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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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ziemlich kurz. Beim Aufrufen der Passagiere wenige Minuten später stieg Connor ein und setzte sich wieder ganz hinten ins Flugzeug.
    Er überlegte, was er morgen früh tun mußte, sobald sein Zug im Raveltay-Bahnhof in Moskau eingefahren war. Noch einmal ging er die Anweisungen des Stellvertretenden Direktors durch. Er fragte sich, weshalb Gutenburg mehrmals wiederholt hatte: »Lassen Sie sich nicht erwischen. Falls es unvermeidbar sein sollte, dürfen Sie auf gar keinen Fall zugeben, daß Sie auch nur das geringste mit der CIA zu tun haben. Keine Angst, die Agency wird sich Ihrer stets annehmen.«
    Nur Rekruten, die noch feucht hinter den Ohren waren, wurden je an das elfte Gebot erinnert.
     
    »Der Flug nach St. Petersburg ist soeben gestartet. Unser Paket ist an Bord.«
    »Schön«, sagte Gutenburg. »Sonst noch etwas, das ich wissen müßte?«
»Ich glaube nicht«, entgegnete der junge CIA-Agent. Er zögerte. »Außer…«
»Außer was? Reden Sie schon! Oder muß ich Ihnen die Würmer aus der Nase ziehen?«
»Es ist nur… ich hatte den Eindruck, da ist jemand an Bord gegangen, den ich gekannt habe.«
»Wer?« fragte Gutenburg schroff.
»Ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern. Und ich bin mir ja auch gar nicht sicher, daß er es wirklich war, weil ich den Blick nicht länger als ein paar Sekunden von Fitzgerald nehmen wollte.«
»Sobald Sie sich erinnert haben, rufen Sie mich sofort an, verstanden?«
»Jawohl, Sir.« Der junge Mann schaltete sein Handy aus und ging zu Gate 9. In ein paar Stunden wurde er wieder hinter seinem Schreibtisch in Bern sitzen und seine Rolle als Kulturattache in der amerikanischen Botschaft weiterspielen.
    »Guten Morgen. Hier ist Helen Dexter.«
»Guten Morgen, Direktorin«, erwiderte der Stabschef des Wei
ßen Hauses steif.
»Ich habe mir gedacht, ich sollte den Präsidenten sofort darüber
informieren, daß der Mann wieder unterwegs ist, den wir in seinem Auftrag in Südafrika aufspüren sollten.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz«, sagte Lloyd.
»Der Leiter unseres Büros in Johannesburg hat mir soeben mitgeteilt, daß der Killer, der Guzman erschossen hat, vor zwei Tagen
einen Flug der South African Airways nach London genommen
hat. Sein Reisepaß lautete auf den Namen Martin Perry. Er blieb
nur eine Nacht in London. Am nächsten Morgen ist er mit der
Swissair nach Genf geflogen, mit einem anderen Reisepaß, der auf
den Namen Theodore Lilystrand ausgestellt war.«
Diesmal unterbrach Lloyd sie nicht. Er konnte sich ja das mitgeschnittene Band anhören, falls der Präsident wortgetreu wissen
wollte, was Dexter gesagt hatte.
»In Genf ging er dann an Bord eines Aeroflot-Fluges nach St.
Petersburg. Diesmal hatte er einen südafrikanischen Reisepaß auf
den Namen Piet de Villiers bei sich. Von St. Petersburg fuhr er mit
dem Nachtzug nach Moskau.«
»Moskau? Warum Moskau?« fragte Lloyd.
»Wenn ich mich recht entsinne, stehen in Rußland Wahlen an«,
antwortete Dexter.
Als der Flieger in St. Petersburg zur Landung ansetzte, behauptete Connors Uhr, es wäre siebzehn Uhr fünfzig. Connor gähnte,
streckte sich und wartete, bis die Räder den Boden berührten, ehe
er die Zeiger auf die Ortszeit stellte. Er blickte aus dem Fenster auf
den Flughafen, der im Halbdunkel lag, weil ein Großteil der Beleuchtung nicht funktionierte. Es schneite leicht, doch der Schnee
blieb nicht liegen. Die hundert müden Fluggäste mußten zwanzig
Minuten warten, bis ein Bus sie zum Terminal brachte. Einiges
änderte sich offenbar nie, ob nun der KGB verantwortlich war oder
das organisierte Verbrechen – die Mafya, wie die Amerikaner sie
mittlerweile bezeichneten, um sie nicht mit der italienischen Version zu verwechseln.
Connor verließ das Flugzeug als letzter und stieg auch als letzter
in den Bus.
Ein Mann, der mit demselben Flieger gereist war, allerdings erster Klasse, eilte zum Kopf der Warteschlange, um sicherzugehen,
daß er als einer der ersten durch die Einreise- und Zollkontrolle
kam. Er war froh, daß Connor sich genau an den üblichen Ablauf
hielt. Als der Mann aus dem Bus gestiegen war, warf er keinen
Blick zurück – er wußte, daß Connor sich aufmerksam umschauen
würde.
Dreißig Minuten später trat Connor aus dem Flughafengebäude
auf die Straße. Er winkte das erstbeste Taxi herbei und ließ sich
zum Protzkij-Bahnhof fahren.
Der Fluggast aus der ersten Klasse folgte Connor in die Schalterhalle, die eher dem Inneren eines mit Stuck und Zierrat überladenen Opernhauses glich

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