Archer Jeffrey
und führte ihn zu der Tür mit der Aufschrift Taxi und Autobusse.
»Sind Sie sicher, daß es Rosenbaum war?« fragte Adam beunruhigt.
»Ganz sicher«, lautete die Antwort des Bankiers.
»Und er schien erfreut, daß ich die Ikone habe?«
»Ganz gewiß. Aber darum ging es ihm gar nicht. Seine
einzige Sorge war, wie er Ihnen die hundertzwanzig Franken zurückerstatten könnte. Ich vermute, er wird vielleicht versuchen, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen.«
»Letzter Aufruf für Flug BE 171 nach London-Heathrow, Ausgang 9.«
»Ich muß jetzt gehen«, sagte Adam hastig. »Mein Flugzeug startet in ein paar Minuten.«
»Also dann, guten Flug!« erwiderte der Bankier.
»Danke, Monsieur Roget«, antwortete Adam und legte auf. Er rannte zum BEA-Schalter und stellte überrascht fest, daß
Heidi noch nicht da war. Hastig sah er sich im ganzen Erdgeschoß um und suchte nach einem Zeitungsladen; vielleicht, so fürchtete er, hatte Heidi den letzten Aufruf überhört.
Dann entdeckte er sie. Heidi begleitete den alten Mann, der ihm schon zuvor aufgefallen war, und half ihm durch die automatischen Türen.
Adam rief ihren Namen und beschleunigte seine Schritte. Irgend etwas stimmte da nicht! Als er die automatischen Türen erreichte, mußte er warten, bis sie wieder auseinanderglitten. Jetzt sah er Heidi direkt vor sich auf dem Gehsteig stehen. Eben hielt sie die Tür eines Taxis für den alten Mann auf.
»Heidi!« Der alte Herr drehte sich plötzlich um, und wieder sah sich Adam dem Mann gegenüber, dem er – das hätte er beschwören können – in der Bank begegnet war.
»Herr Rosenbaum?« fragte er.
Da stieß der Alte Heidi mit einer einzigen Armbewegung auf den Rücksitz des Taxis, so flink und kräftig, daß Adam völlig überrumpelt war, sprang zu ihr hinein, schlug die Tür zu und brüllte aus vollem Hals: » Allez, vite, schnell!«
Einen Augenblick lang stand Adam wie gelähmt da. Dann aber stürzte er auf das Taxi zu und bekam gerade noch den Türgriff zu fassen, als das Fahrzeug vom Randstein weg voll beschleunigte. Adam wurde zu Boden geworfen, doch zuvor sah er noch den Ausdruck auf Heidis Gesicht; sie wirkte wie versteinert. Er starrte auf die Kennzeichentafel des davonfahrenden Autos: GE-7-1-2 konnte er gerade noch entziffern, aber zumindest wußte er, daß es sich um einen blauen Mercedes handelte. Verzweifelt blickte er sich nach einem anderen Taxi um, doch das einzige, welches sich in Sichtweite befand, war bereits bis zum Dach voll mit Gepäck.
In diesem Augenblick hielt ein VW-Käfer auf der anderen Straßenseite. Eine Frau stieg aus und ging nach vorne, um den Kofferraum zu öffnen; ein Mann, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, gesellte sich zu ihr und hob ein Gepäckstück heraus, bevor sie den Deckel des Kofferraums wieder zuschlug.
Die beiden umarmten einander auf dem Randstein. Adam sprintete über die Straße, riß die Beifahrertür des Volkswagens auf, sprang hinein und rutschte auf den Fahrersitz. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloß. Adam dreht ihn, legte einen Gang ein, knallte den Fuß auf das Gaspedal, und der Wagen schoß nach hinten los. Das Pärchen – die beiden hielten sich noch immer umschlungen – starrte ungläubig auf das Auto. Adam riß den Schaltknüppel aus dem Rückwärtsgang und drückte ihn, wie er glaubte, in die Position des ersten Ganges. Der Motor kam allmählich auf Touren, aber doch rasch genug, so daß Adam dem Mann, der nun die Verfolgung aufnahm, davonfahren konnte. Es wird wohl doch der dritte Gang gewesen sein, schoß es ihm durch den Kopf. Er schaltete zurück und begann, nach Wegweisern Ausschau zu halten; dann folgte er den Pfeilen zum Stadtzentrum.
Als Adam den ersten Kreisverkehr erreichte, hatte er die Gänge im Griff, aber er mußte sich eisern darauf konzentrieren, auf der rechten, der für ihn falschen Straßenseite zu bleiben.
»GE 712 … GE 712 …«, sagte er sich immer wieder, um die Ziffer ja nicht zu vergessen. Aufgeregt kontrollierte er Kennzeichen und Passagiere jedes blauen Taxis, an dem er vorüberfuhr. Nach etwa einem Dutzend begann er sich zu fragen, ob Heidis Wagen vielleicht von der Autobahn in eine Nebenstraße abgezweigt war. Er trat noch stärker auf das Gaspedal – neunzig, hundert, hundertzehn, hundertzwanzig Stundenkilometer – und überholte drei weitere Taxis. Aber noch immer konnte er keine Spur von Heidi entdecken.
Endlich erblickte Adam in beträchtlicher Entfernung einen Mercedes auf der
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