Archer Jeffrey
nicht, daß die Bank Ihnen geraten hat, erst einmal abzuwarten, bis Ihre wirtschaftliche Lage gefestigt ist.«
»Sie wissen, was ich von Bankern halte«, brummte Townsend. »Der Globe, der Star und meine sämtlichen australischen Unternehmen machen Gewinn, und eine Gelegenheit wie diese bekomme ich vielleicht nie wieder. Das werden Sie doch einsehen, Tom – auch wenn die Bank es anders sieht.«
Tom schwieg eine Weile. Er bewunderte Townsends Elan und Innovationsgeist, doch gegenüber der Multi Media waren alle seine bisherigen Unternehmen kleine Fische. Und so sehr er sich bemühte und immer wieder nachrechnete – am Ergebnis änderte sich nichts. »Ich könnte mir nur eine Möglichkeit vorstellen, wie es sich vielleicht machen ließe«, sagte er schließlich.
»Und die wäre?« fragte Townsend.
»Indem wir Sinclair Vorzugsaktien anbieten – unser
Aktienkapital im Austausch für seines.«
»Aber das wäre lediglich eine gegenläufige Übernahme.
Darauf würde er sich nie einlassen. Erst recht nicht, wenn
Armstrong ihm bereits zwei Milliarden in liquiden Mitteln
angeboten hat.«
»Wenn er das getan hat, weiß Gott allein, wo er das Geld
hernimmt«, sagte Tom. »Wie wär’s, wenn ich mal mit den
Media-Anwälten spreche? Vielleicht kann ich dabei herausfinden, ob Armstrong ihnen wirklich ein Barangebot gemacht
hat.«
»Nein, das wäre nicht die richtige Vorgehensweise.
Vergessen Sie nicht, daß Sinclair der Alleineigentümer der
gesamten Gesellschaft ist. Deshalb erscheint es mir angebrachter, direkt mit ihm persönlich zu verhandeln. Genau das
hat Armstrong wahrscheinlich auch getan.«
»Aber so gehen Sie normalerweise doch gar nicht vor.« »Natürlich nicht. Ich hatte ja auch seit langer Zeit nicht
mehr die Gelegenheit, mit jemandem zu verhandeln, der
alleiniger Besitzer eines Unternehmens ist.«
Tom zuckte die Schultern. »Und was wissen Sie über
Sinclair?«
»Er ist siebzig«, sagte Townsend, »deshalb zieht er sich ja
auch zurück, nachdem er die größte in Privatbesitz befindliche
Mediengesellschaft der Welt aufgebaut hat. Während der Präsidentschaftszeit seines Freundes Nixon war Sinclair Botschafter
in Großbritannien. Nebenbei betätigte er sich als Kunstsammler. Inzwischen hortet er in seinem feudalen Landsitz
mehr Impressionisten als die Nationalgalerie. Außerdem ist er
Vorsitzender einer karitativen Organisation, die sich um die
Förderung begabter, aber unbemittelter Studenten kümmert.
Und irgendwie findet der Mann sogar noch Zeit, Golf zu
spielen.«
»Und was, glauben Sie, weiß Sinclair über Sie?«
»Daß ich gebürtiger Australier bin, die zweitgrößte
Mediengesellschaft der Welt leite, Nolan lieber mag als Renoir
und nicht Golf spiele.«
»Und wie wollen Sie bei ihm vorgehen?«
»Indem ich direkt zur Sache komme und ihm ein Angebot
mache. Dann brauche ich mir jedenfalls nicht jahrelang die
Frage stellen, ob ich es vielleicht geschafft hätte.« Townsend
blickte seinen Anwalt an, doch Tom schwieg.
Townsend griff nach dem Telefon. »Heather, verbinden Sie
mich mit der Zentrale der Multi Media in Colorado. Sobald Sie dort jemanden am Apparat haben, stellen Sie zu mir durch.« Er
legte auf.
»Glauben Sie wirklich, Armstrong hat Sinclair ein Angebot
über zwei Milliarden gemacht?« fragte Tom.
Townsend dachte lange über diese Frage nach; dann sagte
er: »Ja.«
»Aber aus welcher Quelle will Armstrong diese Wahnsinnssumme nehmen?«
»Aus der Quelle, aus der er das Geld zur Abfindung der
Gewerkschaften genommen hat, würde ich sagen.«
»Und wieviel werden Sie Sinclair bieten?«
Der Apparat auf dem Schreibtisch klingelte, ehe Townsend
antworten konnte.
»Spreche ich mit Multi Media?«
»Ja, Sir«, antwortete eine tiefe Stimme mit unüberhörbarem
Südstaatenakzent.
»Ich bin Keith Townsend. Ich würde gern mit Mr. Sinclair
sprechen.«
»Kennt Botschafter Sinclair Sie, Sir?«
»Ich hoffe es, sonst würde ich nur meine Zeit vergeuden.« »Ich verbinde Sie mit seinem Büro.«
Townsend bedeutete seinem Anwalt, am Nebenanschluß
mitzuhören. Tom griff nach dem Apparat auf dem Tischchen
beim Fenster.
»Botschafter Sinclairs Büro«, meldete sich auch diesmal
eine Südstaatenstimme.
»Hier Keith Townsend. Ich würde gern mit Mr. Sinclair
sprechen.«
»Der Herr Botschafter ist auf seiner Ranch, Mr. Townsend,
und wird sich in etwa zwanzig Minuten zum Country Club
begeben, um dort seine wöchentliche Golfstunde zu spielen.
Aber ich werde versuchen, ihn vorher noch zu erreichen.« Tom legte die
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