Archer Jeffrey
der Vergangenheit miterlebt, wie wirkungsvoll Armstrong diese Taktiken bei anderen angewandt hatte, die es gewagt hatten, sich gegen ihn zu wehren.
Eines Nachmittags kam Sally von einem Aushilfsjob nach Hause, als das Telefon läutete. Jemand bat sie über eine sehr knisternde Leitung, am Apparat zu bleiben; man würde sie mit Sydney verbinden. Sie fragte sich, warum sie nicht einfach auflegte, doch bereits wenige Sekunden später sagte eine andere Stimme: »Guten Abend, Mrs. Carr. Ich bin Keith Townsend, der…«
»Ich weiß, wer Sie sind, Mr. Townsend.«
»Ich rufe an, um Ihnen zu sagen, wie entsetzt ich war, als ich erfuhr, wie Ihr ehemaliger Chef Sie behandelt hat.«
Sally schwieg.
»Es mag überraschend für Sie kommen, daß ich Ihnen eine Stellung anbieten möchte …«
»Damit Sie herausfinden können, worauf Dick Armstrong hinarbeitet und welche Zeitung er kaufen will?«
Längeres Schweigen setzte ein. Nur das Knistern ließ Sally erkennen, daß die Leitung nicht tot war. »Ja«, erwiderte Townsend schließlich. »Genau das habe ich vor. Aber Sie könnten sich dann wenigstens den Urlaub in Italien gönnen, auf den Sie bereits eine Anzahlung geleistet haben.«
Sally war sprachlos.
Townsend fuhr fort: »Ich weiß auch, daß Sie der Abfindung verlustig gehen, die Ihnen nach einundzwanzig ununterbrochenen Arbeitsjahren zusteht. Sie bekommen das Geld von mir.«
Sally begriff plötzlich, weshalb Dick in diesem Mann einen so beachtlichen Konkurrenten sah. »Vielen Dank für Ihr Angebot, Mr. Townsend, aber ich bin nicht interessiert«, sagte sie fest und legte auf.
Ihre unmittelbare Reaktion bestand darin, die Lohnbuchhaltung des Armstrong House anzurufen, um nachzufragen, weshalb ihr letzter Gehaltsscheck noch nicht eingegangen sei. Sie mußte eine Zeitlang warten, bevor der Buchhaltungschef an den Apparat kam.
»Wann bekomme ich meinen letzten Gehaltsscheck, Fred?« fragte Sally. »Er ist seit mehr als zwei Wochen überfällig.«
»Ich weiß, aber ich habe die Anweisung, ihn nicht auszustellen, Sally.«
»Warum nicht?« fragte sie. »Er steht mir doch zu.«
»Das ist mir klar«, versicherte Fred, »aber…«
»Aber was ?«
»Man hat mir mitgeteilt, daß Sie in Ihrer letzten Arbeitswoche ein teures Staffordshire-Porzellanservice zerbrochen haben, für das Sie aufkommen müssen.«
»Dieser Bastard!« fluchte Sally. »Ich war nicht einmal in seinem Büro, als er es zerschmettert hat!«
»Und er ließ Ihnen zwei Arbeitstage abziehen, die Sie nicht ins Büro gekommen sind.«
»Er selbst hat mir doch die Anweisung erteilt, nicht zu erscheinen, damit er…«
»Das wissen wir alle, Sally. Aber er weigert sich, auch nur zuzuhören.«
»Ich weiß, Fred«, sagte sie. »Es ist nicht Ihre Schuld. Und ich weiß das Risiko zu schätzen, das Sie allein damit schon eingehen, daß Sie mit mir reden. Vielen Dank.« Sie legte auf und starrte blicklos in die Ferne. Als sie eine Stunde später wieder nach dem Telefon griff, ersuchte sie das Fernsprechamt um eine Verbindung nach Australien.
In Sydney schob Heather den Kopf durch die Tür. »Da ist ein R-Gespräch aus London für Sie«, meldete sie. »Eine Mrs. Sally Carr. Soll ich durchstellen?«
Zwei Tage später traf Sally in Sydney ein. Sam holte sie vom Flughafen ab. Townsend hatte den ehemaligen Chef des australischen Sicherheitsdienstes für fünftausend Pfund beauftragt, die Befragung durchzuführen. Am Ende der Woche war Sally völlig ausgelaugt, und Townsend fragte sich, ob es noch irgend etwas geben mochte, das er nicht über Richard Armstrong wußte.
Am Tag ihres Rückflugs nach England bot er Sally einen guten Job in seinem Londoner Büro an. »Vielen Dank, Mr. Townsend«, sagte sie, als er ihr einen Scheck über fünfundzwanzigtausend Pfund reichte, fügte jedoch mit ihrem süßesten Lächeln hinzu: »Ich war fast die Hälfte meines Lebens für ein Ungeheuer in Menschengestalt tätig, und nach einer Woche mit Ihnen glaube ich nicht, daß ich den Rest meiner Tage für ein anderes Ungeheuer arbeiten möchte.«
Nachdem Sally von Sam zum Flugplatz gebracht worden war, hörten Townsend und Kate sich stundenlang die Tonbänder an. Beide waren sich einer Sache sicher: Wollte Keith eine Chance haben, die restlichen Anteile am Globe zu erwerben, mußte er mit Margaret Sherwood Kontakt aufnehmen, bevor Armstrong es tat.
Margaret Sherwood war der Schlüssel zur hundertprozentigen Kontrolle des Unternehmens.
Nachdem Sally erklärt hatte, weshalb Armstrong bei einer Auktion in
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