Archer Jeffrey
Genf eine Millionen Franken für ein Ei geboten und bezahlt hatte, brauchte Townsend nur herauszufinden, was für Mrs. Margaret Sherwood das Äquivalent eines Peter Carl Faberge war.
Mitten in der Nacht schwang Kate sich plötzlich aus dem Bett und spielte das dritte Tonband ab. Keith hob schläfrig den Kopf vom Kissen, als er die Worte hörte: »Die Geliebte des Senators.«
OCEAN TIMES 6. Juni 1967
Willkommen an Bord!
Vier Stunden, bevor der Luxusliner anlegen sollte, landete Keith auf dem Flughafen von Kingston. Nachdem er die Zollabfertigung hinter sich hatte, ließ er sich von einem Taxi zum Büro der Cunard-Schiffahrtslinie im Hafen bringen. Ein Mann in eleganter weißer Uniform, der für einen einfachen Angestellten etwas zu viel Goldborte trug, erkundigte sich, ob er ihm behilflich sein könne.
»Ich hätte gern eine Kabine erster Klasse auf der Queen Elizabeth für die Fahrt nach New York«, erklärte Townsend. »Meine Tante befindet sich bereits an Bord. Sie macht ihre alljährliche Kreuzfahrt, wissen Sie. Ich würde es begrüßen, wenn ich eine Kabine in ihrer Nähe bekommen könnte.«
»Und wie heißt Ihre Tante?« erkundigte sich der elegant
Uniformierte.
»Mrs. Margaret Sherwood«, antwortete Townsend. Ein Finger fuhr die Passagierliste hinunter. »Ah, ja. Mrs.
Sherwood hat wie üblich die Trafalgar-Suite auf Deck Nummer drei. Hm, wir haben nur noch eine Kabine erster Klasse auf diesem Deck, aber sie ist ganz in der Nähe der TrafalgarSuite.« Der Mann faltete auf dem Schalter eine Skizze des Schiffsinnern auf und deutete auf zwei Kästchen, von denen das zweite bedeutend größer war als das erste.
»Könnte nicht besser sein.« Townsend reichte ihm eine seiner Kreditkarten.
»Sollen wir Ihre Tante informieren, daß Sie an Bord kommen?« fragte der Angestellte hilfsbereit.
»Nein«, entgegnete Townsend, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es soll eine Überraschung sein.«
»Wenn Sie Ihr Gepäck gleich hierlassen möchten, Sir, sorge ich dafür, daß es in Ihre Kabine gebracht wird, sobald das Schiff anlegt.«
»Gern. Vielen Dank«, sagte Townsend. »Könnten Sie mir bitte beschreiben, wie ich in die Stadtmitte komme?«
Während Keith aus dem Hafengelände schlenderte, dachte er an Kate und fragte sich, ob es ihr wohl gelungen war, den Artikel in der Schiffszeitung unterzubringen.
Auf dem langen Weg in die Stadt betrat er drei Zeitschriftenhandlungen, wo er Time, Newsweek und sämtliche Lokalzeitungen kaufte. Dann betrat er das erste Restaurant, das ein American-Express -Schild an der Tür hatte, setzte sich an einen ruhigen Ecktisch und machte es sich für einen ausgiebigen Lunch bequem.
Die Zeitungen der Konkurrenz faszinierten Keith immer wieder, doch in diesem Fall wußte er, daß er die Ferieninsel verlassen würde, ohne auch nur das geringste Bedürfnis zu verspüren, neuer Besitzer der Jamaica Times zu werden, die anspruchslose Lektüre für höchstens eine viertel Stunde bot. Während er Artikel darüber las, wie die Gattin des Landwirtschaftsministers ihren Tag verbrachte und weshalb die Kricketmannschaft der Insel ein Spiel nach dem anderen verlor, schweiften Keith’ Gedanken immer ab und beschäftigten sich mit der Information Sallys, die auf Tonband festgehalten war. Er konnte kaum glauben, daß Sharon tatsächlich so unfähig war, wie Armstongs langjährige Sekretärin behauptete – doch falls dies tatsächlich zutraf, mußte die junge Dame erstaunlich gut im Bett sein.
Nachdem er den Lunch bezahlt hatte – ein gräßlich schmeckendes Essen –, verließ Townsend das Restaurant und schlenderte in der Stadt herum. Seit seinem Besuch in Berlin als Student war er nirgends mehr als Tourist gewesen. Alle paar Minuten blickte er auf die Uhr; aber dadurch verging die Zeit auch nicht schneller. Schließlich hörte er ein Nebelhorn in der Ferne: Das große Kreuzfahrtschiff lief endlich ein. Sofort machte Keith sich auf den Weg zurück zum Hafen. Als er dort eintraf, ließ die Mannschaft soeben die Landungsbrücken herunter. Die Passagiere strömten zum Kai, sichtlich glücklich, ein paar Stunden an Land gehen zu können. Townsend stieg die Gangway hinauf und bat einen Steward, ihm den Weg zu seiner Kabine zu weisen.
Kaum hatte er ausgepackt, machte er sich mit Deck drei vertraut und stellte zu seiner Freude fest, daß Mrs. Sherwoods Suite sich nur wenige Schritte von seiner Kabine entfernt befand. Aber noch unternahm Keith keinerlei Anstalten, sich mit Margaret Sherwood in Verbindung zu
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