Archer Jeffrey
Telefonrechnung leisten zu können. Übrigens, das nächste Mal bist du wieder dran.«
Stuart tat, als wäre ihm nicht aufgefallen, wie abrupt Tara das Thema gewechselt hatte.
»Ich habe mich immer noch nicht ganz daran gewöhnt«, fuhr sie fort, »daß du noch arbeitest, während ich tief schlafe.«
»Ich wüßte eine Möglichkeit, das zu ändern«, entgegnete Stuart.
Beim Öffnen der Tür schrillte die Alarmglocke, und eine Uhr im äußeren Büro schlug zwei, als er den Perlenvorhang zur Seite schob und den Laden betrat. Er blickte auf das Tischchen im Schaufenster hinunter. Der Gewehrkoffer lag nicht mehr darauf.
Er brauchte mehrere Minuten, bis er ihn unter dem Ladentisch versteckt fand.
Sorgfältig begutachtete er den Inhalt und stellte fest, daß eine Patrone fehlte. Dann klemmte er sich den Koffer unter den Arm und verließ das Haus so schnell, wie er es betreten hatte. Nicht daß er befürchtete, geschnappt zu werden: Der Polizeichef hatte ihm versichert, daß der Einbruch frühestens nach dreißig Minuten gemeldet wurde. Ein Blick auf die Uhr im Büro verriet ihm, daß es zwölf Minuten nach zwei war.
Man konnte den Polizeichef schwerlich dafür verantwortlich machen, daß sein alter Freund nicht genug Bargeld bei sich hatte, um das Gewehr zu kaufen. Ganz abgesehen davon, war er gar nicht traurig darüber, für eine bestimmte Information gleich zweimal bezahlt zu werden, besonders in amerikanischen Dollar.
Sie schenkte ihm eine zweite Tasse Kaffee ein.
»Weißt du, Maggie, ich denke darüber nach, ob ich bei der Ge
sellschaft kündigen und mir eine andere Stelle suchen soll, bei der
ich nicht so viel in der Weltgeschichte herumreisen muß.« Er
blickte über den Küchentisch und wartete auf die Reaktion seiner
Frau. Maggie stellte die Kaffeekanne auf die Warmhalteplatte und
nahm einen Schluck aus der Tasse, ehe sie fragte: »Warum jetzt?« »Die Direktorin hat mir gesagt, ich würde aus der Entführungsund Erpressungsabteilung abgezogen und durch einen Jüngeren
ersetzt. Das ist bei der Gesellschaft so üblich, wenn jemand mein
Alter erreicht hat.«
»Aber für jemanden mit deiner Erfahrung muß es in der Gesellschaft doch genug andere Stellen geben.«
»Die Direktorin hat mir die Leitung unserer Außenstelle in Cleveland angeboten.«
»Cleveland?« Maggie schüttelte ungläubig den Kopf. Sie
schwieg kurz, ehe sie leise fragte: »Warum ist die Direktorin plötzlich so versessen darauf, dich loszuwerden?«
»Oh, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Wenn ich ihr
Angebot ablehne, stehen mir imme r noch sämtliche Ruhestandsvergünstigungen zu.« Connor machte gar nicht erst den Versuch,
ihre Frage zu beantworten. »Joan hat mir jedenfalls versichert, daß
es mehrere große Versicherungsgesellschaften in Washington gibt,
die einen Mann mit meiner Erfahrung nur zu gern einstellen würden.«
»Aber nicht die, für die du derzeit arbeitest.« Maggie schaute ihren Mann immer noch fest an. Connor wich ihrem Blick nicht aus, doch im Moment fiel ihm keine glaubwürdige Antwort ein. Dies
mal währte das Schweigen ein wenig länger.
»Findest du nicht, daß es jetzt an der Zeit ist, mich in die volle
Wahrheit einzuweihen?« sagte Maggie. »Oder erwartest du, daß
ich dir weiterhin jedes Wort glaube wie eine brave Ehefrau, die
ihren Mann als Herrn und Gebieter betrachtet?«
Connor senkte den Kopf und schwieg.
»Du hast mir nie verheimlicht, daß die Maryland Insurance nur
ein Tarnname für die CIA ist. Und ich habe dich nie bedrängt, mir
Näheres zu erzählen. Aber in letzter Zeit haben gut getarnte Reisen
deutliche Spuren hinterlassen.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht«, entgegnete Connor lahm. »Als ich deinen Anzug von der Reinigung abholte, hat man das
hier in einer Tasche gefunden.« Maggie legte eine kleine Münze
auf den Tisch. »Ich habe erfahren, daß diese Münzen nur in Kolumbien benutzt werden.«
Connor starrte auf das Zehnpesostück, das für ein Ortsgespräch
in Bogota genügte.
»Viele Frauen würden sofort gewisse Schlüsse ziehen, Connor
Fitzgerald«, fuhr Maggie fort. »Aber vergiß nicht, ich kenne dich
seit über dreißig Jahren und weiß genau, daß du zu dieser Art von
Täuschung nicht fähig wärst.«
»Du mußt mir glauben, Maggie…«
»Ich weiß, Connor. Und ich habe immer akzeptiert, daß es einen
guten Grund geben muß, weshalb du in all diesen Jahren nicht
ganz ehrlich zu mir warst.« Sie beugte sich über den Tisch, nahm
die Hand ihres Mannes und sagte: »Aber wenn du jetzt
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