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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Elfte Gebot
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Fortführung der gegenwärtigen Situation, in der wir vom Rest der Welt schlichtweg ignoriert werden«, sagte Zerimskij. Jetzt schrieben die Journalisten jedes seiner Worte mit.
»Warum dein Freund so interessieren für Viktor Zerimskij?« flüsterte Sergej am anderen Ende der Galerie.
»Du stellst zu viele Fragen«, erwiderte Jackson.
»Zerimskij böses Mensch.«
»Warum?« Jackson ließ keinen Blick von Connor.
»Wenn ihn wählen, er stecken Leute wie mich in Gefängnis, und wir alle kehren zurück »›gut alte Zeit‹, und er essen in Kreml Kaviar und trinken Wodka.«
Zerimskij setzte sich in Richtung Ausgang in Bewegung. Sein Gefolge und der Museumsdirektor bemühten sich, mit ihm Schritt zu halten. An der untersten Stufe blieb der Kandidat stehen, um sich vor Goyas gewaltigem Christus steigt vom Kreuze fotografieren zu lassen. Connor war so bewegt von dem Gemälde, daß ihn die Menge, die Zerimskij folgte, beinahe umrannte.
»Du mögen Goya Jackson?« wisperte Sergej.
»So viel habe ich von ihm noch nicht gesehen«, gestand der Amerikaner. »Aber das hier ist beeindruckend.«
»Hier noch mehr in Keller. Ich kann jederzeit besorgen…« Er rieb den Daumen am Zeigefinger.
Jackson hätte dem Jungen eine Ohrfeige versetzt, hätte es nicht die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt.
»Dein Mann wieder gehen«, sagte Sergej plötzlich. Jackson blickte auf und sah gerade noch, wie Connor aus einem Seiteneingang der Galerie verschwand, gefolgt von Ashley Mitchell.
    Connor saß allein in einem griechischen Restaurant an der Pretschinstenka und ließ sich durch den Kopf gehen, was er an diesem Vormittag gesehen hatte. Obwohl Zerimskij stets von einer Meute Leibwächter umgeben war, die sich aufmerksam in alle Richtungen umschauten, war er nicht so gut beschützt wie die meisten führenden Politiker im Westen. Einige seiner Bewacher mochten ja tapfer und fähig sein, doch nur drei von ihnen schienen Erfahrung im Schutz von hohen Staatsmännern zu haben. Und sie konnten nicht den ganzen Tag im Dienst sein.
    Er versuchte ein Moussaka zu verdauen, das alles andere als schmackhaft gewesen war, während er Zerimskijs Zeitplan von heute an bis zum Tag der Wahl durchging. Der Kandidat musste sich danach in den nächsten acht Tagen bei siebenundzwanzig verschiedenen Anlassen in der Öffentlichkeit sehen lassen. Bis ein Kellner schwarzen Kaffee vor ihn stellte, hatte Connor die einzigen drei Schwachstellen herausgefunden, denen nachzugehen sich lohnte, sollte Zerimskijs Name für immer von der Kandidatenliste verschwinden.
    Er blickte auf die Uhr. Am Abend wurde Zerimskij vor einer Parteiversammlung in Moskau reden; morgen früh reiste er dann mit dem Zug zu einer Fabrikeinweihung nach Jaroslawl; danach ging es zurück in die Hauptstadt zu einer Vorstellung des Bolschoi-Balletts; anschließend führte die Reise ihn mit dem Mitternachtszug nach St. Petersburg. Connor beschloß, Zerimskij in Jaroslawl zu beschatten. Außerdem hatte er eine Karte für das Ballett bestellt und ein Bahnticket nach St. Petersburg gebucht.
    Wahrend er an seinem Kaffee nippte, dachte er über Ashley Mitchells seltsames Verhalten im Puschkinmuseum nach. Jedesmal wenn er in Mitchells Richtung geblickt hatte, war der unerfahrene junge Mann hinter eine Säule getreten, und Connor hatte alle Mühe gehabt, nicht laut zu lachen. Er hatte beschlossen, Mitchell die Chance zu geben, ihn tagsüber zu beschatten – vielleicht erwies er sich ja zu irgendeinem Zeitpunkt als nützlich –, aber er hatte nicht vor, ihn herausfinden zu lassen, wo er übernachtete. Er schaute aus dem Fenster und sah den Kulturattache mit der heutigen Ausgabe der Prawda auf einer Bank sitzen. Er lächelte. Ein Profi müßte immer imstande sein, seine Zielperson zu observieren, ohne selbst gesehen zu werden.
Jackson holte seine Geldbörse aus der inneren Jackentasche, nahm einen Hundertrubelschein heraus und reichte ihn dem Jungen.
    »Besorg uns beiden was zu essen, aber geh nicht in die Nähe des
    Restaurants.« Mit einem Kopfnicken deutete er über die Straße. »Ich noch nie in Restaurant. Was du mögen?«
»Du kannst mir das gleiche bringen, was du für dich kaufst.« »Du kapieren schnell, Jackson«, lobte Sergej und rannte los. Jackson blickte die Straße hinauf und hinunter. Der Mann, der
    auf einer Bank die Prawda las, trug nicht einmal einen Mantel. Er war offenbar davon ausgegangen, daß Observierungen nur in warmer, gemütlicher Umgebung vorgenommen wurden. Aber da Fitzgerald ihm gestern

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