Archer Jeffrey
er: »Fred, würden Sie so nett sein und mir ein Scheckbuch ausstellen? Ich bin nur ein paar Stunden in England und …«
»Hier ist nicht Fred, Sir«, berichtigte ihn der Sprecher am anderen Ende der Leitung. »Ich bin Mark Tenby.«
»Dann stellen Sie mich zu Fred durch.«
»Fred ist vor drei Monaten in den Ruhestand getreten, Sir«, erklärte der Mann. »Sir Paul hat mich zum neuen Prokuristen ernannt.«
Armstrong wollte schon erwidern: »Aufgrund welcher Befugnis?«, überlegte es sich dann aber anders. »Gut«, sagte er statt dessen. »Vielleicht würden Sie mir dann umgehend ein Scheckbuch heraufschicken? Ich fliege bereits in zwei Stunden in die Staaten zurück.«
»Selbstverständlich, Mr. Armstrong. Soll es auf Sie persönlich oder auf die Gesellschaft ausgestellt sein?«
»Auf das Konto des Pensionsfonds. Ich werde die eine oder andere Investition für die Gesellschaft tätigen, während ich in den Staaten bin.«
Ein längeres Schweigen setzte ein, wie Armstrong es erwartet hatte. »Jawohl, Sir«, sagte der Prokurist schließlich. »Aber Ihnen ist gewiß bekannt, daß Sie für dieses Konto die Unterschrift eines zweiten Direktors benötigen. Außerdem muß ich Sie daran erinnern, Mr. Armstrong, daß es gegen unsere Statuten verstößt, Gelder aus dem Pensionsfonds in eine Gesellschaft zu investieren, bei der wir bereits Mehrheitsaktionäre sind.«
»Ich brauche keine Lektion über unser Unternehmensrecht von Ihnen, junger Mann!« brüllte Armstrong und schmetterte den Hörer auf die Gabel. »So ein unverschämter Fatzke!« sagte er ins leere Büro. »Was glaubt der Kerl eigentlich, wer sein Gehalt bezahlt?«
Sobald das Scheckbuch heraufgeschickt worden war, ließ Armstrong die Post liegen, die er lustlos durchgesehen hatte, verließ sein Büro, ohne sich auch nur von Pamela zu verabschieden, nahm den Lift zum Dach und befahl seinem Hubschrauberpiloten, ihn nach Heathrow zu bringen. Als er auf London hinunterblickte, empfand er keine Spur von Zuneigung, wie es in New York stets der Fall war.
Zwanzig Minuten später landete Armstrong am Flughafen Heathrow und begab sich rasch zur Executive Lounge. Während er darauf wartete, daß sein Flug aufgerufen wurde, kam ein Amerikaner zu ihm – später einer zweiter –, die ihm die Hand schüttelten und sich dafür bedankten, was er »für die Bürger von New York tat«. Armstrong lächelte und fragte sich, welchen Verlauf sein Leben wohl genommen hätte, wenn das Schiff, auf dem er vor so vielen Jahren den Nazis entkommen war, nicht Liverpool angelaufen hätte, sondern Ellis Island.
Sein Flug wurde aufgerufen, und er nahm vorn in der Maschine Platz. Nach einer unbefriedigenden Mahlzeit döste er zwei Stunden mit mehreren Unterbrechungen. Je näher er der Ostküste der Vereinigten Staaten kam, desto zuversichtlicher wurde Dick, daß er es doch noch schaffen würde. Heute in einem Jahr würde die Tribune nicht nur einen höheren Umsatz machen als der Star – die Zeitung würde einen Gewinn erwirtschaften, von dem sogar Sir Paul Maitland zugeben mußte, daß Dick ihn ohne Unterstützung erzielte hatte. Und da die Aussicht bestand, daß eine Labour-Regierung an die Macht kam – wer konnte da schon sagen, was er noch alles erreichen würde? Dick kritzelte »Sir Richard Armstrong« auf die Speisekarte. Dann, wenige Sekunden später, strich er es durch und schrieb darunter: »Lord Armstrong of Headley«.
Als die Maschine auf der Landebahn des KennedyFlughafens aufsetzte, fühlte Dick sich wieder wie ein junger Mann. Er konnte es kaum erwarten, in sein Büro zu kommen. An der Zollabfertigung deuteten Fluggäste auf ihn, und er hörte leise Ausrufe des Erstaunens und Bemerkungen wie: »Sieh mal, das ist doch Dick Armstrong!« Manche winkten ihm sogar zu. Dick tat, als würde er es nicht bemerken, doch sein zuversichtliches, zufriedenes Lächeln blieb. Seine Limousine wartete bereits auf dem VIP-Parkplatz und brachte ihn rasch in Richtung Manhattan. Dick machte es sich auf dem Rücksitz bequem, machte den Fernseher an und schaltete von Programm zu Programm, bis ihn schließlich ein bekanntes Gesicht innehalten ließ.
»Ich halte die Zeit für gekommen, mich zurückzuziehen und ganz auf die Arbeit für meine Stiftung zu konzentrieren«, erklärte Henry Sinclair, der Vorstandsvorsitzende von Multi Media, des größten Medienimperiums der Welt. Armstrong hörte zu und fragte sich, zu welchem Preis Sinclair wohl verkaufen würde, als die Limousine vor dem Gebäude der Tribune
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