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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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besser, als er am Donnerstagmorgen im Sporting Globe las, daß dieser »todsichere Tip« zehn zu eins gebracht hätte.
    Während er sich am nächsten Montag mit einem Aufsatz über Goldwährung abplagte, wurde ihm ein handgeschriebener Zettel ins Zimmer gebracht, auf dem lediglich stand: Der Direktor möchte Sie sofort in seinem Arbeitszimmer sprechen.
    Keith wurde schlecht. Er ließ den halbfertigen Aufsatz auf seinem Schreibtisch liegen und schlurfte langsam zum Haus des Direktors hinüber. Wie hatten sie es nur so schnell herausgefunden? Hatte die Bank beschlossen, der Sache nachzugehen und den Kämmerer auf mehrere vorschriftswidrige Abhebungen aufmerksam zu machen? Aber wie konnten sie sicher sein, daß das Geld nicht für ordnungsgemäße Ausgaben erforderlich gewesen war? Keith hörte den Direktor bereits sarkastisch fragen: »Nun, Townsend, was waren denn das für ordnungsgemäße Ausgaben‹, für die das Geld in halbstündlichen Abständen abgehoben werden mußte – und das an einem Mittwochnachmittag, nur eine Meile von einer Rennbahn entfernt?«
    Keith stieg die Stufen zum Haus des Direktors hinauf. Ihn fröstelte, und ihm war übel. Das Hausmädchen öffnete die Tür, noch ehe er dazu gekommen war, anzuklopfen. Als er das Zimmer betrat, glaubte er, das Gesicht des Direktors noch nie zuvor so streng gesehen zu haben. Er schaute sich um und sah Mr. Clark, seinen Hausaufseher, auf dem Sofa in der Ecke sitzen. Keith blieb stehen. Diesmal würde man ihm keinen Stuhl und kein Glas Sherry anbieten.
    »Townsend«, begann der Direktor, »ich untersuche eine außerordentlich ernste Angelegenheit, in die Sie, wie mir leider zu Ohren gekommen ist, offenbar persönlich verwickelt sind.«
    Keith bohrte sich die Nägel in die Handflächen, um sein Zittern zu unterdrücken. »Wie Sie sehen, Townsend, ist auch Mr. Clarke hier, weil ein Zeuge anwesend sein muß, falls diese Angelegenheit an die Polizei weitergeleitet wird.«
    Keith spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Er hatte Angst, zusammenzusacken, falls man ihm keinen Stuhl anbot.
»Ich möchte ohne Umschweife zur Sache kommen, Townsend.« Der Direktor machte eine Pause, als müsse er erst nach den richtigen Worten suchen. Keith’ Zittern ließ nach. »Meine Tochter Penny ist … ist anscheinend … schwanger«, sagte Mr. Jessop schließlich, »und behauptet, vergewaltigt worden zu sein. Offenbar sind Sie« – Keith wollte gerade protestieren – »der einzige Zeuge des Vorfalls. Da der Beschuldigte nicht nur den Schlafsaal mit Ihnen teilt, sondern überdies der Vertrauensschüler dieser Anstalt ist, halte ich es für außerordentlich wichtig, daß Sie sich bereit erklären, uns bei dieser Untersuchung voll zu unterstützen.«
Keith stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus. »Ich werde mein Bestes tun, Sir.« Die Augen des Direktors kehrten zu einem Schriftstück zurück, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Keith vermutete, daß es eine vorbereitete Aussage war.
»Haben Sie am Samstag, dem sechsten Oktober, gegen fünfzehn Uhr, den Kricketpavillon besucht?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Keith ohne Zögern. »Meine Pflichten als Spendensammler machen es erforderlich, daß ich mich hin und wieder dort umschaue.«
»Ja, natürlich«, murmelte der Direktor. »Das ist völlig verständlich und außerdem sehr löblich.« Mr. Clarke blickte ihn ernst an und nickte bestätigend. »Können Sie mir mit eigenen Worte schildern, was Sie an dem betreffenden Samstag gesehen haben, als Sie den Pavillon betraten?«
Keith hätte am liebsten gegrinst, doch es gelang ihm, eine ernste Miene beizubehalten.
»Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Mr. Jessop. »Und was immer Sie von der Sache halten – Sie brauchen Ihre Äußerungen nicht als Petzerei zu betrachten.«
Keine Bange, dachte Keith, das tue ich bestimmt nicht. Er überlegte, ob er diese Gelegenheit nutzen sollte, zwei alte Rechnungen zu begleichen. Aber vielleicht brächte es ihm mehr ein, wenn…
»Vielleicht sollten Sie auch bedenken, daß der gute Ruf mehrerer Personen von Ihrer Interpretation der Geschehnisse an jenem bedauerlichen Nachmittag abhängt.« Es war das Wort »Ruf«, das Keith half, seine Entscheidung zu treffen. Er runzelte die Stirn, als würde er angestrengt über die möglichen Folgen seiner Aussage nachdenken, und fragte sich, wie lange er diese quälende Ungewißheit noch ausdehnen konnte.
»Als ich den Pavillon betrat«, Keith bemühte sich, ungewöhnlich verantwortungsvoll zu klingen,

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