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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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ihm sein Kontaktmann in England in einem einzigen Telefongespräch weit mehr über Captain Scott erzählt, als die Schweizer in einer ganzen Woche herauszufinden hoffen konnten.
    Angesichts der Details aus Scotts Militärkarriere und seiner Tapferkeitsauszeichnungen rieb sich Romanow bei dem Gedanken, einen solchen Mann zur Strecke zu bringen, vor Vergnügen die Hände.
    Adam lag reglos auf einem schäbigen schmalen Bett und versuchte, all den Teilchen, aus denen sich dieses unheimliche Puzzle zusammensetzte, irgendeinen Sinn zu entnehmen. Wenn Göring die Ikone seinem Vater vermacht hatte und Görings Deckname Emmanuel Rosenbaum gewesen war, dann gab es keinen lebenden Emmanuel Rosenbaum, jedenfalls keinen echten. Aber es gab einen Rosenbaum! Er hatte bei dem Versuch, die Zaren-Ikone in seinen Besitz zu bringen, sogar zwei Morde begangen. Adam beugte sich hinüber, drehte die Lampe auf dem Nachttischchen an, zog das Päckchen aus der Manteltasche, wickelte es vorsichtig aus und hielt die Ikone unter das Licht. Der heilige Georg starrte ihn an – er sah gar nicht mehr großartig aus, wie Adam fand, eher vorwurfsvoll. Adam hätte die Ikone Rosenbaum ohne Zögern ausgehändigt, wenn er damit Heidis Leben hätte retten können.
    Um Mitternacht wußte Adam, was getan werden mußte, aber er wartete bis kurz nach drei, ließ sich dann leise aus dem Bett gleiten, öffnete die Tür, blickte prüfend über den Korridor und sperrte die Tür geräuschlos hinter sich zu, bevor er die Treppe hinabschlich. Auf der untersten Stufe blieb er stehen und lauschte. Der Nachtportier war vor dem Fernseher, der nur noch ein schwaches, monotones Summen von sich gab, eingenickt; in der Mitte des Bildschirms leuchtete ein silberner Punkt. Adam brauchte fast zwei Minuten bis zum Ausgang. Einmal trat er auf eine knarrende Bohle, doch der Portier schnarchte so laut, daß das Knarren übertönt wurde. Draußen auf der Straße ließ sich nirgends auch nur die leiseste Bewegung erkennen. Da er nicht weit wollte, hielt er sich im Dunkel des Straßenrands und bewegte sich in einem für ihn ungewöhnlich langsamen Tempo vorwärts, bis er am Ende der Straße etwa hundert Meter entfernt entdeckte, wonach er suchte.
    Noch immer war niemand zu sehen, daher legte Adam das letzte Stück bis zur Telefonzelle im Laufschritt zurück. Er steckte ein Zwanzig-Rappen-Stück in den Schlitz und wartete. Eine Stimme sagte: » Est-ce que je peux vous aider? « Adam stieß nur ein Wort hervor: »Ausland!« Einen Augenblick später stellte eine andere Stimme die gleiche Frage.
    »Ich möchte ein R-Gespräch nach London anmelden«, sagte Adam mit Nachdruck. Er nannte Namen und Nummer.
    »In Ordnung« antwortete die Stimme. »Ihr Name?« »Georg Cromer«, entgegnete Adam.
»Und der Anschluß, von dem aus Sie sprechen?«
    »Genf 271982.« Die letzten drei Ziffern vertauschte er: Es war durchaus denkbar, daß die Polizei in dieser Nacht alle Anrufe nach England abhörte.
    »Würden Sie bitte einen Augenblick warten.«
     
    »Natürlich!« Wieder suchte Adam die Straße in beiden
    Richtungen nach verdächtigen Bewegungen ab, doch wie meist so früh am Morgen, fuhr nur ab und zu ein Auto vorüber. In eine Ecke der Telefonzelle gepreßt, wartete Adam, bis die Verbindung hergestellt wurde. »Bitte, wach auf!« flehte er innerlich. Nach einer schier endlosen Zeitspanne hörte das Klingeln auf, und Adam erkannte die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Wer spricht dort?« fragte Lawrence. Er klang verärgert, aber völlig wach.
»Nehmen Sie ein R-Gespräch von einem Mr. George Cromer aus Genf an?« fragte die Vermittlung.
»George Cromer, Lord Cromer, der Gouverneur der Bank of Eng … Ja, selbstverständlich.«
»Ich bin’s Lawrence«, meldete sich Adam.
»Gott sei Dank. Wo bist du?«
»Ich bin noch in Genf, aber ich weiß nicht, ob du mir glauben wirst, was ich dir jetzt erzählen werde. Während wir darauf warteten, daß unsere Maschine für den Rückflug nach London aufgerufen wurde, hat ein Mann Heidi in ein Taxi gezerrt und umgebracht, noch bevor ich sie und ihren Mörder einholen konnte. Und zu allem Unglück glaubt die Schweizer Polizei, daß ich der Mörder bin.«
»Jetzt beruhig dich mal, Adam! Das weiß ich alles schon. Die Abendnachrichten haben davon berichtet, und die Polizei war bereits hier, um mich zu befragen. Wahrscheinlich hat dich Heidis Bruder identifiziert.«
»Was soll das heißen – er hat mich identifiziert? Ich bin’s doch nicht gewesen!

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