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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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Minuten gegangen, aber wir haben die Anweisungen in Ihrem Brief genau befolgt.«
»Meinem Brief?« fragte Rosenbaum.
»Gewiß«, antwortete der Bankier und schlug zum zweitenmal an diesem Tag eine Akte auf, die seit mehr als zwanzig Jahren niemand mehr angerührt hatte. Dann reichte er dem alten Herrn den Brief.
Emmanuel Rosenbaum zog eine Brille aus der Brusttasche, klappte sie langsam auseinander und machte sich daran, den Brief zu lesen. Er war mit dicker schwarzer Tinte in einer schwungvollen Schrift geschrieben, die Rosenbaum sofort erkannte.
    Forsthaus Haarhof Amsberg 14 Voßwinkel Sachsen Deutschland 12 . September 1946
    Sehr geehrter Monsieur Roget!
In Ihrem Gewahrsam befindet sich eine kleine Ikone,
darstellend den heiligen Georg mit dem Drachen. Sie liegt in
meinem Schließfach mit der Nummer 718. Ich übertrage das
Eigentum an diesem Gemälde einem Offizier der britischen
Armee, Colonel Gerald Scott, DSO, OBE, MC. Sorgen Sie
bitte dafür, daß Colonel Scott meinen Safeschlüssel
unverzüglich erhält, wann immer er kommt.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung in dieser Angelegenheit. Ich bedaure aufrichtig, daß wir einander nie persönlich
kennengelernt haben.
Ihr ergebener Emmanuel Rosenbaum
    »Und Sie sagen, daß Colonel Scott den Inhalt des Safes heute abgeholt hat?«
    »Nein, nein, Monsieur Rosenbaum! Der Colonel ist erst vor kurzem verstorben und hat den Inhalt des Safes seinem Sohn Adam Scott vermacht. Monsieur Neffe und ich haben alle Dokumente einschließlich der Sterbeurkunde und des Testaments überprüft, und es bestand für uns keinerlei Zweifel, daß beide echt waren und alles seine Richtigkeit hatte. Adam Scott befand sich auch im Besitz Ihres Depotscheins.« Der Bankier zögerte.
    »Ich hoffe, daß wir das Richtige getan haben, Monsieur Rosenbaum.«
    »Ja, selbstverständlich«, erwiderte der alte Herr. »Ich bin nur gekommen, um mich zu vergewissern, daß meine Wünsche auch respektiert wurden.«
    Monsieur Roget war erleichtert; er lächelte. »Ich sollte Ihnen vielleicht noch mitteilen, daß auf Ihrem Konto ein kleines
    Defizit entstanden war …«
»Wieviel schulde ich Ihnen?« fragte der alte Mann und
begann an seiner Brusttasche herumzufummeln.
»Nichts«, erwiderte Monsieur Roget, »gar nichts. Monsieur
Scott hat das erledigt.«
»Ich stehe also in Mr. Scotts Schuld. Können Sie mir sagen,
wie hoch der Betrag war?«
»Einhundertzwanzig Franken.«
»Dann muß ich ihm diese Summe möglichst rasch zurückerstatten«, entgegnete Rosenbaum. »Wissen Sie zufällig, unter
welcher Adresse ich ihn erreichen kann?«
»Nein, ich bedaure. Ich weiß wirklich nicht, wo er in Genf
    abgestiegen ist.« Eine Hand berührte Monsieur Rogets Ellbogen, und Monsieur Neffe beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Offensichtlich«, ergänzte Monsieur Roget, »hatte Mr. Scott vor, rasch nach England zurückzukehren. Er sagte, er müsse um spätestens siebzehn Uhr am Genfer Flughafen einchecken.«
    Der alte Herr hievte sich aus dem Sessel hoch. »Sie haben mir sehr geholfen, meine Herren, und jetzt möchte ich Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Flug BE 171, Ihre Sitze sind 14 A und B«, sagte der Mann hinter dem Abfertigungsschalter. »Die Maschine ist pünktlich, bitte finden Sie sich also in etwa zwanzig Minuten bei Ausgang 9 ein!«
    »Danke«, erwiderte Adam.
»Haben Sie Gepäck zum Einchecken?«
»Nein. Wir waren nur einen Tag in Genf.«
»Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Flug, Sir«,
    antwortete der Mann und händigte ihnen die Bordkarten aus. Adam und Heidi gingen auf die Rolltreppe zu, die hinauf zur Abflughalle führte.
    »Ich besitze noch ganze siebenhundertzwanzig Schweizer Franken«, erklärte Adam, nachdem er die Banknoten, die ihm verblieben waren, durchgezählt hatte. »Und da wir nun schon einmal in der Schweiz sind, möchte ich unbedingt eine hübsche Bonbonniere mit Likörpralinen für meine Mutter kaufen. Als ich ein kleiner Junge war, habe ich ihr jedes Jahr zu Weihnachten eine ganz kleine Schachtel Pralinen geschenkt. Und da schwor ich mir: Wenn ich einmal groß bin und je in die Schweiz kommen sollte, bringe ich ihr die schönste Bonbonniere mit, die sich auftreiben läßt.«
    Heidi zeigte auf einen Verkaufsstand, dessen Regale von üppig verzierten Bonbonnieren geradezu überquollen. Adam suchte eine große, mit Goldfolie überzogene Schachtel LindtPralinen aus, die das Mädchen hinter dem Ladentisch in Geschenkpapier verpackte und in eine Plastiktüte

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