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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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gegenüber, der auf einem erhöhten Platz vor ihm saß. Die Verhandlung – falls dieses kurze, zur Routine erstarrte Ritual diese Bezeichnung verdiente – dauerte nur wenige Minuten. Bevor das Todesurteil über Lubji verhängt wurde, mußte ein Beamter ihn sogar auffordern, dem Gericht seinen Namen zu nennen.
    Der hochgewachsene, ausgemergelte junge Mann blickte auf den Beobachter des Roten Kreuzes hinunter, der rechts neben ihm saß. Offenbar gelangweilt, starrte der Mann auf den Fußboden und schaute erst auf, als das Todesurteil verkündet wurde.
    Ein anderer Soldat nahm Lubjis Arm, um ihn von der Anklagebank und aus dem Saal zu führen, damit der nächste Gefangene seinen Platz einnehmen konnte. Plötzlich erhob sich der Rot-Kreuz-Beobachter und stellte dem Richter eine Frage in einer Sprache, die Lubji nicht verstand.
    Der Richter machte ein düsteres Gesicht und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lubji zu.
»Wie alt sind Sie?« fragte er ihn auf ungarisch.
»Siebzehn«, erwiderte Lubji. Der Staatsanwalt trat vor den
    Richter und flüsterte irgend etwas.
    Der Richter blickte Lubji an, zog die Brauen zusammen und erklärte: »Das Urteil wird in lebenslängliche Haft umgewandelt.« Er machte eine Pause und lächelte, ehe er hinzufügte: »Wiederaufnahmeverfahren in zwölf Monaten.« Der Beobachter schien mit seiner vormittäglichen Leistung zufrieden und nickte zustimmend.
    Der Wächter, der offenbar der Meinung war, das Gericht sei mit Lubji viel zu menschlich umgegangen, kam wieder herbei, packte Lubji an der Schulter und zerrte ihn auf den Korridor zurück. Nachdem man ihm Handschellen angelegt hatte, brachte man ihn auf den Hof und beförderte ihn unsanft auf einen offenen Lkw. Andere Gefangene hatten stumm auf ihn gewartet, als wäre er der letzte Fahrgast eines Linienbusses.
    Die Ladeklappe wurde zugeschmettert, und Augenblicke später setzte der Laster sich mit einem Ruck in Bewegung. Lubji konnte das Gleichgewicht nicht halten; er stürzte auf den Boden der Ladefläche.
    In kniender Haltung schaute er sich um. Auf dem Laster befanden sich zwei bewaffnete Wachtposten, die einander gegenübersaßen. Einer der beiden hatte den rechten Arm verloren; der Mann sah kaum weniger resigniert aus als die Gefangenen.
    Lubji kroch nach hinten und kauerte sich auf den Boden. Er senkte den Kopf und versuchte sich zu konzentrieren. Die Fahrt zum Gefängnis würde etwa vierzig Minuten dauern; er war sicher, daß seine letzte Chance gekommen war, wollte er nicht wieder in ein finsteres Loch gesteckt werden oder trotz des Urteilspruches neben den anderen Gefangenen am Galgen baumeln. Wie kannst du fliehen, überlegte er fieberhaft, als der Wagen langsam durch einen Tunnel fuhr. Lubji versuchte sich zu erinnern, wie viele Unterführungen es zwischen Gefängnis und Gerichtsgebäude gegeben hatte. Drei oder vier. Er war nicht sicher.
    Als der Laster einige Minuten später durch den nächsten Tunnel fuhr, zählte Lubji langsam. »Eins, zwei, drei.« Fast vier Sekunden lang befanden sie sich in völliger Dunkelheit. Eines hatte Lubji den Wachtposten voraus: Nach den drei Wochen im Verlies kam er im Dunkeln zweifellos besser zurecht als sie. Allerdings waren seine Gegner zu zweit. Lubji schaute den Posten an, der ihm gegenüber saß. Nein, dachte er. Zu anderthalbt.
    Lubji blickte nach vorn auf die vorüberziehende Landschaft. Er schätzte, daß sie jetzt die halbe Strecke zwischen Stadt und Gefängnis zurückgelegt hatten. Neben der rechten Straßenseite verlief ein kleiner Fluß. Es könnte sich als schwierig, wenn nicht gar unmöglich erweisen, ihn zu überqueren; schließlich hatte Lubji keine Ahnung, wie tief das Wasser war. Am anderen Ufer erstreckten sich Wiesen bis zu einer Baumgruppe, die nach seiner Schätzung zwischen drei- und vierhundert Meter entfernt war.
    Wie lange würde er mit gefesselten Händen für dreihundert Meter brauchen? Er drehte den Kopf, um festzustellen, ob eine weitere Unterführung in Sicht kam; aber da war keine. In Lubji stieg die Furcht auf, daß sie bereits durch den letzten Tunnel vor dem Gefängnis hindurch waren. Konnte er einen Fluchtversuch am hellichten Tag riskieren? Lubji gelangte zu dem Schluß, daß er gar keine andere Wahl hatte, wenn es auf den nächsten drei Kilometern keinen Tunnel mehr gab.
    Etwa anderthalb Kilometer zogen vorüber. Lubji sagte sich, daß er eine Entscheidung treffen müsse, sobald sie um die nächste Kurve fuhren. Langsam zog er die Beine unters Kinn und legte

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