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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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abserviert
werden sollst, ohne daß es einen offensichtlichen Grund dafür
gibt… meinst du nicht auch, daß ich ein Recht darauf habe, genau
zu erfahren, was du während der vergangenen achtundzwanzig
Jahre getan hast?«
Jackson bat den Taxifahrer, vor der Pfandleihe auf ihn zu warten – er würde nur wenige Minuten brauchen – und ihn dann zum Flug
hafen zu bringen.
Als er den Laden betrat, eilte Escobar vom äußeren Büro herbei.
Er wirkte sehr aufgeregt. Kaum erkannte er den Kunden, senkte er
den Kopf und öffnete wortlos die Registrierkasse. Stockend nahm
er zehn Hundertdollarscheine heraus und reichte sie dem Kunden
über den Ladentisch.
»Ich muß mich entschuldigen, Sir«, er blickte zu dem hochgewachsenen Amerikaner auf, »aber ich fürchte, der Koffer wurde in
der Nacht gestohlen.«
Jackson schwieg.
»Merkwürdig ist nur«, fuhr Escobar fort, »daß der Dieb nicht
versucht hat, die Kasse aufzubrechen.«
Jackson sagte immer noch nichts. Und Escobar hatte den Eindruck, daß sein Kunde gar nicht sonderlich überrascht gewesen
war, nachdem er die Pfandleihe verlassen hatte.
Während das Taxi zum Flughafen fuhr, holte Jackson die leere
Patronenhülse aus seiner Jackentasche. Er wurde zwar nicht beweisen können, wer den Schuß abgefeuert hatte, doch nun gab es
für ihn keine Zweifel mehr, wer hinter dem Befehl zur Ermordung
von Ricardo Guzman stand.

9
    Der Hubschrauber landete weich auf einer Grünanlage beim Reflecting Pool zwischen dem Washington Monument und dem Lincoln Memorial. Als die Rotoren sich langsamer drehten, klappte eine kurze Treppe auf. Die Tür des Nighthawk schwang auf, und Präsident Herrera zeigte sich in voller Paradeuniform, was ihn unwillkürlich wie einen kleinen Schauspieler in einem billigen Film erscheinen ließ. Er stand stramm und erwiderte den zackigen militärischen Gruß der Marineinfanteristen; dann schritt er das kurze Stück zu seiner wartenden, gepanzerten Cadillac-Limousine. Als die Autokolonne über die Seventeenth Street fuhr, flatterten von jedem Mast die Flaggen Kolumbiens, der USA und des District of Columbia.
    Tom Lawrence, Larry Harrington und Andy Lloyd warteten am Südportikus des Weißen Hauses auf ihn. Je phantasievoller die Uniform, je farbenprächtiger die Schärpe, je zahlreicher die Orden, desto unbedeutender das Land, dachte Lawrence, als er nach vorn trat, um seinen Besucher zu begrüßen.
    »Antonio, mein teurer alter Freund«, sagte er, als Herrera ihn beinahe besitzergreifend umarmte, obwohl sie einander erst ein einziges Mal begegnet waren. Nachdem Herrera seinen Gastgeber endlich losgelassen hatte, stellte Lawrence ihm Harrington und Lloyd vor. Kameras blitzten und Videobänder surrten. Die Gruppe begab sich ins Haus. In dem langen Korridor unter dem lebensgroßen Porträt George Washingtons wurden weitere Aufnahmen gemacht.
    Anschließend bat der Präsident seinen Gast ins Oval Office. Bei kolumbianischem Kaffee tauschten sie im Blitzlichtgewitter der Fotografen Belanglosigkeiten aus. Erst als die Pressemeute und sämtliche Zaungäste endlich verschwunden waren, schnitt der Außenminister das heikle Thema der gegenwärtigen Beziehungen zwischen beiden Staaten an. Lawrence war froh, daß Larry ihn am Morgen so gründlich mit der Materie vertraut gemacht hatte. Das ermöglichte ihm nun, versiert über Auslieferungsabkommen, die diesjährige Kaffee-Ernte, das Drogenproblem, ja sogar über die neue Metro zu reden, die als Teil eines Dritte-WeltHilfsprogramms von einer US-amerikanischen Firma in Bogota errichtet wurde.
    Während der Außenminister die Diskussion ausweitete, um die Ruckzahlung zumindest der fälligen Zinsen kolumbianischer Dollaranleihen und die Disparität von Export und Import zwischen den beiden Staaten zur Sprache zu bringen, schweiften Lawrence’ Gedanken zu den Problemen, mit denen er sich am Nachmittag noch wurde beschäftigen müssen.
    Der Entwurf des Abrüstungsgesetzes war im Capitol versandet; Andy hatte den Präsidenten bereits vorgewarnt, daß hier noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten sei. Wahrscheinlich würde er mit mehreren Abgeordneten persönlich reden müssen, um überhaupt eine Chance zu haben, dieses Gesetz durchzupauken. Natürlich wußte der Präsident, daß diese rituellen Besuche im Weißen Haus für gewöhnlich nur Egotrips waren, damit die Abgeordneten in ihre Wahlbezirke zurückkehren und den Wählern versichern konnten, was für eine enge Beziehung sie zum Präsidenten hatten, falls sie Demokraten

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