Archer Jeffrey
Jackson«, erwiderte der Stellvertretende Direktor.
»Wenn er wieder im Land ist, wird Mrs. Fitzgerald wissen, daß ihr Mann nicht mehr lebt. Wir müssen also damit rechnen, daß wir ihre Videoaufnahme in nächster Zeit in den Spätnachmittagsnachrichten vorgesetzt bekommen.«
Gutenburg grinste selbstzufrieden. »Bestimmt nicht.« Er schob seiner Chefin ein mit Klebstreifen gut gesichertes Päckchen über den Schreibtisch zu. »Einer meiner Agenten fand die Kassette ein paar Minuten, bevor die Unibibliothek gestern abend schloß.«
»Damit wäre ein Problem gelöst.« Die Direktorin riß das Päckchen auf. »Aber was könnte Jackson davon abhalten, Lloyd zu erzählen, wer wirklich im Kruzifixgefängnis begraben ist?«
Gutenburg zuckte gleichmütig die Schultern. »Selbst we nn er es tut – was nützt Lawrence diese Information schon? Er wird Zerimskij wohl kaum ein paar Tage vor dessen Staatsbesuch anrufen, um ihm mitzuteilen, daß der Mann, den sie gehängt haben, kein von der Mafya gedungener südafrikanischer Terrorist war, sondern ein CIA-Agent, dessen Auftrag direkt aus dem Weißen Haus kam.«
»Vermutlich nicht. Aber solange Jackson und die FitzgeraldFrauen nicht ausgeschaltet sind, haben wir immer noch ein Problem. Ich schlage also vor, daß Sie unsere zwölf besten Agenten einsetzen, um sie. aufzuspüren – so schnell wie möglich. Es ist mir egal, aus welcher Abteilung Sie die Leute holen oder wem sie zugeteilt sind. Wenn Lawrence beweisen kann, was in St. Petersburg wirklich passiert ist, hat er Gründe genug, bei der CIA Köpfe rollen zu lassen.«
Gutenburg war ungewöhnlich still.
»Und da jedes Dokument, das in Frage kommt, Ihre Unterschrift trägt«, fuhr die Direktorin fort, »wurde ich bedauerlicherweise keine Wahl haben, als Lawrence Ihren Kopf zu präsentieren.«
Schweiß perlte über Gutenburgs Stirn.
Stuart glaubte, aus einem Alptraum zu erwachen. Er versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Taras Mutter hatte sie am Flughafen abgeholt und war mit ihnen Richtung Washington gefahren. Aber der Wagen war von einer Verkehrsstreife angehalten worden, und man hatte ihn gebeten, das Wagenfenster herunterzukurbeln. Und dann…?
Er schaute sich um. Er saß wieder in einem Flugzeug, aber wo flog er hin? Taras Kopf ruhte auf seiner Schulter; an ihrer anderen Seite saß Mrs. Fitzgerald, die ebenfalls tief und fest schlief. Alle anderen Plätze waren unbesetzt.
Stuart machte sich daran, die Fakten noch einmal durchzugehen, wie er es gewohnt war, wenn er sich auf einen Fall vorbereitete. Er und Tara waren am Dulles Airport von Bord gegangen. Maggie hatte am Flugsteig auf sie gewartet…
Seine Konzentration wurde von einem elegant gekleideten Mann mittleren Alters unterbrochen, der herbeigekommen war, um seinen Puls zu messen.
»Wo fliegen wir hin?« erkundigte sich Stuart leise, doch der Arzt antwortete nicht. Er untersuchte Tara und Maggie ebenso flüchtig; dann verschwand er in Richtung Cockpit.
Stuart öffnete seinen Sicherheitsgurt, hatte jedoch nicht genug Kraft aufzustehen. Tara begann sich zu rühren, doch Maggie schlief fest weiter. Stuart tastete in seine Taschen. Man hatte ihm seine Brieftasche und den Reisepaß weggenommen. Verzweifelt bemühte er sich, irgendeinen Sinn in der Sache zu sehen. Warum sollte sich jemand wegen ein paar hundert Dollar, einigen Kreditkarten und einem australischen Reisepaß solche Umstände machen? Noch merkwürdiger, man hatte ihm einen dünnen Gedichtband von Yeats in die Tasche gesteckt. Bevor er Tara kennenlernte, hatte er Yeats nie gelesen; erst nachdem er nach Stanford zurückgekehrt war, hatte er Gefallen an den Werken dieses Dichters gefunden, hatte sie sogar genossen. Er schlug das Büchlein beim ersten Gedicht auf: Ein Gespräch zwischen meiner Seele und mir. Die Zeile »Wie glücklich bin ich, all das wieder zu erleben, jetzt, in diesem Augenblick« war unterstrichen. Er blätterte weiter und stellte fest, daß viele andere Zeilen ebenfalls unterstrichen waren.
Während Stuart über die Bedeutung der ganzen Geschichte nachgrübelte, erschien ein großer stämmiger Mann neben ihm und beugte sich mit einer Drohgebärde herab. Wortlos entriß er Stuart den Gedichtband und verschwand ebenfalls im Cockpit.
Tara drückte ganz leicht Stuarts Hand. Er wandte sich ihr rasch zu und flüsterte ihr ins Ohr: »Sag nichts.« Sie schaute zu ihrer Mutter hinüber, die sich noch immer nicht bewegt hatte und den Eindruck erweckte, als wäre sie mit sich und der
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