Archer Jeffrey
überzeugt. »Ich habe kurz nach Mitternacht mit Fitzgerald gesprochen. Er hat sich mit meinem Plan einverstanden erklärt und wird um sechzehn Uhr in die Botschaft kommen, während Sie sich mit Lawrence das Football-Spiel anschauen.«
»Warum schon so früh?« erkundigte sich Zerimskij.
»Jeder soll glauben, daß er zum Partyservice gehört, so daß niemand auch nur einen Gedanken daran verliert, wenn er sechs Stunden später die Küche verläßt, in der er unter meiner Aufsicht bleibt. Erst wenige Minuten, bevor Sie sich zu Ihrer Abschiedsrede erheben, wird er die Küche verlassen.«
»Ausgezeichnet«, lobte Zerimskij. »Und was geschieht dann?«
»Ich werde ihn hierher begleiten, in dieses Zimmer. Er wird das Gewehr an sich nehmen und dann mit dem Privatlift hinauf zur Galerie im Ballsaal fahren.«
Zerimskij nickte.
»Dort wird er sich sofort hinter die Lenin-Statue stellen und dort bleiben, bis Sie zu dem Teil Ihrer Rede kommen, wo Sie dem amerikanischen Volk für seine Gastlichkeit danken und dem herzlichen Willkommen, mit dem Sie überall aufgenommen wurden, und so weiter und so fort. Vor allem von Präsident Lawrence. Dann – dafür habe ich gesorgt – wird anhaltender Beifall einsetzen, und Sie müssen sich völlig regungslos verhalten.«
»Warum?« erkundigte sich Zerimskij.
»Weil Fitzgerald nicht abdrücken wird, wenn er befürchtet, daß Sie eine plötzliche Bewegung machen könnten.«
»Verstehe.«
»Sobald er geschossen hat, wird er auf den Sims vor der Ze der im hinteren Garten klettern. Gestern nachmittag hat er uns das Ganze mehrmals wiederholen lassen, aber heute abend wird er feststellen, daß sich etwas geändert hat.«
»Was?«
»Unter der Zeder werden sechs Mann meiner persönlichen Leibwache auf ihn warten«, erklärte Romanow. »Der Kerl wird tot sein, noch bevor er auf dem Boden aufschlägt.«
Zerimskij schwieg kurz, bevor er zu bedenken gab: »Aber hat Ihr Plan nicht ein möglicherweise verhängnisvolles Manko?«
Romanow erhob sich von seinem Stuhl und griff nach dem Gewehr. Er nahm ein kleines Metallstück heraus und reichte es dem Präsidenten.
»Was ist das?« fragte Zerimskij.
»Der Schlagbolzen«, antwortete Romanow.
31
Die zwei weißen BMWs rasten auf der Route 66 westwärts. Sie verfolgten ein leeres Taxi, das auf der gesamten Strecke zum Dulles-Flughafen die Geschwindigkeitsbegrenzung ignoriert hatte. Ein anderes Taxi fuhr in gemäßigterem Tempo zum Cooke-Stadion in Maryland.
Connor dachte wieder über seine Entscheidung nach, das Stadion mit all seinen Risiken zu wählen statt die Botschaft. Er war dort viel zu leicht hinein- und herausgekommen. Niemand handhabte die Sicherheitsmaßnahmen so lasch, schon gar nicht, wenn der Präsident des Landes sich in der Stadt aufhielt.
Als Connor sich am Stadion absetzen ließ, wußte er genau, wohin er wollte. Er ging den breiten Kiesweg entlang zum Nordeingang und den zwei langen Warteschlangen, die sich vor jedem Heimspiel bildeten: Leute, die sich Arbeit für einen Tag erhofften. Manche brauchten das Geld, während andere, wie Pug erzählt hatte, so fanatische Redskins-Fans waren, daß sie alles tun würden
– bis hin zur Bestechung –, um ins Stadion zu kommen.
»Bestechung?« hatte Connor scheinbar arglos gefragt. »O ja. Auch für die Bedienung in den VIP-Logen werden Aushilfen gesucht.« Pug hatte ihm verschmitzt zugezwinkert. »Und von dort hat man den besten Blick aufs Spiel.«
»Faszinierendes Material für meinen Artikel«, hatte Connor ihn gelobt.
In der ersten Schlange standen die Leute, die außerhalb des Stadions arbeiten wollten: als Parkwächter und Einweiser der dreiundzwanzigtausend Autos und Busse; als Programm- und Souvenirverkäufer und als Verleiher von Sitzkissen für die achtundsiebzigtausend Fans. In der zweiten Schlange standen jene, die im Stadion Arbeit zu finden hofften. Dieser Schlange schloß Connor sich an. Sie bestand hauptsächlich aus jungen Leuten, Arbeitslosen und Frührentnerjunkies, wie Pug sie genannt hatte, die bloß einen kleinen Ausflug machten. Pug hatte ihm sogar beschrieben, wie diese Gruppe sich kleidete, damit nur ja niemand sie für Arbeitslose hielt.
An diesem besonderen Tag interessierte sich eine Handvoll Secret-Service-Agenten für die hoffnungsvollen Bewerber. Während die Schlange sich langsam vorwärtsbewegte, las Connor unentwegt in seiner Washington Post. Der Großteil der Titelseite war Zerimskijs Rede vor dem Kongreß gewidmet. Die Reaktion der Angehörigen beider Kammern
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