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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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veranstaltet?«
»Nein, Herr Präsident. Der Zar ist tot«, entgegnete Iwanitskij
ungerührt.
»Wann? Wo? Wie?«
»Vor etwa einer Stunde im Winterpalast. Seine Arznei, die er
regelmäßig zu sich nehmen mußte, hat ihn schließlich geschafft.«
Iwanitskij legte eine kurze Pause ein. »Der Butler ist seit etwa
einem Jahr auf meiner Lohnliste.«
Der Präsident schwieg kurz; dann sagte er: »Gut. Besser hatte es
sich für uns gar nicht fügen können.«
»Ich wäre sofort bereit, Ihnen zuzustimmen, Herr Präsident,
würde sein Sohn sich nicht in Washington aufhalten. Ich kann hier
sehr wenig tun, ehe er zurückkehrt.«
»Dieses Problem löst sich heute abend möglicherweise von
selbst«, meinte Zerimskij.
»Wieso? Sind sie in unsere kleine Falle getappt?«
»Ja«, antwortete Zerimskij. »Heute abend werde ich mich beider
entledigen.«
»Beider?«
»Ja«, erklärte der Präsident. »Ich habe hier ein passendes neues
Sprichwort gelernt – ›zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen‹
Wie oft hat man schließlich schon die Gelegenheit, einen Mann
zweimal sterben zu sehen?«
»Ich wollte, ich könnte zusehen!«
»Seinen Freund vom Seil baumeln zu sehen, war mir ein Genuß,
aber sein Tod wird mir eine noch größere Befriedigung sein. Alles
in allem, Stefan, wird sich diese Reise als außerordentlich erfolgreich erweisen, insbesondere…«
»Es ist alles erledigt, Herr Präsident«, versicherte ihm Iwanitskij.
»Gestern habe ich veranlaßt, daß die Vergütungen aus den Öl- und
Uran-Verträgen von Jelzin und Tschernopow auf Ihr Züricher
Konto weitergeleitet werden. Das heißt, falls Alexij nach seiner
Rückkehr meine Anweisungen nicht rückgängig macht.« »Wenn er nicht zurückkehrt, läßt sich das vermeiden, nicht
wahr?« Zerimskij legte auf, schaltete das Licht aus und schlief
sofort wieder ein.
    Um fünf Uhr früh lag Connor reglos und immer noch angekleidet auf seinem Bett. Er ging gerade seinen Fluchtweg durch, als um sechs Uhr der Weckdienst anrief. Er stand auf und zog eine Ecke des Vorhangs zurück, um nachzusehen, ob sie noch da waren. O ja, zwei weiße BMWs parkten auf der gegenüberliegenden Straßenseite, schon seit Mitternacht. Inzwischen würden die Bewacher im Innern schlaftrunken sein. Er wußte, daß um acht Uhr Schichtwechsel war; deshalb beschloß er, zehn Minuten vorher aufzubrechen. Die nächsten dreißig Minuten machte er Streckübungen, um seine verspannten Glieder zu lockern; dann zog er sich aus, trat unter die Dusche und ließ das eiskalte Wasser geraume Zeit über seinen Körper rinnen, ehe er den Hahn zudrehte und sich mit einem dicken Frottiertuch trockenrubbelte. Er kleidete sich in ein blaues Hemd mit blauer Krawatte, Jeans, einen dicken Pullover, schwarze Socken und ein Paar schwarze Nikes, deren Logo übermalt war.
    Er ging in die Miniküche, goß sich ein Glas Grapefruitsaft ein und füllte eine Schale mit Cornflakes und Milch. Am Tag eines Einsatzes aß er immer das gleiche Frühstück. Er mochte die Routine. Sie half ihm zu glauben, daß auch alles andere so reibungslos wie immer verlaufen würde. Beim Frühstück las er noch einmal die sieben Seiten Notizen durch, die er sich nach der Besichtigung des Stadions gemacht hatte, und noch einmal studierte er eingehend den Bauplan des weitläufigen Gebäudes. Er maß das Gerüst mit einem Lineal und schätzte, daß es bis zur Klapptür zwölf Meter waren. Er durfte nicht hinuntersehen! Er atmete tief ein. Wie ein guter Spitzensportler, der zum Start gerufen wird, spürte er, daß er plötzlich ruhig wurde.
    Er blickte auf die Uhr und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Sie mußten genau zu Beginn des Stoßverkehrs an der Ecke Twentyfirst Street und DuPont Circle sein. Er wartete noch ein paar Minuten; dann schob er drei Hundertdollarscheine, einen Quarter und eine Dreißig-Minuten-Audiokassette in die hintere Jeanstasche. Seine Rechnung für das Gästeapartment hatte er bereits bezahlt; er brauchte also nicht mehr hierher zurückzukommen.

30
    Zerimskij saß allein im Speisezimmer der Botschaft und war in die Washington Post vertieft, während ein Butler ihm das Frühstuck servierte. Die Schlagzeile sprang ihm entgegen:
    RÜCKKEHR DES KALTEN KRIEGES?
     
    Er lächelte, nippte an seinem Kaffee und fragte sich, wie wohl die morgige Schlagzeile der Post aussehen würde. Vielleicht:
    GESCHEITERTES ATTENTAT AUF RUSSISCHEN PRÄSIDENTEN
Ehemaliger CIA-Agent auf Botschaftsgelände niedergeschossen
    Wieder lächelte er und wandte sich dem

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