehen wir hinunter und erkundigen wir uns.«
Sie fuhren mit der Rolltreppe wieder ins Erdgeschoß zurück und gingen hinüber zu dem Mann, der ihnen die Bordkarten ausgestellt hatte.
»Ich glaube, Sie haben mich ausrufen lassen«, sagte Adam.
»Mein Name ist Scott.«
»Ja«, erwiderte der Mann. »Wir haben eine dringende Nachricht für Sie«, fügte er nach einem Blick auf den Notizblock hinzu, der vor ihm lag. »Bitte rufen Sie Monsieur Roget et Cie. unter der Nummer 271278 an.« Er riß das Stück Papier ab und reichte es Adam. »Die Telefonzellen sind dort drüben, hinter dem KLM-Schalter, Sie benötigen zwanzig Rappen.«
»Danke!« Adam las die Nachricht genau durch, aber sie enthielt keinen Hinweis darauf, warum Monsieur Roget ihn so dringend sprechen wollte.
»Was soll das Ganze?« fragte Heidi betroffen. »Jetzt ist es wohl ein bißchen zu spät, um die Ikone zurückzuverlangen.«
»Keine Angst, ich werde das gleich herausfinden.« Adam hielt ihr die Plastiktüte hin. »Hier, nimm das, ich bin gleich wieder da!«
»Ich sehe unterdessen nach, ob es in dieser Etage einen Zeitungskiosk mit dem Spiegel gibt«, erwiderte Heidi und griff nach der bunten Plastiktüte mit der Bonbonniere.
»Gut! Dann treffen wir einander in ein paar Minuten hier.«
» Roget et Cie. Est-ce que je peux vous aider? Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Monsieur Roget hat um meinen Rückruf gebeten«, antwortete Adam, ohne auch nur den Versuch zu machen, auf Französisch zu antworten.
»Ja, Sir. Wen darf ich melden?« erwiderte die Telefonistin sofort in englischer Sprache.
»Adam Scott.«
»Ich werde nachfragen, ob er erreichbar ist.«
Adam wandte sich rasch um; er wollte sehen, ob Heidi bereits wieder zum BEA-Schalter zurückgekehrt war. Da er sie nirgendwo entdeckte, vermutete er, daß sie noch immer nach der Zeitschrift suchte. Dann bemerkte er einen alten Mann, der mit schlurfenden Schritten die Halle durchquerte. Adam hätte schwören können, daß er ihn irgendwo bereits gesehen hatte.
»Mr. Scott?« Adam lehnte sich wieder in die Kabine.
»Ja, Monsieur Roget, Sie wollten mich sprechen?«
»Ich Sie sprechen?« Der Bankier schien verblüfft. »Ich verstehe nicht …«
»Am BEA-Schalter wurde die Nachricht für mich hinterlassen, ich solle Sie anrufen. Und zwar dringend.«
»Da muß ein Irrtum vorliegen. Ich habe keine Nachricht für Sie hinterlassen. Aber da Sie nun schon anrufen: Es wird Sie vielleicht interessieren, daß Herr Emmanuel Rosenbaum uns einen Besuch abgestattet hat, unmittelbar nachdem Sie weggegangen waren.«
»Emmanuel Rosenbaum?« erwiderte Adam. »Aber ich nahm doch an, er sei …«
»Entschuldigen Sie, junge Dame, könnten Sie mir behilflich sein?«
Heidi sah zu dem alten Mann auf, der sie auf Englisch, allerdings mit stark mitteleuropäischem Akzent, angesprochen hatte. Sie fragte sich, warum er es als selbstverständlich annahm, daß sie Englisch verstand, gelangte aber zu dem Schluß, daß dies wahrscheinlich die einzige Fremdsprache war, die er gut genug beherrschte, um sich darin zu verständigen.
»Ich versuche, ein Taxi zu bekommen, und ich bin schon spät dran. Aber meine Augen sind längst nicht mehr so gut wie früher, fürchte ich.«
Heidi legte den Spiegel auf das Regal zurück. »Die Taxis stehen gleich dort vorne«, sagte sie, »vor den automatischen Doppeltüren. Kommen Sie, ich bring’ Sie hin.«
»Wie freundlich von Ihnen«, erwiderte der Alte. »Ich hoffe nur, Ihnen nicht zu viele Umstände zu machen.«
»Aber überhaupt nicht!« Heidi faßte ihn am Arm
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