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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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die Handschellen auf die Knie. Er drückte das Rückgrat gegen die Hinterwand der Ladefläche und legte sein gesamtes Körpergewicht auf die Zehenspitzen.
    Als der Wagen um die nächste Kurve brauste, starrte Lubji hinunter auf die Straße. Beinahe hätte er »Mazeltov!« geschrien, als er ungefähr fünfhundert Meter voraus die Unterführung erblickte. Ausgehend von dem winzigen Lichtpunkt am hinteren Ende, schloß er, daß die Fahrt durch den Tunnel mindestens vier Sekunden dauerte.
    Angespannt und sprungbereit kauerte Lubji auf den Zehenspitzen. Sein Herz schlug so laut und heftig, daß er befürchtete, die Wachen würden davon alarmiert. Er blickte zu dem zweiarmigen Posten empor, der soeben eine Zigarette aus einer Innentasche
    zog, sie lässig zwischen die Lippen steckte und nach einem Streichholz wühlte. Lubji wandte den Blick wieder in Richtung der Unterführung, die jetzt nur noch etwa hundert Meter entfernt war. Ihm war klar, daß er nur einen winzigen Augenblick hatte, sobald sie in die Dunkelheit eingetaucht waren.
    Fünfzig Meter – vierzig – dreißig – zwanzig – zehn. Lubji holte tief Atem; der Tunnel war jetzt vor ihnen. Er sprang auf, warf die Handschellen um den Hals des Zweiarmigen und drehte mit solcher Kraft, daß der Posten über das Seitenbrett der Ladefläche geschleudert wurde und schreiend auf die Straße hinunterstürzte.
    Bremsen kreischten, als der Laster aus dem Tunnelausgang schlitterte. Lubji sprang über das Seitenbrett und rannte zurück in den vorläufigen Schutz der Dunkelheit. Zwei oder drei andere Gefangene folgten ihm dichtauf. Kaum war Lubji am anderen Tunnelausgang angelangt, stürmte er nach rechts und über eine Wiese hinweg, ohne ein einziges Mal zurückzublicken. Er hatte mindestens hundert Meter zwischen sich und die Straße gebracht, als er die ersten Kugeln über seinen Kopf hinwegsirren hörte. Er bemühte sich, die zweiten hundert Meter bis zum Waldrand zurückzulegen, ohne sein Tempo zu verlangsamen. Alle paar Schritte pfiff ihm eine neue Salve um die Ohren. Er schlug Haken wie ein Hase. Dann hörte er den Schrei. Hastig blickte er über die Schulter und sah einen der Gefangenen, die ihm gefolgt waren, leblos am Boden liegen, während ein zweiter ihm noch immer folgte, in nur wenigen Metern Abstand. Lubji hoffte, daß der Einarmige der Schütze war.
    Die Bäume ragten jetzt nur noch etwa achtzig Meter entfernt empor. Jede Kugel spornte Lubji wie ein Startschuß an und zwang einen weiteren Meter aus seinem zitternden Körper. Dann hörte er den zweiten Schrei. Diesmal schaute er nicht zurück. Noch fünfzig Meter. Ein Gefangener hatte einmal erwähnt, daß deutsche Gewehre eine Reichweite von dreihundert Meter besäßen; also brauchte er nur noch sechs, sieben Sekunden, bis er in Sicherheit war. In diesem Moment schlug ihm die Kugel in die Schulter. Die Wucht des Geschosses trieb ihn noch einige Schritte weiter; dann landete er kopfüber im Schlamm. Er versuchte zu kriechen, kam aber höchstens zwei Meter weit, bevor er nach vorn aufs Gesicht kippte. Er blieb liegen und fand sich mit dem Tod ab.
    Wenige Augenblicke später spürte er, wie grobe Hände seine Schultern packten. Andere rissen ihn an den Fußgelenken in die Höhe. Lubji fragte sich noch, wie es den Deutschen gelungen war, ihn so schnell zu erreichen. Wäre er nicht bewußtlos geworden, hätte er es herausgefunden.
    Als Lubji zu sich kam, hatte er keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war. In der undurchdringlichen Dunkelheit, in der er sich befand, konnte er nur vermuten, daß er wieder in seiner Zelle war und daß ihm die Hinrichtung bevorstand. Dann spürte er den furchtbaren Schmerz in der Schulter. Er versuchte, sich auf den Handflächen hochzustemmen, doch es war unmöglich. Er bewegte die Finger und stellte erstaunt fest, daß er keine Handschellen mehr trug.
    Er blinzelte und versuchte etwas zu sagen, doch nur ein Wispern entrang sich seiner Kehle. Wahrscheinlich hörte er sich wie ein verwundetes Tier an. Wieder versuchte er mühsam, sich aufzurichten, doch auch diesmal gelang es ihm nicht. Er blinzelte noch einmal, denn er konnte nicht glauben, was er da vor sich sah. Neben ihm kniete ein junges Mädchen und wischte mit einem feuchten Lappen über die Stirn. Lubji redete in verschiedenen Sprachen zu ihr, doch sie schüttelte nur den Kopf. Als sie schließlich etwas sagte, redete sie in einer Sprache, die Lubji nie zuvor gehört hatte. Dann lächelte sie, deutete auf sich und sagte schlicht:

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