Archer Jeffrey
Limonenscheibe schwammen.
Er bestellte Cannelloni und einen Salatteller. Seltsam, daß er im Ausland so oft Gerichte aß, die Maggie gern mochte. Nur damit er noch mehr an sie denken mußte!
»Eines mußt du unbedingt tun, bevor du deine neue Stelle antrittst«, hatte Tara bei ihrem letzten Gespräch gesagt, »einen guten Schneider finden. Und ich möchte mitkommen, um Hemden und Krawatten für dich auszusuchen.«
»Deine neue Stelle.« Wieder dachte er über die Absage nach. Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen… So oft er auch darüber nachgegrübelt hatte, ihm war kein Grund eingefallen, der Thompson hätte veranlassen können, seinen Entschluß zu ändern. Es ergab einfach keinen Sinn.
Connor nahm die Zeitung und las die Titelseite. Neun Kandidaten stellten sich für den Posten des ersten Burgermeisters von London zur Wahl. Wie seltsam, dachte Connor. Erster Bürgermeister? Hatten sie denn nicht immer schon einen gehabt – was war mit Dick Whittington? Er betrachtete die Bilder der Kandidaten und las ihre Namen, aber sie sagten ihm nichts. Einer von ihnen wurde in zwei Wochen Englands Hauptstadt managen. Wo er selbst wohl in zwei Wochen sein wurde?
Er bezahlte die Rechnung bar und gab ein Trinkgeld, das den Kellner nicht veranlassen würde, sich sonderlich an ihn zu erinnern. Wieder auf seinem Hotelzimmer, schaltete er den Fernseher ein. Er sah sich ein paar Minuten einer Komödie an, bei der er allerdings nichts Komisches oder gar Lustiges finden konnte. Nachdem er kurz in zwei Actionfilme hineingeschaut hatte, schlief er ein, wachte jedoch immer wieder auf. Aber er tröstete sich mit dem Gedanken, daß die beiden Männer, die draußen auf dem Pflaster postiert waren, eine noch viel unbequemere Nacht verbrachten als er. Connor hatte die Männer sofort nach seiner Landung in Heathrow entdeckt.
Er blickte auf die Uhr. Wenige Minuten nach Mitternacht – wenige Minuten nach neunzehn Uhr in Washington, D. C. Er fragte sich, was Maggie wohl an diesem Abend machte.
»Und wie geht es Stuart?« fragte Maggie.
»Er freut sich auf den Weihnachtsurlaub«, antwortete Tara. »In
fünfzehn Tagen kommt er nach L. A. Ich kann es kaum erwarten.« »Werdet ihr dann gleich hierherfliegen?«
»Nein, Mom«, erwiderte Tara und bemühte sich, nicht gereizt zu
klingen. »Wie ich dir bereits mehrmals sagte, werden wir einen
Wagen mieten und die Westküste entlangfahren. Stuart war noch
nie in den Staaten. Er möchte sich L. A. und San Francisco anschauen. Weißt du denn nicht mehr?«
»Dann fahr vorsichtig, ja?«
»Ich fahre seit neun Jahren Auto, Mutter, ohne auch nur einen
Strafzettel oder eine Verwarnung bekommen zu haben. Das ist
mehr, als man von dir oder Dad sagen kann. Also hör jetzt bitte
auf, dir Sorgen zu machen, ja? Erzähl mir lieber, was du heute
abend vorhast.«
»Ich werde mir Placido Domingo in La Boheme anhören. Ich
wollte damit warten, bis dein Vater außer Land ist. Würde ich mit
ihm in die Oper gehen, wurde er schon bei der Ouvertüre einschlafen. «
»Gehst du allein?«
»Ja.«
»Dann sei vorsichtig, Mutter, und setz dich nicht in die vordersten sechs Reihen.«
»Warum nicht?« fragte Maggie erstaunt.
»Weil ein reicher, gutaussehender Mann vom ersten Rang springen und dich vernaschen könnte.«
Maggie lachte. »Jetzt hast du’s mir aber heimgezahlt.« »Warum fragst du nicht Joan, ob sie Lust hat mitzukommen?
Dann könnt ihr zwei die ganze Nacht über Dad reden.« »Ich habe versucht, sie im Büro anzurufen, aber mit der Nummer scheint was nicht zu stimmen. Ich werde es später bei ihr zu
Hause probieren.«
»Jedenfalls viel Spaß. Und auf Wiederhören bis morgen«, verabschiedete sich Tara. Sie wußte, daß ihre Mutter sie jeden Tag anrufen würde, solange Connor unterwegs war.
Immer wenn Connor auf Reisen war oder sich einen Abend freinahm, um mit Father Graham in den Bridge-Club zu gehen, nützte
Maggie die Zeit, sich mit der einen oder anderen ihrer ehrenamtlichen Universitätsaktivitäten zu beschäftigen, angefangen mit
GULP, dem freiwilligen Müllräumungsdienst der Georgetown
University, dessen Gründungsmitglied sie war, über die AWPS,
der Frauenvereinigung für Poesie und Dichtkunst, bis hin zum
Club für irischen Volkstanz, in dem sie Unterricht erteilte. Der
Anblick der jungen Studenten, die mit geradem Rücken und stampfenden Füßen tanzten, erinnerte sie an Declan O’Casey, der jetzt ein distinguierter Professor an der University of Chicago war. Er hatte nie geheiratet, schickte Maggie
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