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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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San Victorina. Seit Beginn seiner Karriere als junger Geheimagent war Jackson nicht mehr so viel durch die Gegend gelaufen. Er fragte sich bereits, ob sein alter Freund, der Polizeichef, ihn an der Nase herumgeführt hatte. Trotzdem suchte er weiter, weil er sich sagte, daß der Gute wohl kaum etwas tun würde, das zukünftige prall gefüllte Umschläge gefährdete.
Escobar blickte hinter seiner Abendzeitung auf. Der alte Mann war stolz darauf, daß er fast immer sagen konnte, ob es sich um einen Verkäufer oder Käufer handelte, noch ehe der Kunde den Verkaufstisch erreichte. Ihr Gesichtsausdruck, der Schnitt ihrer Kleidung, ja die Art, wie sie auf ihn zukamen, verrieten es ihm. Nach einem Blick auf diesen Herrn war Escobar froh, daß er den Laden noch nicht früher geschlossen hatte, wie eigentlich beabsichtigt.
»Guten Abend, Senor.« Escobar erhob sich von seinem Hocker. Wenn er jemanden für einen Käufer hielt, fügte er immer ein »Senor« hinzu. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Das Gewehr im Schaufenster…«
»Ah, ja, ich sehe, daß Sie ein Kenner sind. Es ist wahrhaftig ein Stück für einen Liebhaber schöner Waffen.« Escobar hob die Klappe des Ladentischs und ging zum Schaufenster, nahm den Koffer von seinem Tischchen und legte ihn auf den Tresen, damit sein Kunde den Inhalt näher betrachten konnte.
Jackson genügte ein flüchtiger Blick auf die handgearbeiteten Gewehrteile, um deren Herkunft zu erkennen. Es überraschte ihn nicht, daß eine Patronenhülse leer war.
»Was kostet das Ganze?«
»Zehntausend Dollar«, antwortete Escobar, der den amerikanischen Akzent sofort erkannt hatte. »Für weniger kann ich es nicht hergeben. Es gibt sehr viele Sammler, die sich für diese Waffe interessieren.«
Nachdem Jackson bereits drei Tage in der feuchtheißen Stadt herumgelaufen war, hatte er keine Lust zu feilschen. Aber so viel Bargeld trug er nicht bei sich, und er konnte ja schlecht einen Scheck ausstellen oder eine Kreditkarte vorlegen.
»Wäre es Ihnen recht, wenn ich jetzt eine Anzahlung leiste und den Rest gleich morgen früh bezahle?«
»Selbstverständlich, Senor«, antwortete Escobar. «Für dieses besondere Stück benötige ich allerdings eine Sicherheit von zehn Prozent der Kaufsumme.«
Jackson nickte und zog seine Geldbörse aus einer Innentasche. Er nahm mehrere Scheine heraus und schob sie über den Ladentisch.
Escobar zahlte bedächtig die zehn Hundertdollarscheine; dann legte er sie in die Ladenkasse und stellte eine Quittung aus.
Jackson blickte in den offenen Koffer hinein. Er lächelte, nahm die leere Patronenhülse heraus und steckte sie in die Hosentasche.
Der alte Mann blinzelte verwirrt – nicht wegen Jacksons Verhalten, sondern weil er hätte schwören können, daß alle zwölf Patronen voll gewesen waren, als er den Koffer angenommen hatte.
    »Ich würde alles Nötige packen und schon morgen zu dir kommen«, sagte Tara, »wenn meine Eltern nicht wären.«
»Ich bin sicher, sie würden es verstehen«, entgegnete Stuart.
»Vielleicht«, erwiderte Tara, »aber ich hätte ein schlechtes Gewissen. Mein Vater hat über die Jahre hinweg sehr viele Opfer gebracht, damit ich meinen Doktor machen kann. Ganz zu schweigen von meiner Mutter. Sie würde wahrscheinlich einen Herzanfall kriegen.«
»Aber du hast doch gesagt, du würdest deinen Doktorvater fragen, ob er was dagegen hat, wenn du deine Dissertation in Sydney fertigstellst.«
»Nicht er ist das Problem, sondern der Rektor.«
»Der Rektor?«
»Als mein Doktorvater gestern mit ihm darüber sprach, hat er es strikt abgelehnt.« Längeres Schweigen setzte ein, bis Tara schließlich fragte: »Bist du noch da, Stuart?«
»Natürlich.« Ein Seufzer folgte, der einem shakespeareschen Liebenden zur Ehre gereicht hätte.
»Es sind ja nur noch acht Monate«, erinnerte ihn Tara. »Ich weiß sogar genau, wie viele Tage das sind. Und vergiß nicht, über Weihnachten bist du ja hier.«
»Ich freue mich darauf. Ich hoffe nur, daß deine Eltern mich nicht als unerwünschten Eindringling betrachten. Schließlich haben sie dich lange nicht gesehen.«
»Wo denkst du hin! Sie haben sich ehrlich gefreut, als ich ihnen erzählte, daß du Weihnachten mit uns feiern wirst. Du weißt, daß Mom dich sehr mag, und du bist mein erster Verehrer, der Dad gefallen hat.«
»Er ist ein erstaunlicher Mann.«
»Wie meinst du das?«
»Das weißt du ganz genau.«
»Ich glaube, ich leg’ jetzt lieber auf, sonst wird Dad eine Gehaltserhöhung brauchen, nur um sich meine

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