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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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Drehkreuz, hob sein Fahrrad aus dem Ständer und radelte so schnell er konnte etwa eine Meile die Straße entlang, ehe er die nächste Bankfiliale entdeckte. Er stürmte hinein und stellte einen Scheck über 10 Pfund aus.
    Bis zum Start des nächsten Rennens vergingen noch fünfzehn Minuten; deshalb konnte Keith ziemlich sicher sein, daß noch genug Zeit blieb, den Scheck einzulösen und rechtzeitig seine Wette zu machen. Der Schalterbeamte musterte den Kunden und betrachtete den Scheck; dann rief er die Zweigstelle in Melbourne an. Dort bestätigte man ihm umgehend, daß Mr. Townsend zeichnungsberechtigt für dieses Konto sei und der Scheck gedeckt war. Um vierzehn Uhr dreiundfünfzig zahlte der Schalterbeamte dem ungeduldigen jungen Mann die 10 Pfund aus.
    Keith radelte mit einer Geschwindigkeit zur Rennbahn zurück, die selbst einen Tour-de-France-Sieger begeistert hätte. An der Bahn angelangt, ließ er sein Fahrrad einfach zu Boden fallen und stürmte zum nächsten Buchmacher. Bei Honest Syd setzte Keith 5 Pfund auf Platz und Sieg. Als die Startboxen aufsprangen, ging er entschlossen zum Absperrgitter und kam gerade rechtzeitig, um den Pulk der Pferde beim ersten Umlauf zu beobachten. Er traute seinen Augen nicht: Drumstick mußte am Start stehengeblieben sein; denn zu Beginn der zweiten Runde trottete die Stute abgeschlagen hinter dem Feld her, und obwohl sie auf der Endgeraden Boden gutmachte, überquerte sie die Ziellinie erst als vierte.
    Keith sah sich die Liste der Pferde und Reiter des dritten Rennens an; dann radelte er so schnell wieder zur Bank, daß er den Sattel kein einziges Mal auch nur flüchtig berührte. Am Schalter bat er, einen Scheck über 20 Pfund einzulösen. Wieder wurde ein Anruf getätigt, und diesmal ersuchte der stellvertretende Bankdirektor in Melbourne, selbst mit Keith zu sprechen. Nachdem er sich seiner Identität versichert hatte, erlaubte er die Einlösung des Schecks.
    Auch im dritten Rennen erging es Keith nicht besser als zuvor, und als der Sieger des sechsten Rennens über die Lautsprecheranlage bestätigt wurde, hatte er 100 Pfund vom Spendenkonto abgehoben und verwettet. Langsam radelte er zum Postamt zurück und dachte über die zu erwartenden Konsequenzen dieses Nachmittags nach. Er wußte, daß der Schulkämmerer das Konto am Monatsende überprüfen und sich mit Fragen über Einzahlungen und Abhebungen an den Schuldirektor wenden würde – und dieser würde sich seinerseits zur Aufdeckung der Sachlage an die Bank wenden. Der stellvertretende Bankdirektor würde daraufhin erklären, daß Mr. Townsend ihn an dem fraglichen Mittwochnachmittag fünfmal von einer Zweigstelle in der Nähe der Rennbahn angerufen und jedesmal darauf bestanden habe, einen Scheck einzulösen. Ohne Zweifel würde Keith sofort von der Schule fliegen – im Jahr zuvor hatte man einen Jungen aus den heiligen Hallen verwiesen, nur weil er eine Flasche Tinte gestohlen hatte. Aber schlimmer, noch viel schlimmer war, daß diese Neuigkeit auf der Titelseite jeder australischen Zeitung zu lesen sein würde, die nicht Keith’ Vater gehörte.
    Betsy wunderte sich, daß Keith sich nicht wenigstens ein paar Minuten bei ihr sehen ließ, nachdem er sein Fahrrad hinter dem Postamt abgestellt hatte. Er kehrte zu Fuß zur Schule zurück und konnte an nichts anderes denken, als daß er nur drei Wochen Zeit hatte, 100 Pfund zu beschaffen. Sofort ging er auf sein Zimmer und versuchte, sich auf alte Prüfungsfragen zu konzentrieren, doch immer wieder schweiften seine Gedanken zu den vorschriftswidrigen Abhebungen. Keith überlegte sich Dutzende von Ausreden, die sich unter anderen Umständen vielleicht glaubhaft angehört hätten; aber wie wollte er erklären, weshalb die Schecks in halbstündlichen Abständen eingelöst worden waren – bei einer Filiale, die sich so nahe an einer Rennbahn befand?
    Am nächsten Morgen erwog Keith, sich freiwillig zur Armee zu melden; möglicherweise würde er dann nach Burma geschickt, ehe jemand darauf aufmerksam wurde, was er getan hatte. Falls er in der Schlacht fiel – mit einem Victoria Cross als postumer Auszeichnung –, würde man die fehlenden 100 Pfund in seinem Nachruf vielleicht nicht erwähnen. Keith hätte sich auf alles eingelassen, um den Makel loszuwerden – nur davon, in der folgenden Woche erneut Wetten zu plazieren, obwohl derselbe Pferdepfleger ihm einen weiteren »todsicheren Tip« gab, nahm er dann doch lieber Abstand. Seine Stimmung wurde auch nicht gerade

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