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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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jeden Sack ab, der an ihm vorbeigetragen wurde. Alle paar Sekunden entstand eine Lücke in der Reihe der Arbeiter, wenn einer von ihnen mit etwas langsameren Schritten die Planke hinunterstieg. Lubji wartete geduldig auf den richtigen Moment, um sich unbemerkt in die Reihe stehlen zu können. Schließlich trat er nach vorn, als wollte er am Schiff vorbeigehen; dann bückte er sich rasch, warf sich einen Sack über die linke Schulter und stapfte aufs Schiff zu. Als er zum Vorarbeiter am Ende der Rampe gelangte, verbarg er sein Gesicht hinter dem Sack, den er sodann auf der Decksmitte in die gähnende Luke fallen ließ.
Lubji wiederholte diesen Weg mehrmals, um sich ein besseres Bild vom Schiff machen zu können, denn eine Idee keimte in ihm auf. Nachdem er ungefähr ein Dutzend Säcke geschleppt hatte, stellte er fest, daß er sich ein gutes Stück von seinem Hintermann entfernen und beinahe gemeinsam mit dem Vordermann das Ladedeck erreichte, wenn er etwas schneller ausschritt. Als der Haufen Getreidesäcke auf dem Kai immer mehr schrumpfte, erkannte Lubji, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er mußte rasch handeln.
Er wuchtete sich einen weiteren Sack auf die Schulter und war bald dicht hinter dem Mann vor ihm, der seinen Sack in den Laderaum fallen ließ und sich dann anschickte, die Laufplanke wieder hinunterzugehen.
Als Lubji die Decksmitte erreichte, ließ auch er seinen Sack in den Laderaum fallen – dann, ohne auch nur einen Blick über die Schulter zu wagen, sprang er ihm nach. Er landete ein wenig ungeschickt oben auf dem Haufen Säcke und mußte sich beeilen, rasch in die dunkelste Ecke des Laderaums zu gelangen. Ängstlich wartete er auf die erhobenen Stimmen von Männern, die herbeieilten, um ihm herauszuhelfen. Doch kein Ruf ertönte. Einige Sekunden vergingen; dann erschien der nächste Schauermann über der Luke und ließ seinen Sack hinunterfallen, ohne nachzusehen, wo er aufprallte.
Lubji versuchte, sich so tief in die Ecke zu drücken, daß niemand ihn sehen konnte, der durch die Luke hinunterschaute; zugleich wollte er vermeiden, daß ein Sack Weizen direkt auf ihm landete. Doch um nicht zu ersticken, mußte er nach jedem Sack, der in den Laderaum plumpste, den Kopf heben, einen raschen Atemzug tun, und sofort wieder untertauchen. Noch bevor der letzte Sack im Laderaum landete, hatte Lubji vom Kopf bis zu den Zehen Blutergüsse, und er keuchte wie eine Ratte, die zu ersaufen drohte.
Er glaubte schon, daß es schlimmer nicht werden könne, als die Luke plötzlich zugeschlagen und eine Holzplatte über dem Gitter verkeilt wurde. Lubji bemühte sich verzweifelt, den Haufen Säcke bis zur Spitze hinaufzuklettern. Nachdem er es geschafft hatte, drückte er den Mund dicht an die winzigen Ritzen des Gitters über ihm, um auf diese Weise an ein bißchen frische Luft zu kommen.
Kaum hatte er es sich oben auf dem Sackhaufen halbwegs bequem gemacht, begannen die Maschinen unter ihm zu dröhnen. Wenige Minuten später spürte er das schwache Schaukeln des Schiffes, als es langsam aus dem Hafen lief. Er konnte Stimmen auf Deck hören, und hin und wieder stampften Füße auf den Planken über seinem Kopf. Als der kleine Frachter aus dem Hafen ausgelaufen war und durch immer tieferes Wasser pflügte, wurden aus dem Wiegen und Schaukeln ein Schlingern und Stampfen. Lubji zwängte sich zwischen zwei Säcke und hielt sich mit ausgestreckten Armen daran fest, um nicht durch die Luft geschleudert zu werden.
Mitsamt der Säcke wurde er ständig von einer Seite auf die andere geworfen. Es wurde so schlimm, daß er um Hilfe rufen wollte; doch inzwischen war es dunkel, nur die Sterne leuchteten am Himmel über ihm, und die Seeleute hatten sich allsamt unter Deck zurückgezogen. Lubji bezweifelte, daß sie seine Schreie überhaupt hören würden.
Er hatte keine Ahnung, wie lange die Reise nach Ägypten dauerte und fragte sich ängstlich, ob er im Laderaum überleben könnte, falls ein Sturm aufkam. So war er zwar glücklich, bei Sonnenaufgang noch am Leben zu sein, mußte jedoch ständig damit rechnen, daß ihn ein plötzliches Ende ereilte.
Lubji konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, wie viele Tage vergangen waren, als sie endlich in ruhigere Gewässer gelangten, obgleich er sicher war, die meiste Zeit wachgelegen zu haben. Liefen sie in einen Hafen ein? Es war kaum noch eine Bewegung des Schiffes zu spüren, und auch das Dröhnen der Maschinen wurde zunehmend leiser, bis es schließlich ganz erstarb. Kurz darauf hörte

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