Archer Jeffrey
auch die Vorbereitungen für dessen Wahlkampf laufen.« »Warum Zerimskij?«
»Das weiß ich noch nicht, aber er hat die Zentrale mit jeder
Menge Presseunterlagen verlassen. Dann hat er sich an einem
Kiosk einen Stadtplan gekauft und in einem Restaurant in der
Nahe zu Mittag gegessen. Nachmittags hat er einen kleinen Leihwagen gemietet und ist damit zu seinem Hotel gefahren. Seitdem
hat er das Haus nicht verlassen.«
»O Gott!« entfuhr es Lloyd. »Dann muß diesmal Zerimskij dran
glauben.«
Am anderen Ende der Leitung trat Stille ein, bis Jackson schließlich widersprach. »Nein, Mr. Lloyd, das ist nicht möglich.« »Warum nicht?«
»Weil er sich nie einverstanden erklären würde, eine so heikle
Mission zu übernehmen, wenn der Befehl nicht direkt vom Weißen Haus käme. Ich kenne ihn lange genug, daß ich sicher sein
kann.«
»Vergessen Sie nicht, daß Ihr Freund genau den gleichen Auftrag in Kolumbien übernommen hatte. Zweifellos ist es Dexter
gelungen, ihn davon zu überzeugen, daß auch diese Mission vom
Präsidenten abgesegnet wurde.«
»Es könnte auch ein ganz anderes Operationsziel geben«, sagte
Jackson leise.
»Nämlich?«
»Daß sie nicht Zerimskij töten wollen, sondern Connor.« Lloyd notierte sich den Namen in seinem gelben Block.
ZWEITES BUCH
Der Einzelgänger
12
»Amerikaner?«
»Ja«, murmelte Jackson ohne den Blick zu senken, um nachzu
sehen, welches Kind ihn da angeredet hatte
»Brauchen du was?«
»Nein, danke « Noch immer nahm er den Blick nicht von der
Eingangstür des Hotels
»Du müssen was brauchen. Amerikaner immer was brauchen « »Ich brauche nichts. Laß mich m Ruhe!« sagte Jackson streng. »Kaviar? Russisch Puppen? Uniform von General? Pelzmütze?
Frau?«
Jetzt blickte Jackson zum erstenmal zu dem Jungen hinunter. Er
steckte vom Hals bis zu den Zehen in einer Schaffelljacke, die gut
drei Nummern zu groß für ihn war, und auf dem Kopf trug er eine
Kappe aus Kaninchenfell, wie auch Jackson von Minute zu Minute
dringender eine brauchte Das Lächeln des Jungen entblößte zwei
Zahnlücken
»Eine Frau? Um fünf Uhr früh?«
»Gute Zeit für Frau. Aber Mann vielleicht lieber?«
»Wieviel verlangst du für deine Dienste?«
»Was für Dienste?« Der Junge blickte ihn argwöhnisch an. »Als Laufbursche «
»Laufbursche?«
»Helfer.«
»Helfer?«
»Assistent «
»Ah. du meinen Partner wie in amerikanisch Film «
»Okay. Da wir uns auf die Berufsbezeichnung geeinigt haben.
Klugscheißer – wieviel verlangst du?«
»In Tag? In Woche? In Monat?«
»In der Stunde.«
»Was du bieten?«
»Du bist ein richtiger kleiner Kapitalist, was?«
»Wir lernen von Amerikaner.« Der Junge grinste von einem Ohr
zum anderen
»Einen Dollar.«
Der Junge lachte. »Wenn ich Klugscheißer, dann du Komiker.
Zehn Dollar «
»Das ist Wucher’«
Zum erstenmal wirkte der Junge verwirrt.
»Zwei Dollar.«
»Sechs.«
»Vier.«
»Fünf.«
»Einverstanden «
Der Junge hob die rechte Handfläche in die Höhe, was er offenbar auch aus amerikanischen Filmen kannte. Jackson schlug mit
seiner Handfläche dagegen Das Geschäft galt. Sofort schaute der
Junge auf seine Rolex
»Wie heißt du eigentlich?« erkundigte sich Jackson. »Sergej«, antwortete der Junge. »Und du?«
»Jackson. Wie alt bist du, Sergej?«
»Wie alt du wollen ich sein?«
»Genug mit den Spielchen! Sag schon, wie alt du bist.« »Vierzehn.«
»Du bist keinen Tag über neun.«
»Dreizehn.«
»Zehn.«
»Elf.«
»Okay Belassen wir’s bei elf.«
»Und wie alt du?« wollte der Junge wissen.
»Vierundfünfzig.«
»Okay, belassen wir’s bei vierundfünfzig«, sagte Sergej. Jackson lachte zum erstenmal seit Tagen. »Woher kannst du so
gut Englisch?« Noch immer behielt er die Hoteltür im Auge. »Mein Mutter haben lang Zeit mit Amerikaner gelebt. Er kehren
vorig Jahr in Staaten zurück, aber uns nehmen nicht mit.« Diesmal glaubte Jackson ihm aufs Wort.
»Was mein Job, Partner?« fragte Sergej.
»Wir beschatten jemand, der in dem Hotel da wohnt.« »Freund oder Feind?«
»Freund.«
»Mafya?«
»Nein, er arbeitet für die Guten.«
»Du mich nicht behandeln wie Kind.« Sergejs Stimme klang ge
kränkt. »Wir jetzt Partner.«
»Okay, Sergej. Er ist ein Freund«, sagte Jackson in dem Augenblick, als Connor aus der Tür trat.
»Das ist Mann?« fragte Sergej.
»Ja, das ist der Mann.«
»Er freundlich Gesicht. Vielleicht ich lieber für ihn arbeiten.«
Viktor Zerimskijs Tag hatte nicht gut begonnen, und es war erst wenige Minuten nach acht. Er führte den Vorsitz bei
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