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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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Münzen in einen der Opferstöcke fallen, zündete eine Kerze an, steckte sie auf einen leeren Ständer zu Füßen der Muttergottesstatue, und kniete nieder, ohne aber auch nur eine Sekunde lang die Augen zu schließen. Er war einst Katholik gewesen, glaubte aber schon lange nicht mehr an Gott – außer wenn er krank oder verängstigt war oder in einem Flugzeug saß. Nach etwa zwanzig Minuten stellte Adam beunruhigt fest, daß sich nur noch eine Handvoll Personen in der Kathedrale befand. Einige schwarzgekleidete alte Frauen in der ersten Reihe ließen die Rosenkranzperlen gleichmäßig durch die Finger gleiten, während sie » Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum, benedicta … « sangen. Ein paar Touristen verrenkten sich die Hälse, um mit nach oben gerichtetem Blick die Balkendecke des Hauptschiffes zu bewundern.
    Adam erhob sich langsam und schaute sich vorsichtig um. Er streckte die Beine und ging zu einem Beichtstuhl, der sich – halb verdeckt – hinter einer Säule befand. Ein kleines Schild an einer hölzernen Stütze zeigte ihm, daß der Beichtstuhl unbesetzt war. Adam schlüpfte hinein, setzte sich und zog den Vorhang zu.
    Er nahm die Herald-Tribune aus der Tasche seines Trenchcoats, dann die Tafel Schokolade. Er riß das Silberpapier auf, begann gierig zu kauen und suchte den Bericht in der Zeitung. Auf der Titelseite, die hauptsächlich amerikanischen Ereignissen gewidmet war, standen nur einige wenige kurze Artikel mit Nachrichten aus England. »Das Pfund mit 2,80 gegenüber dem Dollar noch immer zu hoch?« lautete eine Schlagzeile.
    Adam überflog die kleineren Überschriften, bis er in der linken unteren Ecke den Absatz fand, nach dem er suchte: »Engländer nach Mord an deutscher Frau und Schweizer Taxilenker auf der Fahndungsliste.« Adam las den Artikel. Als er seinen Namen las, begann er zu zittern. »Gesucht wird Captain Scott, der erst kürzlich seinen Abschied vom Royal Wessex Regiment genommen hat … Bitte lesen Sie weiter auf Seite 15.« Das Umblättern war in dem engen Beichtstuhl gar nicht so einfach. Adam schlüpfte aus dem Gehäuse, versteckte sich hinter der Säule und sah sich nach einem neuen Zufluchtsort um. Plötzlich hallten Schritte durch das fast leere Gotteshaus; ein Priester kam auf den Beichtstuhl zu.
    Adam wollte schon davonstürzen, besann sich dann aber eines Besseren. Seine katholische Erziehung fiel ihm wieder ein. Er kniete vor dem Beichtfenster nieder. » Au nom du Père, du Fils et du Saint Esprit « , murmelte der Priester, nachdem er im Beichtstuhl Platz genommen hatte, und Adam antwortete automatisch, allerdings auf englisch: »Ich bekenne vor Gott, daß ich gesündigt habe, und möchte die heilige Beichte ablegen.«
    »Gut, mein Sohn, und worin bestehen deine Sünden?« fragte der Priester in nicht akzentfreiem, aber verständlichem Englisch.
    Adam überlegte blitzschnell. Ich darf ihm keinen Hinweis darauf geben, wer ich bin, sagte er sich. Er drehte sich leicht um und erschrak, als er zwei Polizisten erblickte, die am Tor des Seitenschiffs einen anderen Priester befragten. »Ich bin aus Dublin, Hochwürden! Gestern habe ich in einer Bar ein Mädchen von hier kennengelernt und mit ins Hotel genommen.«
    »Ja, mein Sohn!«
»Nun ja, und dann hat eins zum anderen geführt …« »Wozu hat es geführt, mein Sohn?«
»Also, ich hab’ sie auf mein Zimmer mitgenommen.« »Ja, mein Sohn?«
»Und dann hat sie begonnen, sich auszuziehen.«
»Und was geschah dann?«
»Dann hat sie begonnen, mich auszuziehen.«
»Hast du versucht zu widerstehen, mein Sohn?«
»Gewiß, Hochwürden, aber es kam noch viel schlimmer.« »Fand Geschlechtsverkehr statt?« fragte der Priester. »Leider, Hochwürden, ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Sie war sehr schön«, fügte Adam wie zur Entschuldigung hinzu.
    »Hast du vor, dieses Mädchen zu heiraten, mein Sohn?«
    »Nein, Hochwürden! Ich bin doch schon verheiratet und habe zwei entzückende Kinder, Seamus und Maureen.«
»Dann mußt du diese Nacht für immer aus deinem Gedächtnis verbannen.«
»Das will ich tun, Hochwürden.«
»Ist so etwas schon einmal vorgekommen?«
»Nein, Hochwürden! Es ist das erste Mal, daß ich allein ins Ausland gereist bin. Ich schwöre es!«
»Dann laß es dir eine Lehre sein, mein Sohn, und möge der Herr in seiner unendlichen Güte dir diese abscheuliche Sünde vergeben. Jetzt mußt du dein Reuebekenntnis ablegen.«
»O Gott, du hassest die Sünde …«
Nachdem Adam das Reuegebet

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